MZ-Serie
Einen Politiker zum Abschuss freigegeben

Albert Schedl saß neun Jahre für die CSU im Bundestag. Dann scheiterte eine weitere Kandidatur an einer nackten Sekretärin.

20.12.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Illustre Politiker-Runde: Hermann Höcherl (links), Friedrich Zimmermann und Albert Schedl (rechts) −Foto: MZ-Archiv

Unter den vielen Ratgebern, die in den Regalen der Buchhandlungen stehen, fehlt wahrscheinlich noch einer: „Wie werde ich einen missliebigen Abgeordneten los?“ Als Beispiel für eine besonders hinterfotzige Art könnte sicherlich der Fall des Regensburger Mitglieds des Bundestag Albert Schedl (CSU) gelten. Hinterfotzig deshalb, weil dadurch nicht nur der Politiker, sondern auch der Privatmann beschädigt wurde.

Eine bayerisch-barocke Figur

Sicherlich, der Regensburger Bundestagsabgeordnete und Neffe des ehemaligen bayerischen Finanzministers Otto Schedl war kein Kind von Traurigkeit. Eine echte bayerisch-barocke Figur eben, wie sie die CSU eigentlich mochte. Deshalb kam das Halali zum Abschuss ziemlich überraschend. Denn plötzlich gab es Schlagzeilen über eine angebliche Verfehlung, die auch eine CSU nicht mehr goutieren konnte: Schedl soll eine ehemalige Sekretärin im Büro von Franz-Josef Strauß, nach einem mit reichlich Schnaps begossenen Einstellungsgespräch, halbnackt aus seinem Appartement gejagt haben.

„Ein übles Spiel“

Die „Welt“ hatte die wenig galante Tat ruchbar gemacht, und „Bild“ hatte sie noch mit einigen Details ausgeschmückt. Schedl bezeichnete die Kampagne als „Rufmord“.

Der damalige Regensburger CSU-Kreisvorsitzende und Bürgermeister Alfred Hofmaier kommentierte das Schlagzeilen-Donnerwetter so: „Es ist ein übles Spiel, wie man uns ins offene Messer hat laufen lassen.“ Und die WOCHE wusste auch, dass es eine gezielte Indiskretion aus dem Lager der CSU-Landesgruppe in Bonn war, die die ersten Berichte lieferte.

Es war immerhin bemerkenswert, dass das angebliche Opfer ein halbes Jahr lang in der Öffentlichkeit geschwiegen hatte. Und auch der Taxifahrer, der die Frau in der besagten Nacht nach Hause gebracht hatte, ließ in der geschwätzigen damaligen Bundeshauptstadt ein halbes Jahr lang kein Wort verlauten. Erst als Albert Schedl gegen den Willen einiger CSU-Unterhäuptlinge erneut für den Bundestag kandidierte, ging die Sekretärin an die Öffentlichkeit. Angeblich in Sorge um das Wohl der CSU.

Schedl verteidigte sich in der WOCHE damit, dass es die nackte Sekretärin nie gegeben habe. Den Schnaps mit ihr habe er im Beisein eines Dritten getrunken und das Taxi habe er selbst gerufen. Alle Verteidigungsreden halfen dem Regensburger Bundestagsabgeordneten nichts mehr. Er war beschädigt und verzichtete in der Folge auf eine weitere Kandidatur.

2005 kam Schedl, zwischenzeitlich als Lobbyist von ThyssenKrupp tätig, wegen angeblicher Bestechungsgelder an Bundestagsabgeordnete erneut in die Schlagzeilen. Nach seinen handschriftlichen Vermerken soll Schedl im Auftrag von Thyssen 1993 mehrere Hunderttausend Mark für politische Dienste an den damaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Hollerith gezahlt haben. Albert Schedl starb 2009 in Bonn-Bad Godesberg.