Gastronomie
Wer nicht alles isst, muss bezahlen

Bei „All you can eat“ sind die Augen oft größer als der Magen. Eine Regensburger Wirtin sagt Verschwendung den Kampf an.

28.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr
Katharina Eichinger

Junli Liu von Oasia Grill & Sushi sagt der Verschwendung den Kampf an. Fotos: Eichinger/Fotolia

Am Buffet erwarten Restaurantgäste Unmengen an verschiedenen Gerichten. Oft wollen sie alles probieren, bei vielen sind die Augen größer als der Hunger. Die Wirte müssen dann viele Lebensmittel wegwerfen. Eine Regensburger Gastronomin sagt der Verschwendung jetzt den Kampf an.

Seit Ende März gibt es das Oasia Grill & Sushi in der Gesandtenstraße. Die Spielregeln sind einfach: Zweieinhalb Stunden lang darf man dort so viel essen, wie man möchte. Die einzige Einschränkung: Es dürfen nur zwischen fünf und acht Gerichte pro Bestellrunde geordert werden. Wer sich zu viel zumutet und Gerichte zurückgehen lässt, zahlt zwischen ein und zwei Euro Strafe pro Teller, den er bestellt hat. „Verschwendung wird nicht geschätzt, bestellen Sie bitte nur, was Sie verzehren können“, heißt es auf der Speisekarte. Doch wie reagieren die Gäste auf die Gebühr?

Nachhaltigkeit im Blick

In anderen Städten gibt es das Konzept schon länger.Lesen Sie mehr.

Der Geschäftsführer des Palasia in Obertraubling, Shifang Meng, kennt das Problem mit der Verschwendung von Lebensmitteln. Wenn seine Gäste viel zurückgehen lassen, spricht er sie an. „Mehr kann ich nicht machen, das sind halt Kunden“, sagt Meng. Meist entschuldigen sie sich aber. So etwas komme pro Woche ein bis zweimal vor.

Wer bewusst verschwenderisch mit Lebensmitteln umgeht, muss lernen, mit den Konsequenzen zu leben, sagt unsere Autorin Katharina Eichinger:

Michael Scharff, Geschäftsführer der Hubertushöhe und Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands BHG, kritisiert nicht nur die Lebensmittelverschwendung, zu der es bei Buffets kommt. „Die Wirte müssen das Essen entsorgen, das kostet auch wieder Geld.“ Bei solchen Aktionen wie im Oasia gehe es nicht ums Geld machen, sondern darum, die Kosten der Wirte zu decken und das Wegschmeißen von Nahrungsmitteln zu verhindern. „Und wo erwischt man die Menschen am Meisten? Am Geldbeutel.“

Doch er sieht in der Praxis ein Problem: Wo zieht man die Grenze? Manchen schmecke das Gericht schlichtweg nicht. Aber spätestens, wenn volle Teller zurückgegeben werden, müsse man reagieren.

Das sagen die Regensburger zur „Gebühr gegen Verschwendung“:

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„Bei ,all you can eat‘ wird viel zu viel weggeschmissen“, sagt Muk Röhrl, Betreiber der Gaststätten Röhrl und Brandl Bräu. Die Menge sei schwer kalkulierbar, man wisse nicht, auf was die Gäste Appetit haben. Elisabeth Schmid vom Hotel Roter Hahn kennt das Problem. „Man richtet natürlich oft zu viel her – es ist einfach peinlich für ein Lokal, wenn zu wenig da ist.“ Röhrl glaubt, dass man mit den Gästen reden muss, um sie zu sensibilisieren. „Wir raten Brautpaaren zum Beispiel immer vom Buffet ab.“

Im Video erklärt Besitzerin Junli Liu ihr Konzept:

Eine Patentlösung scheint es nicht zu geben. Zur Methode von Oasia sagt Schmidt: „Ich weiß nicht, ob Regensburg schon so weit ist.“ Die Problematik gehe außerdem bei den Sitzplatzreservierungen weiter: Wenn zehn reserviert haben und nur vier kommen, ärgert das den Kellner, der weniger Trinkgeld bekommt, und die Gäste, die leer ausgehen.

Gebühr ist rechtlich abgedeckt

Rita Mautz, Bezirksgeschäftsführerin des BHG in Niederbayern, sieht rechtlich kein Problem bei der Gebühr. „Der Wirt hat Vertragsfreiheit. Wenn er das transparent publik macht, dann geht das.“ Niemand werde außerdem dazu gezwungen, vom Buffet zu essen, sagt sie.

Eine Million Tonnen Lebensmittel der „Außer-Haus-Verpflegung“ landet jährlich im Müll. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung vom 1. Juni auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor.

Auch unsere Facebook-User diskutierten schon über die Gebühr:

Dass sich diese Zahl verringert, ist auch der Initiative Foodsharing ein Anliegen. Die Gruppe dürfe bereits verarbeitete Lebensmittel abholen und verteilen, sagt Vroni Lasota, Botschafterin der Initiative in Regensburg. In der Stadt gebe es hauptsächlich einen Betrieb, bei dem die Gruppe Currys und Reis sowie auch belegte Brote abholt. Aber auch mehrere Regensburger Cafés kooperieren mit Foodsharing und geben alles, was am Ende des Tages übrig geblieben ist, ab. In der Vergangenheit habe es aber auch mehrere spontane Aktionen gegeben, bei denen die Gruppe Reste von Buffets abgeholt hat.

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