Kirche
Hunderte nehmen Abschied vom Altbischof

„Er war ein guter Hirte“ – darin sind sich die Trauernden einig. Am Donnerstag werden sie Müllers letzten Wunsch erfüllen.

26.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Hunderte Gläubige und Weggefährten erwiesen dem beliebten Altbischof Manfred Müller im Regensburger Dom die letzte Ehre. −Foto: altrofoto.de

„Er war ein menschlicher Bischof“, das hört man auf dem Domplatz am Mittwoch immer wieder. Ein Bischof, der nicht abgehoben, sondern ganz nah bei den Gläubigen war. Nun nehmen die Menschen Abschied von Manfred Müller, der von 1982 bis 2002 das Bistum führte. „Ein wirklich guter Hirte ist zu seinem Schöpfer heimgekehrt. Dort wird große Freude herrschen über einen menschlichen, verständnisvollen, warmherzigen Diener Gottes“, heißt es im Kondolenzbuch. Oder: „Ich danke Gott dafür, dass wir Sie als Bischof haben durften.“ Müller war am vergangenen Mittwoch im Alter von 88 Jahren in seinem Altersruhesitz im Kloster Mallersdorf gestorben.

„Sein letzter Weg auf Erden“

Hundert Gläubige, darunter ehemalige Firmkinder, kirchliche Mitarbeiter und Funktionäre, aber auch schaulustige Touristen verfolgten den Trauerzug vom Ordinariat zum Dom. Angeführt von Fahnenträgern zogen Priester aus dem ganzen Bistum und Mitglieder des Domkapitels mit Bischof Voderholzer an der Spitze entlang des Weges, den Müller in seinen 20 Jahren als Regensburger Bischof oft gegangen war. „Wir begleiten ihn nun ein letztes Mal in den Dom, es wird sein letzter Weg auf Erden sein“, sagte Voderholzer. Kurz vor 15 Uhr läuteten die Glocken, als der Sarg mit Müllers sterblichen Überresten aus Mallersdorf in Regensburg eintraf.

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In einem schlichten Eichensarg, geschmückt mit einem weißen Blütenschmuck aus Rosen und Frühlingsblumen, wird Müller bis zu seiner Beisetzung am Donnerstag nach dem Requiem um 13 Uhr aufgebahrt. Der Sarg bleibt geschlossen, anders als bei seinem Vorgänger Bischof Rudolf Graber, der 1992 in einer dreitägigen Zeremonie zu Grabe getragen wurde. Die Menschen, so hatte es sich Müller gewünscht, sollen ihn in lebendiger Erinnerung behalten. Noch bis 20 Uhr konnten sich die Gläubigen am Mittwoch im Dom in ein Kondolenzbuch eintragen, mehrere hundert Gläubige hatten dies bereits zuvor imOnline-Kondolenzbuchgetan.

Den Trauerzug begleiteten auch rund 60 Schüler aus der Bischof-Manfred-Müller-Schule (BiMaMü). Die Schüler hätten den Tod des Bischofs vergangene Woche gefasst aufgenommen, sagte Rektor Konrad Wacker der MZ. „Wir wussten, dass es ihm nicht gut geht und er den Tod herbeisehnte.“ Seine Schüler, die Müller so am Herzen lagen, werden am Donnerstag seinen letzten Wunsch erfüllen und bei der Beisetzung in der Bischofs-Grablege das Lied vom guten Hirten singen. „Es ist ein Lied, das wunderbar zu ihm passt. Er war ein guter Hirte“, sagte Wacker.

Er brachte sie zum Schmunzeln

In der Totenvesper, die von der Chorschola der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik und Musikpädagogik und Domorganist Prof. Franz-Josef Stoiber musikalisch umrahmt wurde, erinnerte Bischof Voderholzer an das Schaffen von Müller in Regensburg. „Er stärkte seine Zuhörer in seinen Predigten nicht nur, er ermahnte sie und brachte sie mit seinem Zitatenschatz auch zum Schmunzeln.“ Müller habe gezeigt, dass es keinen Doktortitel brauche, um bei den Menschen Gehör zu finden.

Voderholzer erzählte auch von dem Menschen Manfred Müller. Bei gemeinsamen Essen habe der Bischof gerne von der Suppe einen Nachschlag verlangt, sich beim Hauptgang zurückgehalten und lieber noch einen Nachschlag beim Dessert genommen. Suppe, so hatte es der Altbischof in seinem letzten Willen verfügt, wird es auch am Donnerstag bei den Beisetzungsfeierlichkeiten geben. Für alle, ob hohe Würdenträger oder einfache Gläubige wird auf dem Domplatz eine Gulaschsuppe serviert.

Wetter, Müller und Schraml

Das Requiem findet um 13 Uhr statt. Hauptzelebrant wird Kardinal emeritus Friedrich Wetter sein. Unter den mitfeiernden Geistlichen wird auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller sein, ebenso wie der emeritierte Passauer Bischof Wilhelm Schraml, der unter Manfred Müller Weihbischof in Regensburg war. Bereits ab 12.15 Uhr findet ein Gebetsgedenken im Dom statt. Nach dem Requiem werden die sterblichen Überreste von Müller in der Bischofsgruft beigesetzt.

Sein letzter Besuch hatte Müller vor drei Jahren nach Regensburg geführt. Damals hatte er mit seinen Schülern an der BiMaMü seinen 85. Geburtstag nachgefeiert. Danach sei er zunehmend altersmüde geworden, weiß Schulleiter Konrad Wacker zu berichten.

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Er sei aber weiterhin in engem Kontakt mit „seiner“ Schule gestanden. Bei seinen letzten Besuchen, so erzählte auch Voderholzer, habe Müller zwar noch reges Interesse an seinem Bistum gezeigt. Die Wahl des neuen Weihbischofs Josef Graf habe er etwa mit den Worten „das ist eine gute Wahl“ kommentiert. Dennoch sehnte er seinen Tod herbei. „Der Herrgott hat mich wohl vergessen“, sagte er zu Voderholzer. Am 20. Mai starb Müller. Er war in seinem Rollstuhl entschlafen.