Genuss
Das Kultcafé feiert ganz in Lila

Das Café Lila gibt es in Regensburg seit 30 Jahren. Pionier war das studentische Kaffeehaus bei den Frühstücksangeboten.

21.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr
Gabi Hueber-Lutz

Stefan Hofmarksrichter (Mitte) feiert am Freitag den 30. Geburtstag des Café Lila. Foto: Hueber-Lutz

Ein runder Geburtstag ist immer ein guter Anlass zurückzublicken. Auch Stefan Hofmarksrichter nimmt diese Gelegenheit wahr. Aber nicht er persönlich feiert einen Runden, sondern sein Café Lila. Seit 30 Jahren gibt es das Lokal in Regensburg. Früher war es in der Pfarrergasse beheimatet, 2011 ist es in die Roten-Hahnen-Gasse/Ecke Haidplatz gezogen. Hofmarksrichter hat mit dem Café Lila durchaus Zeichen gesetzt. Als er 1987 sein Lokal eröffnete, gab es noch kaum studentisch geprägte Cafés in Regensburg. Ein typisches Café war damals noch an einer anderen Publikumsschicht ausgerichtet. Pionier war er in Regensburg mit seinen Frühstücksangeboten. Sie waren ausschlaggebend dafür, dass es das Café Lila heute noch gibt.

Studentische Café-Kultur nach Regensburg mitgebracht

An dieser Stelle gilt es ein wenig auszuholen. Begonnen hat Hofmarksrichter seine berufliche Laufbahn nämlich eigentlich als Student der Psychologie. Nach zwei Semestern war damit Schluss: „Ein Lokal aufzumachen, war spannender“, schmunzelt er. Wichtig war aber der Studienort Berlin. Dort hat Hofmarksrichter in Kreuzberg das Café Lila und die studentische Café-Kultur kennengelernt, die er dann als Idee mit nach Regensburg brachte. Das war zunächst ein Experiment. „Wir hatten keinen Businessplan und auch keine Zahlen.“ Er habe investiert, was er hatte, und es ist „gerade noch gut gegangen.“ Was ihn damals gerettet hat, war eine Marktlücke in Regensburg: das Frühstück. Er hat eine umfangreiche Frühstückkarte eingeführt, die schnell der Renner war. Das Lokal war an jedem Samstag und Sonntag voll. Heute sind große Frühstücksangebote nicht mehr wegzudenken aus dem kulinarischen Angebot der Stadt.

„Wir hatten keinen Businessplan und auch keine Zahlen.“Stefan Hofmarksrichter

Am Frühstück lassen sich auch zwei Punkte festmachen, die dem 53-Jährigen im Lauf der letzten 30 Jahre wichtig waren und immer noch sind: Entwicklung und Kontinuität. Das Frühstück ist ein Kontinuum in dem Café, selbstverständlich. Aber es wurde auch weiterentwickelt. Bis 17 Uhr kann man aus 28 verschiedenen Varianten wählen. Geblieben ist als Kuriosität auch ein Getränk, das es im Lila immer schon gibt, das aber eigentlich keiner so richtig mag: Chocolata Gelato, die heiße Schokolade mit der Kugel Vanilleeis darin. Von Anfang an war sie auf der Karte keineswegs der Renner, auch bei den Thekenkräften und dem Servicepersonal ist sie unbeliebt. Es ist auch nicht so, dass der Chef das konsumiert. Aber das Getränk hat wohl einen Platz in seinem Herzen, weil es immer schon auf der Karte stand. Und deshalb bleibt es.

Das Lila hat sich vom Café zum Restaurant entwickelt

Was es auch immer noch gibt, ist die Tafel mit den wechselnden Angeboten. Früher waren die Speisen, die auf dieser Tafel standen, die einzigen warmen Gerichte, die im Lila serviert wurden. Heute haben sie mächtig Zuwachs bekommen. Sechs Seiten mit warmen Gerichten in der gedruckten Speisenkarte. Das Lila hat sich zum Restaurant entwickelt und ist Café geblieben, das abends zur Bar wird.

Geblieben ist auch die Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen im Unternehmen. Schon ein paar Jahre nach der Eröffnung des Cafés legten die Angestellten in einer Betriebsversammlung ihren Lohn selber fest. In Zeiten des Mindestlohns ist das überflüssig geworden, aber immer noch gibt es eine Gruppe langjähriger Mitarbeiter, die Hofmarksrichter bei der Führung des Lokals berät und auch selbstständige Entscheidungen trifft. Die gute Stimmung bei den Mitarbeitern ist für ihn nach wie vor das A und O für den Erfolg eines Lokals. Die Fluktuation bei den Theken- und Servicekräften ist gering. Die Studenten, die hier das Arbeiten anfangen, bleiben meist bis zum Abschluss ihres Studiums.

Lokal am Haidplatz bot mehr Platz

Was den Standort seines Cafés betrifft, so wollte Hofmarksrichter eigentlich keine Veränderung, musste aber das alte Domizil aufgeben, als der Besitzer neue Pläne hatte. Im Nachhinein hat sich das als Glücksfall erwiesen. Das Lokal am Haidplatz ist doppelt so groß, hat einen größeren Freisitz und das Wichtigste: „Wir haben aufgemacht und es war sofort voll.“ Am Freitag, 24. November, wird Geburtstag gefeiert mit Musik aus den 80er-Jahren. Eine Bitte hat Hofmarksrichter dabei: Die Leute mögen lila gekleidet kommen. Auch, wenn die Farbe Lila tatsächlich nie eine Rolle in seinem Lokal spielte, sondern eine Hommage an das Berliner Café war, das im Übrigen auch in einem Werner-Comic schon verewigt wurde.

Mehr Nachrichten aus Regensburg lesen Sie hier.