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Regensburger Schüler drehten Porno

Die Jugendlichen spielen selbst in dem Video mit, das an Regensburger Schulen kursiert. Die Jugendschutzstelle warnt Eltern.

23.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr

Ein Video mit kinderpornografischen Inhalten, das Schüler selbst drehten, ist an Regensburger Schulen über Netzwerke wie Whatsapp und Instagram in Umlauf. Foto: Carballo/Fotolia

Regensburger Schüler haben ein Pornovideo gedreht, in dem sie selbst mitspielen. Das bestätigte Stadtsprecherin Juliane von Roenne-Styra auf Anfrage. Die Schüler leiteten die Aufnahme selbst über ein soziales Medium weiter. Die Jugendschutzstelle der Stadt ist alarmiert. Sie verschickte einen Elternbrief, in dem es heißt: „Aktuell ist in den sechsten und siebten Klassen mehrerer Schulen in Regensburg ein Video in Umlauf, das kinderpornografische Handlungen zeigt.“ In der sechsten und siebten Klasse sind Schüler in der Regel zwischen elf und 13 Jahre alt.

Da das Video über digitale Netzwerke wie Whatsapp und Instagram verschickt worden sei, hätten es einige Schüler gesehen oder auf dem Smartphone gespeichert. Die Mitarbeiter des Jugendamts versichern den Eltern: Mit den Akteuren, die unterschiedliche Schulen besuchten, werde bereits „intensiv gearbeitet“ – in Kooperation mit mehreren Institutionen. „Wir wollen dieses Ereignis nicht schweigend übergehen, wir werden uns dieser Form von Gewalt entgegenstellen. Diese Tat wird von uns aufs Schärfste verurteilt.“

„Zum Schutz aller Schüler“ bittet die Jugendschutzstelle die Eltern, „über das Geschehene zu sprechen und gegebenenfalls das Video von den Smartphones zu löschen“. Sie weist darauf hin, dass der Besitz von kinderpornografischem Material strafbar ist. Roenne-Styra zufolge schickte das Amt den Brief „präventiv“ an zunächst fünf Schulen verschiedener Schularten, die eine Rückmeldung gegeben hatten, dass ein solches Video kursiert.

Dr. Hermann Scheuerer-Englisch, Leiter der Erziehungs-, -Jugend- und Familienberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge, sagt: Eltern sollten diesen Vorfall zum Anlass nehmen, um mit ihren Kindern über den Umgang mit dem Internet zu sprechen.Die Medienkompetenz von Kindern zu schulen sei überhaupt unerlässlich, sobald sie neun, zehn Jahre alt werden. Dazu gehöre es auch, ihnen beizubringen, wie sie strafbare Inhalte – wie etwa Kinderpornografie – erkennen. Eltern hätten eine „Begleitungsverantwortung“, sollten mit ihren Kindern in Gespräch bleiben über das, was ihnen im Internet und in soziale Netzwerken begegnet. Dass Mädchen und Buben mit Pornografie in Kontakt kommen, sei kaum zu vermeiden, weil der Zugang heute so einfach sei. „Wir wissen aus Untersuchungen, dass etwa ab dem elften, zwölften Lebensjahr nahezu jedes Kind mit pornografischen Inhalten konfrontiert ist.“ Die wenigsten konsumierten sie intensiv, öfter spiele Neugierde oder auch Zufall eine Rolle. Komme es zum Kontakt mit Kinderpornografie, sei dies „besonders problematisch“, weil sie Kinder in einer Opfersituation zeige und deshalb besonders verstörend sei.

Dass Jugendliche selbst zu Akteuren in einem Pornovideo werden, hält Scheuerer-Englisch für einen absoluten Einzelfall, sagt aber auch: „Letztendlich ist es ein Spiegel unserer Gesellschaft, dass es spannend ist, so etwas zu machen oder zu posten.“

Manfred Lehner, Rektor der Clermont-Ferrand-Mittelschule, beobachtet, dass gerade Schüler am Anfang der Pubertät „nicht überreißen“, welche Folgen ihre Handlungen im Internet und in sozialen Netzwerken haben. Er hat das aktuelle Schreiben der Jugendschutzstelle erhalten: „Wir haben diese Sache thematisiert.“ Unabhängig davon werde an seiner Schule die digitale Bildung schon lange großgeschrieben. Das sei unbedingt nötig.

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