Interview
Menschenmassen meiden

Die RVB statten ihre Busse mit Desinfektionsmittel aus. Ob das sinnvoll ist, verrät Dr. Thomas Holzmann im Interview.

19.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr
Gabi Hueber-Lutz

Dr. med. Thomas Holzmann Foto: UKR/Klaus Völcker

Ist im Moment eine Grippewelle im Anrollen?

Die Grippewelle hat bereits im Oktober begonnen. Allerdings ist die Influenzaaktivität in Deutschland in den letzten Wochen leicht angestiegen und ist momentan leicht erhöht. In den nächsten Wochen rechnen wir wie jedes Jahr mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Fälle. Problematisch könnte werden, dass ein Teil der Impfstoffe nicht alle zirkulierenden Virusstämme abdeckt. Ob dies allerdings zu einer besonders starken Influenzasaison führen wird, lässt sich nicht sicher vorhersagen.

Sind Desinfektionsmittel im Bus ein sinnvoller Schutz vor Ansteckung?

Die Übertragung der Influenza findet hauptsächlich durch Tröpfchen statt, die beim Husten oder Niesen entstehen. Allerdings ist der zweitwichtigste Übertragungsweg der Kontakt mit virushaltigen Sekreten z.B. durch Händeschütteln mit einem Erkrankten oder Berührung von mit Viren verunreinigten Oberflächen und anschließender Kontakt mit der eigenen Nase oder dem Mund. Hier kann eine Händedesinfektion durchaus die mögliche Infektionskette unterbrechen. Sinnvoll erscheint die Händedesinfektion hier vor allem beim Verlassen des Busses.

Sollte die Aktion in Bussen ausgeweitet werden oder auch auf andere öffentliche Einrichtungen ausgedehnt werden?

In vielen öffentlichen Einrichtungen finden sich bereits Händedesinfektionsspender. Ob eine Ausweitung auf weitere Busse wirklich sinnvoll ist, sollte man nach der Probephase beurteilen. Da aber gerade bei der Influenza die Tröpfcheninfektion eine zentrale Rolle spielt, sollte man die Desinfektionsmittel nicht überbewerten, da sie ja nur einen Teil der Infektionskette unterbrechen können.

Wie schützt man sich am besten vor Grippeviren?

Der beste Schutz wäre natürlich in der Grippesaison, Menschenansammlungen zu meiden und Abstand zu hustenden und niesenden Menschen zu halten. Das lässt sich allerdings nur schwer bewerkstelligen. Eine wichtige Maßnahme ist jedoch das regelmäßige Waschen der Hände mit Wasser und Seife. Hier ist allerdings zu beachten, dass man die Hände gründlich einseifen sollte. Ein Anhäufen von Desinfektionsmitteln daheim macht eher weniger Sinn. Für besonders gefährdete Personen empfiehlt sich eine Impfung gegen Influenza – allerdings mit dem aktuellen Vierfachimpfstoff (quadrivalenter Impfstoff).

Oberarzt Dr. med. Thomas Holzmann ist stellvertretender Leiter der Krankenhaushygiene am Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg.

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