Polizei
Fanrandale nach Jahn-Spiel in Bayreuth

Gewaltbereite Fangruppen gehen aufeinander los. Sechs Menschen werden verletzt. Die Polizei muss „massiv einschreiten“.

20.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:52 Uhr

Etwa 300 Jahn-Anhänger aus Regensburg waren zum Auswärtsspiel in Bayreuth gereist. Ob die später an der Schlägerei Beteiligten aus dem Fanblock stammten, ist noch unklar.

Eine Platzwunde am Kopf, ein gebrochener Arm, eine Gehirnerschütterung – Drei Fans des SSV Jahn Regensburg mussten am Samstagnachmittag nach einer Auseinandersetzung mit Anhängern der SpVgg Oberfranken Bayreuth im Krankenhaus behandelt werden. Drei weitere Jahn-Fans wurden leicht verletzt. Der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, Jürgen Stadter, sagte, dass die Einsatzkräfte „massiv“ dazwischengehen und Pfefferspray einsetzen mussten, „um Schlimmeres zu verhindern“. In der Unterführung zum Bayreuther Bahnhof war es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Fangruppen gekommen.

Die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung laufen. Die Beamten nahmen zwei Bayreuther Anhänger und einen befreundeten Fan der SpVgg Greuther Fürth vorläufig fest. Die drei Männer wurden aber noch am Samstagabend wieder entlassen. Zeugen, die die Vorfälle am Bayreuther Bahnhof beobachtet haben, werden gesucht.

Im Stadion war die Stimmung gut

Warum es nach dem Fußball-Regionalspiel zu diesem Gewaltausbruch kam, ist bislang ungeklärt. Im Stadion war die Stimmung auf den Rängen gut. Das bestätigte auch Franz Preuss, Vorsitzender des Jahn-Fanclubs Power vom Tower, auf Nachfrage unserer Zeitung. Von Streitereien habe er nichts mitbekommen. Der einzige Anlass für Unzufriedenheit: „Der Jahn hat kein Tor geschossen.“ Als dann aber klar gewesen sei, dass Burghausen verloren und der Jahn die Tabellenspitze übernommen hatte, hätte sich die Laune der Fans spürbar verbessert. Von der Prügelei habe er erst am Sonntagmorgen erfahren, sagte Preuss. Ihn habe das wirklich überrascht und er hoffe, dass es den Verletzten bald besser gehe. Er wiederholte: „In und vor dem Stadion gab es nichts.“ Preuss hatte eine Busfahrt zu dem Auswärtsspiel organisiert. „Wir fahren ja immer mit dem Bus – wegen der Sicherheit“, schob Preuss nach.

Ausschreitungen bei Jahn-Spielen

Bei Spielen des SSV Jahn gab es in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Ausschreitungen mit Beteiligung der Regensburger Fans. Im Dezember 2014 wollen Jahn-Fans beim Auswärtsspiel in Unterhaching in den Innenraum des Stadions stürmen, ein Ordner wird dabei verletzt. Im Juli vergangenen Jahres treffen sich beim Auswärtsspiel in Ingolstadt Jahn-Fans mit einer Gruppe von Anhängern der Gastgeber vor dem Stadion zu einer scheinbar verabredeten Schlägerei, die die Polizei aber verhindern kann. Im August zerreißen Jahn-Fans im Gästeblock beim Auswärtsspiel in Augsburg eine geklaute Fahne des FC. FCA-Fans rennen danach über die Tartan-Bahn auf den Gästeblock zu und können nur mit Mühe durch die Sicherheitskräfte gestoppt werden. Und erst vor zwei Wochen reiste eine kleine Fangruppe des SSV Jahn nach Amberg, obwohl das Oberpfalzderby gegen den FC zuvor abgesagt worden war. Die Polizei kann eine sich anbahnende Auseinandersetzung mit Fans des Amberger Eishockeyvereins ERSC verhindern.

Hat der Oberpfälzer Regionalligist derzeit ein Problem mit einer Gruppe von gewaltbereiten Fans? Jahn-Geschäftsführer Johannes Baumeister teilte auf Nachfrage unserer Zeitung dazu mit: „Grundsätzlich hat der SSV Jahn kein Fanproblem. Wir haben von Vereinsseite für den Austausch mit unseren Anhängern gute Strukturen geschaffen und stehen mit allen Fangruppen in einem regelmäßigen und guten Dialog.“ Im Detail wollte sich der Klub am Sonntag nicht zu dem Vorfall vom Wochenende äußern: „Wir möchten uns zunächst mit Beteiligten und Sicherheitsträgern austauschen, um in Erfahrung zu bringen, was genau vor Ort geschehen ist. Vorher macht es keinen Sinn zu den Vorfällen Stellung zu beziehen“, teilte Baumeister mit. Im Umfeld des Vereins gibt es indes bereits ein Fanprojekt. Dies startete der Kontakt Regensburg e.V. im Februar diesen Jahres. Gewaltprävention ist dabei eines der zentralen Themen.

Christoph Starke, Trainer der SpVgg Bayreuth, sagte dem Nordbayerischen Kurier: „Fans dürfen auch mal sauer sein, aber wir lehnen jegliche Form von Gewalt ab.“ Es gebe viele anständige Fans und diejenigen, die nur Gewalt suchten, seien fehl am Platz. Dass sich Fans zunehmend radikalisieren, diesen Eindruck hat Starke nicht.

Der Fanbeauftragte der SpVgg, Harald Hahnefeld, distanziert sich ganz klar von den Beteiligten. „Das sind Idioten, die eigentlich nichts mit Fußball zu habe“, sagte Hahnefeld. Auch er berichtete von einer guten Atmosphäre, die im Stadion geherrscht habe. Im Nachhinein erinnert er sich jedoch an Zuschauer, die er zuvor noch nie im Stadion gesehen hatte. Sie waren komplett schwarz gekleidet und keiner Seite zuzuordnen. Als die Gewalt eskalierte, war Hahnefeld selbst schon zu hause und in dem Glauben, dass alle Gästefans längst im Bus oder Zug auf der Heimfahrt wären. Aus Fan-Kreisen hörte er, dass eine gewaltbereite Gruppe, unter der auch junge Bayreuther Anhänger gewesen seien, am Bahnhof auf eine gewaltbereite Gruppe aus Regensburg getroffen sei. Beide Seiten hätten einander provoziert und die Auseinandersetzung geradezu gewollt. Hahnefeld sprach darüber hinaus sich für ein Stadionverbot für die Täter aus.

In den Tagen vor dem Spiel in Bayreuth deutete – zumindest in der Öffentlichkeit – vieles alleine auf ein tolles Fußballfest hin. Die Vorfreude in der Wagner-Stadt auf das Spiel war groß. Galt es doch einen Favoriten auf die Meisterschaft samt zahlreicher Gästefans zu empfangen. Um für die entsprechende Kulisse zu sorgen, riefen die Bayreuther „Oldschdod“-Fans dazu auf, sich im Block A zu versammeln. Das alles schien zu wirken. 1814 Zuschauer kamen.

Andererseits war es aber auch nicht das erste Mal, dass sich Bayreuther Anhänger und Jahnfans eine handfeste Auseinandersetzung lieferten. Schon vor drei Jahren kam es nach einem Bayernliga-Spiel des SSV Jahn II gegen die SpVgg Bayreuth zu einer Schlägerei. Damals sollen sollen drei bis vier Regensburger auf einen 16-Jährigen losgegangen sein. War also mit Randalen am Samstag zu rechnen?

Kein Risikospiel, aber mehr Polizeikräfte

Der Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken wollte nicht von einem Risikospiel sprechen. Aber: „Es war ein Spiel, bei dem sich die Polizei auf Zwischenfälle in und um das Stadion einstellen musste.“ Mehrere Dutzend Polizeieinheiten seien im Einsatz gewesen. Unterstützung kam zusätzlich von der Bereitschaftspolizei. Genauere Angaben zur Personalstärke vor Ort wollte der Sprecher nicht machen. Bayreuther Anwohner berichten von einem im Vergleich zu anderen Spielen sichtbar erhöhten Polizeiaufgebot. In Seitenstraßen reihten sich die Polizeifahrzeuge. Der Fußweg vom Stadion bis zum Bayreuther Bahnhof dauert knapp 15 Minuten. Der Abzug der Jahn-Fans wurde auch von der Polizei unmittelbar beobachtet. Warum es dennoch zu einem Zusammentreffen der Fangruppen kam, müsse noch „nachbereitet“ werden, sagte der Polizeisprecher. Zum jetzigen Zeitpunkt könne er das noch nicht beantworten.

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