Menschen
Auf der Matte: Stefan gegen Stephan

Europa-Radler Weger schaute beim Arzt Stephan Röhrl vorbei. Bischof Stefan Oster traute den Doktor einst und kämpfte mit ihm.

27.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:32 Uhr
Helmut Wanner

Glückwunsch vor St. Emmeram: Vor zehn Jahren ließen sich Dr. Stephan Röhrl (mit Sohn Max) und seine schwedische Frau Kari von Salesianerpater Dr. Stefan Oster trauen. Foto: Beate Knuth

Sie sind Kämpfer. Sie stehen oben. Sie haben, was Judokas eine richtige Basis nennen. Nichts wirft sie um. Stefan Oster, geboren am 3. Juni 1965 in Amberg, sitzt auf der Kathedra des Stephansdoms in Passau. Stephan Röhrl, geboren am 3. Februar 1966, auf dem Lehrstuhl der Uniklinik Oslo. Vor 44 Jahren waren sie neun und acht Jahre alt und standen als Judokas auf der Matte. Oster, der ältere, war schon etabliert in der Oberpfälzer Judoszene. Er unterschätzte seinen Gegner. Oster wurde ausgehebelt. Der Bischof: „Der erste Kampf ging verloren. Die anderen zwei gingen an mich. So kann ich sagen, dass ich eine 2:1-Bilanz habe.“ Sein Gegner Stephan Röhrl wurde mit Abensberg 1991 deutscher Mannschaftsmeister. Der Bischof hat ihn zweimal aufs Kreuz gelegt und ihn 2007 in St. Emmeram getraut.

Jugendbischof nimmt sich Auszeit

Der Alltag des kampferfahrenen Kirchenmannes ist durchgetaktet. Doch Bischof Stefan Oster nimmt sich Zeit. Er erinnert sich gerne. Man hat das Gefühl, der deutsche Jugendbischof freut sich über die Auszeit. Am Telefon spricht er über gemeinsame Jugenderinnerungen. Männer bis 50 schauen nach oben. Ab 50 werden sie romantisch, packen am Gipfel ihre Brotzeit aus und wagen den Blick zurück.

Anlass dazu bietet den Stefans mit und ohne f Extrembiker Alois Weger. „Mit seinem Radl verbindet er eine Welt“, sagt Stephan Röhrl. Bei ihm hatte er Station gemacht. Lustig: Auch für Stefan Oster ist Alois Weger kein Unbekannter. Es ist, pardon, eine Geschichte mit den Haase-Schwestern, die sie verbindet. Alois Weger hat eine geheiratet – Susi. „Das wird wohl 1994 gewesen sein, als Susi mit ein paar Freunden um 3 Uhr früh am Rosenmontag nach Hause kam, unter anderem mit Stefan Oster“, sagt Alois Weger. „Dabei wurde halt rumgealbert, Stefan solle Steffi, die Schwester meiner Frau heiraten. Der Doppelname wäre drollig: Steffi und Stefan Oster-Haase.“ Steffi und Stefan verband übrigens nichts außer das Wortspiel. „Sie haben sich nicht einmal gesehen.“.

Alois Weger hat Dr. Stephan Röhrl durch seinen Überraschungsbesuch in eine besondere Stimmung versetzt. „Weißt du, im Leben musst du immer vorwärts schauen. Wo ist die nächste Herausforderung? Du musst sie lösen. Das war in Schweden so, in Australien und jetzt in Norwegen. Und jetzt schaute ich mit ihm zurück.“

Wen Alois Weger auf seiner Reise noch getroffen hat, sehen Sie in unserer interaktiven Grafik:

Es war auch ein besonderer Tag. Am norwegischen Nationalfeiertag durften seine Söhne Max (10) und Alexander (8), Schüler der deutschen Schule in Oslo, vor Haakon und Mette-Marit und den Kindern Ingrid Alexandra und Sverre Magnus vorbeiziehen. Am Nationalfeiertag gedenken die Norweger des Inkrafttretens ihrer Verfassung im Jahr 1814. Es war der Tag, an dem sich anschließend die Regensburger Gemeinde in der deutschen Schule in Oslo sah: Dr. Florian Krumbacher, Chef-Justitiar, Dr. Markus Wiedmann, Neurochirurg, Benedikt Wiedmann, 1. Geiger an der Oper in Oslo, Prof. Dr. med. Karl Hermann Wiedmann, ihr Vater, ehem. Chefarzt bei den Barmherzigen Brüdern und Uwe Spangler, Personalberater in Oslo.

Im Norwegen der Hansens, Johansens und Olavsons aber ist er der erste Röhrl überhaupt. Dr. Stephan Röhrl steht der norwegischen Vereinigung für Hüft- und Kniechirurgie vor. In Regensburg ist der Name Teil der bekannten Marke „Gebr. Röhrl“. Röhrl ist der Spross der Regensburger Speditionsfirma. Sein Vater Max Röhrl hat sie zusammen mit seinem Bruder Herbert aufgebaut. Die Röhrl-Brüder sind die Umzugs-Spezialisten, denen Papst em. Benedikt XVI. und Kardinal Gerhard Ludwig Müller vertrauten. Die Röhrls hatten schon immer ein Händchen für die Geistlichkeit.

Die Beziehung zwischen Bischof Stefan Oster und Stephan Röhrl kommt deswegen nicht überraschend. Die beiden standen gemeinsam auf der Kampfmatte und saßen gemeinsam am Mikrofon bei Radio Charivari. Oster war dort Nachrichtenchef, bis er sich entschied, Theologie zu studieren und Salesianer-Mönch zu werden. Stephan Röhrl sprach von 1987 bis 1988 Sportnachrichten im Regensburger Sender. Danach gingen ihrer beider Wege auseinander. Röhrl studierte Medizin. Um es kurz zu machen: Über die Forschung bekam Stephan Röhrl Kontakt mit der Orthopädischen Abteilung des „Norrlands Universitätsklinikum“ in Umeå. „Sommer 1997 habe ich meinen Golf gepackt und bin kurzerhand nach Nordschweden gefahren.“

Er kam, um zu bleiben. Judo hat ihm das Land und seine Bürger erschlossen. „Schon nach wenigen Judotrainingseinheiten wurde ich mit offenen Armen aufgenommen.“ 2002 traf er Kari, seine Frau, auf einem Rockkonzert. 2004 wurden die Weichen für Norwegen gestellt. Bei der öffentlichen Verteidigung seiner Doktor-Arbeit war Prof. Nordsletten aus Oslo Prüfer. Er hat ihn ans University Hospital geholt.

Trauungsworte auf Norwegisch

Nicht Judo und Radio: Romantik war der Anlass, wegen dem sich die Sportkameraden 2007 im Fürstlichen Brauhaus in Regensburg zum dritten Mal wiedertrafen. Sie besprachen dort die Texte für die Trauung in der Basilika St. Emmeram. Stefan Oster sollte in drei Sprachen zelebrieren. Er fragte dann Kari auf Norwegisch, ob sie ihren Mann Stephan lieben und ehren wolle, bis dass der Tod sie scheide.

Röhrls Schwester Beate Knuth, eine Grafikdesignerin aus der Region, hat damals die Fotos gemacht. Sie erinnert sich, dass ein Flugzeug mit Gästen aus Norwegen, Australien und USA zur Hochzeit gekommen sei. Im Brauhaus spielte die Kapelle Josef Menzl. „Die Norweger sind bis 5 Uhr früh im Hotel gesessen und haben sich einen Jägermeister nach dem andern bestellt.“

Stephan Röhrl hält über Skype Kontakt mit seiner Schwester in Regensburg. Manchmal stellen sie zum Abendessen den Laptop auf den Tisch und unterhalten sich. Gelegentlich zieht es ihn heim nach Regensburg. „Ich sehe mich in der glücklichen Lage, das Beste aus zwei Welten wählen zu können. Laue Sommernächte genießt er beim Weißbier in Regensburg und Lachs mit Aquavit am Fjord in Oslo. „Es sind ja nur 5 bis 6 Stunden von Tür zu Tür.“ Das Leben ist ein Kampf. Aber Dr. Röhrls Motto lautet: „Mit der richtigen Basis überstehst du ihn, auf der Matte und wo auch immer. Meine beste Basis ist meine Familie in Oslo und Regensburg.“ Nichts kann ihn so leicht umwerfen.

Alois Weger berichtet in einem Blog über seine Reise.Hier geht es dorthin.

Weitere Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier!