Natur
Giftige Raupen legen Parkplätze still

Wegen der Tierchen sind Standflächen an Autobahnen gesperrt. Die Haare der Raupen, die Eichen bevölkern, lösen Allergien aus.

26.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners bilden an Bäumen bis zu ein Meter lange Gespinstnester. Die dünnen Härchen enthalten ein Gift, das zu heftigen Ekzemen führen kann. −Foto: Autobahndirektion Südbayern

Im Juni kriechen sie zu Tausenden aus den Baumkronen herab. Dann können die Raupen des Eichenprozessionsspinners für Menschen und Tiere äußerst unangenehme Folgen haben. Denn zu diesem Zeitpunkt bilden die Tierchen giftige Brennhaare aus, die oft unerträglich juckende Hautekzeme auslösen, aber auch für Augen und Atemwege gefährlich werden können.

Der eigentlich harmlose Nachtfalter breitet sich in Bayern immer weiter aus. Vor zehn Jahren war vor allem der fränkische Raum betroffen, inzwischen hat die wärmeliebende Schmetterlingsart auch Nieder- und Oberbayern erobert sowie einige Regionen in der Oberpfalz.

Der Nachtfalter bevorzugt Eichen an lichten Waldrändern – wie sie für viele Autobahnparkplätze typisch sind. In Verbindung mit „warmen“ Asphaltflächen bilden diese Parkplätze für die Tiere ein geradezu ideales Biotop. Auf einigen Rastplätzen in der Region treten die giftigen Raupen in diesem Jahr so stark auf, dass die Autobahndienststelle Regensburg sie aus Sicherheitsgründen gesperrt hat. Im Landkreis sind die Parkplätze Benhof und Regendorf sowie Erlgrund Nord und Süd (früher Grafenried) betroffen.

Gefährdungspotenzial ist zu groß

Katharina Häusler von der Dienststelle Regensburg der Autobahndirektion Südbayern betonte im Gespräch mit der MZ, dass es keine Alternative zur Sperrung der vier Autobahnparkplätze gegeben habe. Eine Bekämpfung der Raupenplage sei zum derzeitigen Zeitpunkt nicht mehr möglich. Dass das Gefährdungspotenzial der kleinen Tierchen erheblich ist, bestätigte auch Roland Schaub von der Autobahndirektion Südbayern. „Mit diesen Raupen ist nicht zu spaßen. „Jeder, der mit ihnen in Kontakt kommt, reagiert darauf.“ Dass Auto- oder Lastwagenfahrer mit den Raupen in Berührung kommen, könne man nicht riskieren.

Im Herbst sollen die Raupen, die sich im Juli in bis zu einem Meter langen Gespinstnestern verpuppen, abgesaugt werden, kündigte Häusler an. Möglicherweise müssten auch einige Eichen, die an für Menschen besonders gefährlichen Stellen stehen, gefällt werden. Offen ist noch, ob im kommenden Frühjahr ein erneuter Befall der Bäume durch den Einsatz von Insektenbekämpfungsmittel verhindert werden muss.

Insektizide eingesetzt

Die Autobahndirektion Nordbayern hat die Raupen bereits in diesem Jahr auf besonders betroffenen Parkplätzen zwischen der Anschlussstellen Höchstadt Ost und der Frauenaurach mit dem Mittel Biozid Dipel ES bekämpft. Die Behörde argumentierte den Einsatz mit der Gefährdung der Verkehrsteilnehmer durch die giftigen Raupen. Außerdem müssten die betroffenen Parkplätze sonst wochen- und monatelang zur Hauptreisezeit gesperrt werden.

Diese Einschätzung bestätigt auch Katharina Häusler. Der Ausfall von vier Autobahnparkplätzen bedeute gerade für den Lastwagenverkehr „eine schwierige Situation“, zumal auch die beiden Autobahn-Parkplätze an der A3 bei Wörth wegen Umbauarbeiten geschlossen seien.Für die „Entdeckung“ des Eichenprozessionsspinners zeichnete das Forstamt Pielenhofen mitverantwortlich. Nach Angaben von Erwin Engeßer, Bereichsleiter Forsten beim AELF Regensburg, hatten Wanderer die Raupen bei Sinzing beobachtet und bei seiner Behörde nachgefragt, was für Tiere das seien. Seine Mitarbeiter hätten daraufhin die Wälder im Raum Sinzing kontrolliert und einen Befall festgestellt. Für die Waldbehörde geht es vor allem um den Schutz der Bäume. Da die Raupen fast ausschließlich Eichen befallen, könnten sie bei massivem Auftreten Bestände gefährden. Der Befall im Landkreis ist aber laut Engesser noch gering.

Der Forstexperte hält daher auch die Situation für Menschen nicht für gefährlich. Das aktuelle Vorkommen der Raupen bedeute bei Beachtung grundlegender Verhaltensregeln keine Beeinträchtigung für Waldbesucher. Die wichtigste Vorsorgemaßnahmen: „Niemals in diesen Gespinsten herumstochern und einfach Abstand halten.“