Vorhaben
Wo der Jahn kickte, lernen bald Kinder

Der Bebauungsplan ist unter Dach und Fach: Auf dem Gelände des alten Stadions entsteht die größte Grundschule Regensburgs.

21.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:47 Uhr
Das alte Jahnstadion vor knapp einem Jahr: Für die neue Grundschule wird ein Großteil des Areals benötigt. −Foto: altrofoto.de

Zaungäste gab es häufig, als der Jahn noch an der Prüfeninger Straße kickte. Dass es im alten Stadion und drum herum auch schützenswerte Zauneidechsen gibt, erfährt man bei einem Blick in die Unterlagen des neuen Bebauungsplans für das Gelände. Der ist nach einem entsprechenden Beschluss des Planungsausschusses jetzt formell aufgestellt – und damit ist eine entscheidende Hürde auf dem Weg zu einer neuen Grundschule für den Stadtwesten genommen.

Anfang März dieses Jahres votierte eine Jury dafür, an der Prüfeninger Straße den Entwurf des Darmstädter Architektenbüros SDKS umzusetzen. Dessen Konzept konnte sich in einem Wettbewerb gegen 25 Konkurrenten durchsetzen. 22 Klassen soll die neue Schule ab dem Schuljahr 2019/20 aufnehmen, fünf in jeder Jahrgangsstufe plus zwei Übergangsklassen für Schüler mit Integrationsbedarf. Zum künftigen Einzugsgebiet zählt auch das neue Dörnberg-Viertel. Der Unterricht soll nicht in einem Trakt stattfinden, sondern in unterschiedlich konzipierten „Lernhäusern“, die auch einen Musiksaal und Kreativräume beinhalten.

Lernhäuser mit grünen Dächern

Das Gebäude besteht – noch im Modell – aus insgesamt sechs Teilen, die miteinander verbunden sind. Jedes Lernhaus – und der angeschlossene Kinderhort – gruppiert sich um einen Innenhof, Freiflächen können als „grüne Klassenzimmer“ genutzt werden. Dazu kommen eine Pausenhalle/Aula mit Mensa als Entree sowie eine Zweifachsporthalle samt Freiflächen. Unter der Turnhalle ist eine großzügige Tiefgarage platziert, die als „Quartiersgarage“ auch öffentlich genutzt werden kann.

Nach der Entscheidung für das Lernhaus-Modell musste so schnell wie möglich der bestehende Bebauungsplan geändert werden. Er trägt jetzt die Nummer 227-1 und schließt neben dem alten Jahnstadion auch die – teilweise bereits verlegten – Kleingartenanlagen der Vereine Gartenfreunde und Ratisbona mit ein. Eine Teilfläche im Süden, die die Brauerei Bischofshof zur Expansion nutzen wird, ist aus dem Umgriff bereits herausgenommen worden.

Die westliche Grenze des künftigen Schulareals bildet nun eine geplante Verbindungsstraße zwischen Prüfeninger und Dechbettener Straße. Diese Verlängerung der Lessingstraße dient der Erschließung des Schulgeländes, hat aber laut der städtischen Baureferentin Christine Schimpfermann keine überörtliche Funktion.

Genau das befürchtet allerdings Stadtrat Richard Spieß (Die Linke), der als Einziger gegen den Bebauungsplan stimmte. Es sei ein gravierender Fehler, die Verbindungsstraße durchzubauen, anstatt jeweils nur eine Stichstraße von Norden und Süden vorzusehen.

Auch der Wendehals ist bedroht

Aber zurück zu den Zauneidechsen. Im Umweltbericht zur Änderung des Bebauungsplans heißt es, dass es im künftigen Baugebiet vor allem durch die Verlagerung und Überbauung der Kleingärten zu Eingriffen in Lebensbereiche europarechtlich geschützter Tierarten kommt. Betroffen seien eben die Zauneidechse sowie die Vogelarten Bluthänfling, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Klappergrasmücke und Wendehals. Die Stadt hat sich verpflichtet, die geschützten Reptilien einzufangen und in Ausgleichs-Habitaten in Winzer, Sallern und in den neu entstandenen Kleingärten wieder auszusetzen. Diese Aktionen laufen schon seit 2014. Vor der Rodung der Bäume an der Dechbettener Straße muss sichergestellt sein, das dort keine Fledermäuse nisten. Als Ersatz für Bäume und Sträucher, die gefällt werden müssen, sind auf dem künftigen Schulgelände mindestens 24 Bäume neu zu pflanzen.

Allein der Umweltbericht zum Bebauungsplan, der in den kommenden vier Wochen öffentlich ausliegt, umfasst knapp 50 Seiten. Die Größe des Baugebiets beträgt rund fünf Hektar. Zur Prüfeninger Straße hin soll es auch Wohnbebauung geben.

Die Grundschule West wird Nachfolgerin der 150 Jahre alten Kreuzschule im Westnerwachtviertel, hat aber ein weit größeres Einzugsgebiet. Im Investitionsprogramm der nächsten Jahre sind für ihren Bau rund 22 Millionen Euro eingeplant.

Lesen Sie dazu auch ein Interview mit der Baureferentin der Stadt Regensburg, Christine Schimpfermann:

Frau Schimpfermann, derzeit deutet auf dem Gelände des alten Stadions noch nichts darauf hin, dass dort eine neue Grundschule gebaut wird. Wann ist denn mit dem Spatenstich zu rechnen?

Der Spatenstich erfolgt voraussichtlich im Mai/Juni 2017. Momentan sind wir dabei, den Förderantrag und den Bauantrag zu erstellen.

Das Bebauungsplanverfahren für das Projekt ist so gut wie abgeschlossen. Gibt es denn wirklich gravierende Einwände oder Bedenken?

Die vierwöchige öffentliche Auslegung wurde jetzt im Ausschuss beschlossen. Bereits stattgefunden hat die frühzeitige Bürgerbeteiligung. Dabei wurden verschiedene Anregungen von Bürgern und Behörden eingebracht, zum Beispiel zur Verkehrssituation. Gegen die Schule selbst gab es keine gravierenden Einwände.

Wird die neue Grundschule West tatsächlich die größte ihrer Art in ganz Regensburg?

Mit ihrer Ausrichtung auf 22 Klassen und etwa 500 Schüler wird die Grundschule West nach heutigem Stand tatsächlich die größte ihrer Art in Regensburg. Zum Vergleich: die Schülerzahl der derzeit größten Grundschule, der Grundschule Burgweinting, liegt heute bei rund 475 Schülern in 20 Klassen.