Studium
Und was macht man dann damit?

Studenten brauchen in der Regel lange, um den passenden Studiengang zu finden. Die Suche ist nach dem Bachelor nicht vorbei.

26.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:40 Uhr
Unter den über 200 angebotenen Studiengängen an der Uni Regensburg gibt es 33 Master-Studiengänge. −Foto: Ronja Bischof

Kriminologie und Gewaltforschung, kulturgeschichtliche Mittelalterstudien, Menschenbilder und Werte in Christlicher Hinsicht: Die Fächerauswahl an der Universität Regensburg ist alles andere als langweilig. In der Domstadt gibt es unter den mehr als 200 Studiengängen nicht nur klassische wie Lehramt oder Medizin, sondern auch außergewöhnliche Masterstudiengänge.

Karoline ist 26 Jahre alt und im zweiten Jahrgang des 2013 eingeführten Studiengangs Kriminologie und Gewaltforschung. Vor zwei Jahren kam sie nach ihrem Bachelor in Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin nach Regensburg. Sie habe sich schon immer für Kriminologie und Gewaltforschung interessiert. Um eine der maximal 50 Masterstudenten zu sein, musste sie – wie alle anderen auch – ein Bewerbungsverfahren bestehen.

Arbeit beim LKA

Einen Numerus Clausus gibt es nicht, allerdings kann eine gute Bachelornote helfen, um zu punkten. Der interdisziplinäre Studiengang beschäftigt sich mit Straftaten und Gewalt sowie deren Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen. Einzelne Teilbereiche sind Psychologie, Biologie, Kultur- und Sprachwissenschaften und soziologische Themen. „Es macht echt Spaß! Man muss aber Freude daran haben, in fremde Disziplinen einzutauchen“, sagt Karoline. Wenn sie eine der heißbegehrten und wenigen Stellen bekommt, will sie nach Abschluss ihres Studiums in der Kriminalprävention beim Landes- oder Bundeskriminalamt arbeiten. Je nachdem, in welchem Fachbereich die Studierenden ihren Bachelor gemacht haben, gibt es weitere Möglichkeiten wie Extremismus- und Terrorismusforschung, Forensik, Gewaltprävention, Jugendarbeit.

Wer Germanistik oder Geschichte studiert, kommt um Mediävistik, die Forschung des Mittelalters, nicht herum. Für manche ist es aber dann doch gar nicht so schlimm, im Gegenteil: Der Master-Studiengang „Kulturgeschichtliche Mittelalterstudien“ hat seit seiner Einführung 2006 jedes Semester drei bis vier Studenten, im Wintersemester 2016/17 sind es sogar sechs.

Anna ist 23 Jahre alt und schreibt gerade an ihrer Masterarbeit. Nach ihrem Bachelor in Geschichte wollte sie keinen allgemeinen Master machen, sondern sich gleich spezialisieren. Der Studiengang hat in Regensburg keinen Numerus Clausus, die Studenten müssen lediglich bei einem Auswahlgespräch überzeugen.

„Das Beherrschen von Mittelhochdeutscher Sprache ist wichtig.“Anna

Während der vier Semester können sie sich zwischen sieben Modulen für drei entscheiden. Dazu belegen sie noch Hilfswissenschaften, in denen sie die Mittelhochdeutsche oder Altfranzösische Sprache lernen oder vertiefen. „Das Beherrschen von Mittelhochdeutscher Sprache ist wichtig, da viele Quellenangaben auf mittelhochdeutsch verfasst sind“, erklärt Anna. Das Beste an ihrem Master sei die Interdisziplinarität und der hohe Praxisbezug, sagt sie. Die Studierenden müssen ein Praxissemester absolvieren, was auch in Regensburg möglich ist: Das Historische Museum oder Thurn und Taxis nehmen immer gerne Masterstudenten auf. Nach dem Abschluss können die Absolventen in Museen, Archiven oder in der Öffentlichkeitsarbeit von Kulturstiftungen arbeiten. Ein Großteil der Absolventen bleibe aber an der Uni, um zu promovieren, sagt Dr. Susanne Ehrich, Verantwortliche für den Studiengang.

Menschenbilder und Werte in christlicher Perspektive – was sich auf den ersten Blick wie eine Vorlesung anhört, ist ein kompletter Studiengang. Bachelorabsolventen haben in Regensburg seit 2011 die Möglichkeit, in diesem Master die Kompetenz zu erwerben, ethisch zu handeln. Isabel, 24, hat in Leipzig einen Bachelor in Kreativem Schreiben gemacht. Auf der Suche nach Städten, die ihr gefallen, ist sie auf Regensburg gestoßen und hat beim Durchscrollen auf der Uni-Homepage ihren Masterstudiengang gefunden. Obwohl sie nicht streng religiös ist, hat sie sich beworben. Der Ansturm ist alles andere als groß: Isabel war die einzige Studentin ihres Jahrgangs. Für sie kein Problem, da die meisten Veranstaltungen auch für Studenten anderer Fachrichtungen vorgesehen sind. Zu Beginn des Studiums muss jeder einen Schwerpunkt wählen. Zur Auswahl stehen Pädagogik, Wirtschafts- und Medizinethik. In Zukunft soll der Masterstudiengang noch weiter ausgebaut werden, um das Interesse mehrerer Bachelor-Absolventen zu wecken.

Ein Studiengang auch für Atheisten

Um an der Uni Regensburg für diesen Studiengang angenommen zu werden, muss man weder gläubig noch getauft sein. Trotzdem seien unter den pro Jahrgang ein bis drei Studenten kaum Agnostiker oder Atheisten, so dass es selten zu kritischer Distanz und Diskussionen komme, sagt Isabel. Das ist einer der wenigen Punkte, den sie sich anders erhofft hat. Ansonsten ist sie mit diesem interdisziplinären Studiengang sehr zufrieden, da auch viele zeitpolitische und wirtschaftsethische Fragen geklärt werden. Ob sie nach dem Studium bei einer Organisation, einem kirchlichen Institution oder in einer Ethikkommission arbeiten will, weiß sie noch nicht - ihr Pflichtpraktikum steht ihr noch bevor.

Auch wenn vielen Studenten der Geisteswissenschaften eine Anstellung als Taxifahrer nachgesagt wird: 50 Prozent der Absolventen haben laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung spätestens ein Jahr nach dem Studienabschluss einen festen Arbeitsplatz. Außerdem konnten sie berechnen, dass die Arbeitslosenquote nach kurzer Zeit nur noch bei 5 Prozent liege.

Alle Nachrichten rund um die Universität und die OTH Regensburg finden Sie hier.

Die wichtigsten Informationen des Tages direkt auf das Mobilgerät: Mit MZ und WhatsApp bleiben Sie stets auf dem Laufenden. Alle Informationen dazu finden Siehier.

Im „Kugelschreiber“ bloggen Regensburger Studenten über den Uni-Wahnsinn: