Planung
Neues Wohnquartier im Stadtosten

Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Areal der Prinz-Leopold-Kaserne entstehen Wohnungen und Gewerbe. Stadt kauft die Fläche.

26.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:23 Uhr

Chance für die Stadt: Sie kann die Prinz-Leopold-Kaserne an der Zeißstraße vom Bund erwerben und das ganze Gelände entwickeln. Foto: Lex

Noch wirkt das Viertel rund um die ehemalige Prinz-Leopold-Kaserne unwirtlich und vernachlässigt. Ungenutzte Gewerbebauten schließen sich an. Stark befahrene Verkehrsadern wie die Landshuter Straße und der Odessa-Ring begrenzen das Areal. Doch die Stadt wird das Kasernengelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kaufen und erhält damit die Chance, ein Wohnquartier zu entwickeln.

Wirtschaftsreferent Dieter Daminger ist involviert. Er wird demnächst die Verhandlungen aufnehmen. Grünes Licht für den Verkauf an die Stadt hat Sozialministerin Emilia Müller bereits signalisiert. Daminger betont, der Ankauf sei wichtig. Regensburg benötigt Flächen, um sich weiter zu entwickeln.

Der Bürgerverein frohlockt

Wohnungen und Gewerbe ohne Lärmemissionen kann sich der Wirtschaftsreferent auf den knapp 150 000 Quadratmetern (15 Hektar) vorstellen. Einheimische und anerkannte Flüchtlinge sollen dort günstige Wohnungen bekommen. Die ortsansässigen Firmen florieren und brauchen mehr Platz. „Es sind sicher 20 bis 30 Betriebe da, die expandieren wollen und Standorte suchen“, erklärt Daminger. Das Gewerbe würde er an der Bahnlinie platzieren, um die Wohnhäuser vom Lärm abzuschirmen. Die Zahl der Wohnungen und weitere Detailfragen sind noch ungeklärt. Nach dem Kauf wird das Planungsreferat ein Konzept erarbeiten.

Die Anwohner vom Bürgerverein Regensburg Süd-Ost hoffen, dass ihre Anliegen miteinfließen werden. Vorsitzender Johann Brandl freut sich jetzt erst einmal, dass die Stadt das Gelände erwirbt. „Damit erfüllt sich eine Forderung, die wir seit Schließung der Kasernen geäußert haben.“ Die geplante Wohnbebauung begrüßt er. Brandlhofft auf eine Gesamtplanung. Auch die – schon einmal abgelehnten – Pläne für eine Landesgartenschau beim inzwischen an das Immobilienzentrum verkauften Wasserschloss Pürkelgut sollten weiterverfolgt werden, meint er. Die damals beauftragte Münchner Landschaftsarchitektin halte das noch für realisierbar.

Bernadette Dechant, CSU-Stadträtin für den Südosten, erwartet, dass bezahlbarer Wohnraum für alle gebaut wird. Sie wünscht sich „eine vernünftige urbane Entwicklung, das heißt kleine Geschäfte, einen Bäcker, einen Metzger, eine Post, eine Kita, einen Arzt und was man sonst so braucht“. Im ganzen Kasernenviertel mit seinen 16 030 Bewohnern leben laut städtischer Statistik vom März 2017 26,5 Prozent Ausländer (Gesamtstadt: 15 Prozent). Im Teilbereich des Kasernenviertels rund um Zeiß-, Bajuwaren- und Benzstraße wohnen 51 Prozent Ausländer. Der Osten weist laut Sozialbericht der Stadt weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, mehr Arbeitslose und geringere Einkommen auf als der Westen.

„Eine Ghettoisierung verhindern“

Dechant verweist auf mehrere Flüchtlingsunterkünfte im Stadtosten, darunter die Erstaufnahmeinrichtung auf dem Gelände der früheren Bajuwarenkaserne und das Transitzentrum für Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive in der Pionier-Kaserne. Sie fordert, die Stadt müsse eine Ghettoisierung verhindern. „Wir müssen schauen, dass wir ein gedeihliches Miteinander kriegen zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen.“

Die zweite stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Evelyn Kolbe-Stockert, hofft, „dass wir eine gute Mischung aus Studenten, Senioren, Mittel- und Gutverdienern hinkriegen“. Wie im Nibelungenareal sollten frei finanzierte und sozial geförderte Wohnungen sowie Studentenapartments gebaut werden. Kolbe-Stockert pocht darauf, dass „grüne Lungen“ eingeplant werden. Dass der Freistaat Mittel aus der Städtebauförderung zugesagt hat, begrüßt die Stadträtin, die selbst im Südosten lebt.