Medizin
Neue Technik kann die Biopsie ersparen

Bei den Barmherzigen Brüdern ist ein moderner Magnetresonanztomograph im Einsatz. Das Gerät liefert viel genauere Bilder.

19.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Angelika Lukesch
Professor Dr. Niels Zorger präsentiert den neuen MRT 3 Tesla.Mit diesem Gerät wird die Diagnostik wesentlich verbessert. −Foto: Lukesch

Sehr viele Menschen machen im Laufe ihres Lebens Bekanntschaft mit der „Röhre“, dem Magnetresonanztomographen, kurz MRT genannt. Dieses Gerät kann mit sehr starken Magnetfeldern sowie magnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich Schnittbilder des menschlichen Körpers erzeugen. Auf diese Weise können Organe betrachtet und Organveränderungen festgestellt werden.

Seit 13 Jahren stand in der Radiologie der Barmherzigen Brüder ein solches MRT, das mit 1,5 Tesla arbeitete. Tesla ist die Maßeinheit für die magnetische Flussdichte. Im November vergangenen Jahres wurde das MRT 1,5 Tesla durch ein hochmodernes, weitaus stärkeres Gerät mit drei Tesla und modernster Spulentechnologie ausgetauscht.

Im Gespräch mit der MZ erklärt Professor Dr. Zorger die Vorteile dieses neuen Gerätes für Ärzte und vor allem für die Patienten. „Durch die doppelte Feldstärke von drei Tesla haben wir viel mehr Signale zur Verfügung, um Bilder zu generieren. Dadurch wird die Detailauflösung der Bilder wesentlich verbessert. Kleinste Gefäße können dargestellt werden, auch Verletzungen an Nervenfasern, Ringbändern, Knorpeln oder Muskelfasern. Besonders für die Handchirurgie ist dies ein sehr großer Vorteil“, erklärt der Radiologe.

Für die Patienten kann es auch bedeuten, dass eine Diagnostik ohne invasive Eingriffe erstellt werden kann. „Bei Verdacht auf Prostatakrebs zum Beispiel kann eine Aufnahme mit dem „MRT 3 Tesla“ eine Biopsie ersparen, wenn man einen Tumor ausschließen kann“, sagt Professor Zorger. Und selbst wenn in solch einem Fall ein Tumor diagnostiziert wird, kann die daraufhin nötige Biopsie wesentlich gezielter stattfinden. Insgesamt kann bei der Untersuchung der Prostata- oder des Dickdarmkrebses das Gewebe so detailliert dargestellt werden, dass Tumorstadien präziser und früher bestimmt werden können als in der Vergangenheit. „Auf eine von den Patienten als sehr unangenehm empfundene Endorektalspule kann verzichtet werden“, erklärt der Spezialist. Darüber hinaus gibt das neue „MRT 3 Tesla“ wesentlich besseren Aufschluss über Erkrankungen des Gehirns, der Wirbelsäule und insgesamt über die Zusammensetzung von Tumoren. „Die Teilauflösung ist wesentlich größer und es können nun Gefäße dargestellt werden, die man vorher nicht sehen konnte“, erklärt Professor Zorger.

Das neue „MRT 3 Tesla“ mit dem schönen Namen „Skyra“ verbessert nicht nur die Möglichkeiten der Diagnostik, sondern bietet den zu untersuchenden Patienten auch mehr Komfort beziehungsweise weniger Stress. Die Untersuchungen laufen wesentlich schneller ab. „Mit dem alten Gerät dauerten die Untersuchungen zwischen 20 und 30 Minuten, mit dem neuen nur 15 Minuten. Das ist ein großer Vorteil für die Ärzte und für die Patienten“, sagt Professor Zorger.

Auch der „Lärm“, den die Patienten bei einer Magnetresonanztomographie oftmals fürchteten, sei mit dem neuen Gerät wesentlich reduziert. „Es gibt Sequenzen, bei denen das Gerät leise arbeitet. Dies ist vor allem für Senioren wesentlich angenehmer. Auch Kinder können mit dem neuen Gerät leichter untersucht werden und müssen nicht unbedingt eine Narkose erhalten“, stellt der Chefarzt fest.

Die Öffnung des neuen „MRT 3 Tesla“ sei weit und die Röhre so kurz wie möglich. „Der Kopf schaut oben heraus, die Öffnung ist 70 Zentimeter weit“, beschreibt Professor Zorger das neue Gerät, das mit der nötigen Zusatzausstattung rund 1,5 Millionen Euro gekostet hat. „Solche Geräte haben in der Regel nur die Universitätskliniken“, beschreibt Professor Zorger die Bedeutung der neuen Errungenschaft im Krankenhaus Barmherzige Brüder.

Um den „MRT 3 Tesla“, der rund 7,5 Tonnen wiegt, überhaupt im Krankenhaus unterbringen zu können, war ein Umbau, respektive Anbau nötig. Im Rahmen der Erweiterung des Zentralgebäudes entstanden im vergangenen Jahr patientenoptimierte Räumlichkeiten für die Radiologie-Abteilung, die ein komplettes Stockwerk umfasst. Zwei Gründe gab es für den Umbau: Zum einen sollten die Kernspingeräte, die vormals 300 bis 400 Meter entfernt waren, im Zentralinstitut untergebracht werden. Außerdem sollte der Patientenkomfort verbessert werden. Im Rahmen dieses Umbaus wurden bereits alle Vorkehrungen für den neuen „MRT 3 Tesla“ getroffen, dessen Gewicht eine besondere Statik erforderte. Auch musste wegen der hohen Feldstärke des neuen MRT der Boden, der gleichzeitig die Decke der Krankenhausapotheke darstellt, gegen die Magnetwirkung gedämmt werden. Der neue „MRT 3 Tesla“ wurde nahezu im Ganzen (Kernstück des Gerätes ist eine sehr große Spule, die das Magnetfeld induziert) in den Erweiterungsbau hineingehoben. Übrigens wurde bei diesem Bau auch an die Zukunft der Radiologieabteilung gedacht. Professor Dr. Niels Zorger: „Wir haben einen leeren Raum für die Zukunft eingeplant.“ Schließlich könne man nie vorhersehen, wo sich die Technik hin entwickle.