Konzert
Ina Müller zeigt Männern, wo’s lang geht

Die TV-Moderatorin präsentierte in Regensburg einen Abend mit Comedy und Musik. Ihre Witze gingen auf Kosten der Männer.

13.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr
Angelika Lukesch
Ina Müller begeisterte in der Regensburger Donau-Arena rund 3000 Besucher. −Foto: Niering

Ina Müller (51) anders als rotzfrech zu bezeichnen, wäre falsch. Die TV-Moderatorin, die seit neun Jahren die Show „Inas Nacht“ moderiert, ist ein Nordlicht durch und durch, behaftet mit dem trockenen Humor der Norddeutschen und einer den Bayern durchaus verwandten Deftigkeit der Sprache, die sie auch genussvoll zelebriert. Vor rund 3000 Besuchern in der Donau-Arena erscheint die zierliche Künstlerin ganz in schwarz auf der Bühne und wählt als Einstieg den Song „Zimmer 410“, ein Lied, das auf ihrer neuen CD „Ich bin die“ zu finden ist. Von dieser CD werden an diesem Abend noch mehrere Songs erklingen.

Die Show, die Ina Müller präsentiert, ist zweigeteilt. Musikalische Passagen wechseln sich mit Comedy-Elementen ab – eine Mischung, die sehr unterhaltsam ist und bei der keine Längen aufkommen. Zweieinhalb Stunden unterhält Ina Müller ihr Publikum auf diese Weise aufs Beste. Pause gibt es dankenswerterweise keine, denn die hätte den gewachsenen Ablauf der Show nur gestört. Doch was ist Ina Müller eigentlich? TV-Moderatorin? Comedian? Kabarettistin? Musikerin? Tatsächlich ist sie all dies in Personalunion.

Ihr Publikum hat sie von der ersten Minute an im Griff und dies mit einer Leichtigkeit, die staunen lässt. Wenn andere Künstler in den ersten Minuten Kontakt zum Publikum mit dem allgegenwärtigen „Hey Regensburg! Was geht ab?“ herstellen wollen, beginnt Ina Müller einfach zu plaudern, so als würde sie gute alte Bekannte bei einer Party treffen. Das schafft von Anfang an eine angenehme Stimmung, und unterhaltsam ist es allemal, zumal Ina Müller kleine Scherze mit Fans aus dem Publikum treibt.

Was Alkohol alles kann

Im Zentrum von Ina Müllers Gedanken als Comedian stehen die Unvollkommenheiten der Männer und die Schikanen des Daseins als Frau. Frech schreibt sie die Evolution neu: zuerst habe es ja nur Frauen gegeben, also nur das XX-Chromosom. Und weil das Leben in einer reinen Frauengesellschaft so lustig gewesen sei und man ständig getanzt habe, sei ein kleines Stückchen des einen X bei einer Frau mal abgebrochen. „Und schon war da ein XY, ein Mann. Das abgebrochene Stück wurde dann irgendwie wieder drangeklebt“, fügt Ina Müller mit wissendem Gesichtsausdruck an, die Halle biegt sich vor Lachen.

Ein Gag ist auch ihre Argumentation zum Thema Sport: „Klar könnte ich Sport machen, das geht aber gerade nicht. Weil ich keine Lust habe“, sagte Ina Müller und zelebriert dies als gerechtfertigtes Argument. Das gerne von Männern dagegen gesetzte Argument „Da fühlst du dich doch auch nackt viel besser, wenn du Sport machst“ kontert sie mit einem lapidaren „Das kann Alkohol auch“. Ina Müller kämpft als Comedian gegen die aufoktroyierten „Musts“ der Gesellschaft und hadert mit dem Schicksal: „Ab 26 beginnt der Zellabbau. Nur hat das keiner den Fettzellen gesagt!“

Sehr starke Momente hat die Künstlerin, als sie eine Peitsche im Flügel „findet“ und daraufhin regelrecht die Sau rauslässt. Anstelle von Höflichkeit, Zurückhaltung, geduldigem Ertragen und verständnisvollem Nicken setzt sie eine schwingende Peitsche, null Verständnis und ein genussvolles „Endlich einmal das rausbrüllen, was man im Innersten wirklich meint“.

In ihren Liedern wird die quirlige Norddeutsche nachdenklich und auch wehmütig. Sie singt von den Kindern, die sie nicht hatte und träumt von den Möglichkeiten, die das Leben hätte bereitstellen können. Ihren vier Schwestern, mit denen sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, widmet sie einen Song, der von Schwesternliebe erzählt und davon, dass man immer gegenseitig aufeinander zählen könne.

Die Geschichte vom Schwan

Die Lebenserfahrung der 51-Jährigen kommt in all ihren Songs zum Tragen und wirkt authentisch und ehrlich. „Sowas passiert mir heut nicht mehr“ handelt von den Vorzügen des Älterseins, wenn unglückliche Liebe die Seele nicht mehr komplett zersetzt und man sich trotzdem selbst noch finden kann. Ina Müller singt von Liebe und Treue und findet, dass Schuhe hierfür eine gute Alternative seien. Echte Treue ein ganzes Leben lang gebe es ohnehin nur bei Schwänen und „deswegen haben die auch so einen Hals“, witzelt Ina Müller.

Der Abend mit Ina Müller in der Donau-Arena verging schnell und unterhaltsam. Auch wenn manche Klischees bedient wurden, brachte Ina Müller die Absurditäten, die die moderne Zeit für Frauen birgt, mal augenzwinkernd und mal mit der Peitsche auf den Punkt.

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