Kurioses
Auf Schloss Weichs soll es „spuken“

„Geister“, zu Boden fallende Schwerter, fliehende Gäste: Im Gemäuer geschehen „merkwürdige Dinge“, behaupten die Inhaber.

07.02.2018 | Stand 16.09.2023, 6:09 Uhr

Im Apartment „Graf Heinrich von Guttenstein“ soll sich eine kuriose Begebenheit zugetragen haben, sagt Mitinhaber Siegfried Hofmeister. Foto: Steffen

Ist diese Geschichte wahr oder haben wir sie frei erfunden?“ Diese berühmten Worte des US-Schauspielers und Moderators Jonathan Frakes spuken einem sprichwörtlich durch den Kopf, wenn es um so genannte „übernatürliche Phänomene“ geht. Doch anders als in der früheren Mystery-Serie „X-Factor: Das Unfassbare“ spielten sich zwei Vorfälle nicht „irgendwo da draußen“, sondern den Erzählungen zufolge im Norden von Regensburg ab. Konkret geht es um Begebenheiten, die sich im historischen Schloss Weichs ereignet haben sollen. Das sagt zumindest Siegfried Hofmeister, der im Schloss Ferienwohnungen vermietet. Mit der Nachricht „Im Schloss spukt es“ trat er an unser Medienhaus heran und gewährte uns einen Einblick in das historische Anwesen, dessen Ursprünge bis in das Jahr 888 zurückgehen.

Ein Schreck fürs Leben

Der Weg führte zunächst in die Ferienwohnung „Herzog Otto“, benannt nach dem Besitzer des Schlosses im 13. Jahrhundert. Dort spukte es Hofmeister zufolge zum ersten Mal –und zwar im Juni 2017. Für eine russische Familie, die es sich in der Wohnung gemütlich gemacht hatte, sollte es ein mehrtägiger, schöner Urlaub werden. Den Schilderungen zufolge machte die Tochter der Familie jedoch sehr unliebsame Erfahrungen. Damals zwölf Jahre alt, will das Kind am Fenster einen Geist gesehen haben – ein gleichaltriges Mädchen in einem braunen Kleid, wie es für die frühere Zeit typisch war.

Die Erscheinung soll „draußen vor dem Fenster geschwebt“ und „mit einem verzweifelten Blick in das Zimmer geschaut“ haben, hieß es. So jedenfalls habe es die Familie an Siegfried Hofmeister herangetragen. Der wollte zunächst an den Spuk nicht glauben. „Das Mädchen war aber dermaßen erschrocken, dass es sich auf Biegen und Brechen nicht mehr in das Schloss getraut hat.“

Sehen Sie sich im „Spukschloss“ in Weichs um:

Das „Spukschloss“ in Weichs - Spherical Image - RICOH THETA

Regelrechte „Panikanfälle“ habe das Mädchen gehabt. Der Familie sei nichts anderes übriggeblieben, als die Reisepläne augenblicklich zu ändern. „Ob die Familie in eine andere Unterkunft umgezogen ist oder den Urlaub abgebrochen hat, das weiß ich nicht“, sagt Hofmeister, der selbst nie einen „Geist“ gesehen hat, wie er sagt.

Darum freundete er sich zunächst mit dem Gedanken an, dass es sich wohl um ein Hirngespinst handelte. Zwei Monate später jedoch spukte es seinen Angaben zufolge im Schloss ein zweites Mal. Dieses Mal traf es ein deutsches Paar – und zwar im Apartment „Graf Heinrich von Guttenstein“, das nach dem früheren Schlosseigentümer im 16. Jahrhundert benannt ist. „Im Zimmer sind des Nachts Schwerter und Säbel heruntergefallen – und um 1.45 Uhr ist dort plötzlich die Uhr stehengeblieben“, sagt Hofmeister. Am nächsten Morgen sei er von den Gästen informiert worden. Sie hätten in jener Nacht „kaum ein Auge zudrücken“ können.

Zweifel an den Zweifeln

Hofmeister zweifelte erneut. Als er allerdings das Apartment betrat, habe er feststellen müssen, dass die Befestigungen der heruntergefallenen Waffen nach wie vor an der Wand verschraubt waren. „Wie sollen also die Schwerter herunterfallen?“, fragt er sich noch heute. Selbst ein kräftiger Windstoß hätte dafür nicht ausgereicht. Unter dem Strich bleiben es für ihn „seltsame Dinge, die man sich nicht erklären kann“.

Worauf könnten die Vorfälle zurückzuführen sein? Das fragt sich auch Peter Pfisterer. Seit Mitte der 90er Jahre wohnt er mit seiner Familie im Weichser Schloss. Zu Zeiten des 30-jährigen Krieges, so fand er heraus, hat es vor dem Gebäude einen Friedhof gebeben. „Die meisten Gräber dort waren für Kinder und Frauen, die im Krieg verhungert waren“, sagt er.

Sehen Sie sich im „Spukschloss“ in Weichs um:

360-Grad-Foto aus dem „Spukschloss“ in Weichs - Spherical Image - RICOH THETA

Und genau darin sieht er eine Verbindung: „Vielleicht handelt es sich um unruhige Seelen, die ihren Frieden noch nicht gefunden haben.“ In seinen eigenen vier Wänden ging Pfisterer auf Nummer sicher: Um jene „Geister“ zu vertreiben, ließ er seine Wohnung mit verschiedenen Gerüchen ausräuchern. Eine Esoterikerin aus Nittenau nahm sich dieser Aufgabe an. Wegziehen will die Familie ohnehin nicht: „Das Leben hier im Schloss ist schön“, sagt Pfisterer.

Ist der Spuk nur ein PR-Gag, um zusätzliche Gäste ins Schloss zu locken? Siegfried Hofmeister weist diese Vermutung zurück. Die Zimmer seien auch ohne solche Werbung gut gebucht – und dies meist von Stammgästen, sagt er. Letztlich könne er nur das widergeben, was die Besucher ihm berichtet hätten. Dass es in Weichs früher schon einmal gespukt habe, sei ihm nicht bekannt. Stadtrat Hans Renter mag an den Spuk nicht so recht glauben. Allerdings glaubt er daran, dass man in historischen Gebäuden schneller auf solche Schlüsse kommt. „Es kann ja sein, dass das Gebälk aufgrund seines Alters mal knarzt“, mutmaßt der Weichser CSU-Ortsvorsitzende. „Das Holz lebt ja schließlich“, sagt er.

Eine bewegte Geschichte

Wissenschaftlich gefestigt ist allerdings die Geschichte des Weichser Schlosses. So war die Anlage zunächst im Besitz des Klosters St. Emmeram. 1280 wurden Baiernherzöge Eigentümer von Weichs und verpfändeten das Anwesen an Regensburger Patrizierfamilien. In den Grundzügen hat sich das als Vierflügelanlage konzipierte Schloss bis heute erhalten. Verschönert wurde es durch Herzog Maximilian I. (1573 bis 1651), der zudem eine Braustätte errichten ließ. Im 30-jährigen Krieg wurde das Amt des bairischen Pflegers von Stadtamhof nach Weichs verlegt. Der Pfleger, auch Landrichter genannt, war ein kurfürstlich-bairischer Hofrichter, Verwaltungs- und Steuerbeamter sowie Militärkommandant. Auch hatte er das Recht, Todesurteile auszusprechen.

Im Jahr 1799 löste der bayerische Staat das Schlossgut auf. Gärtner und andere Siedler kauften die in Parzellen aufgeteilten Grundstücke und verliehen dem heutigen Ortsteil seinen Charakter. Der Name „Gärtnerstraße“ und der zeitweilig berühmte Weichser Radi erinnern bis heute daran.

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