Therapie
Drug-Stop eröffnet ersten Kontaktladen

In dem Haus in Regensburg sollen Menschen in ein Leben ohne Drogen starten. Auch, wenn sie kurz zuvor noch konsumiert haben.

02.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Der Weg aus der Drogensucht ist ein harter. Damit der erste Schritt leichter fällt, gibt es nun einen Kontaktladen. Foto: dpa

14 Menschen starben im letzten Jahr in Regensburg an den Folgen von Drogen. Mit einem neuen Kontaktladen will der Regensburger Verein „Drug-Stop“ einen ersten Schritt aus der Abhängigkeit anbieten.

Der Eingang zur Erdgeschosswohnung der Landshuter Straße Nummer zehn ist großzügig. Selbstgebaute Lampen hängen von der Decke, ein Tischkicker, Bücher, ein Teller mit Obst und die offene Küche verwandeln den Raum in ein wohnliches Gemeinschaftszimmer. Auf dem Boden liegen viele Steine, Steine, wie man sie an der Donau findet. Auf den Steinen sind Namen geschrieben. Artur. Markus. Tanja. Wie in einer Jugendherberge sieht das aus, wie in einem Wohnheim für Jugendliche, vielleicht eine große Studenten-WG. Wäre da nicht dieses Schild an der Wand: „Donnerstag, 16 Uhr, Spritzentausch.“

Ein großer Schritt für den Verein

Der Raum gehört dem Verein „Drug-Stop Drogenhilfe Regensburg“, der sich seit dem Jahr 2000 um Suchtkranke und drogenabhängige Menschen kümmert. Die Wohnung ist ein nächster, ein großer Schritt für den Verein, der in der Landshuter Straße am dritten Maiden ersten Kontaktladen in der Oberpfalzeröffnet hat. Bisher gab es lediglich eine kleine Beratungsstelle. Doch nun ist der Kontaktladen ein Ort für Drogenabhängige aus der ganzen Region geworden, um den ersten Schritt auf dem langen Weg der Drogenhilfe zu gehen.

Die drei goldenen Regeln sind auf ein sehr rotes und sehr eindeutiges Schild im Gemeinschaftsraum gedruckt: „Keine Drogen. Kein Handel. Keine Gewalt.“ Regeln, die fast ausschließlich eingehalten werden von den Besuchern des Kontaktladens, erzählt die Geschäftsführerin Marion Hoffmann-Plank. „Die Menschen, die hierherkommen, dürfen sein, so wie sie sind. Das dürfen sie sonst nicht. Deshalb akzeptieren sie hier auch die Regeln.“

„Hier werden Menschen nicht verurteilt – egal ob sie nüchtern sind oder nicht, hier sind sie aufgehoben, hier können wir den Schritt machen, hier können wir den Sprung schaffen ins Hilfesystem für Drogenabhängige.“Dr. Willi Unglaub

Wer sind die Menschen, die hierherkommen, in die Landshuter Straße? Der Kontaktladen ist ein Ort, nicht nur für Drogenabhängige, sondern „auch für andere Suchtkranke. Alkoholismus ist auch eine Form der Sucht, mit der Leute zu uns kommen können“, sagt Dr. Willi Unglaub, ebenfalls im Vorstand bei „Drug-Stop“ und Facharzt für psychosomatische Medizin. „Hier werden Menschen nicht verurteilt – egal ob sie nüchtern sind oder nicht, hier sind sie aufgehoben, hier können wir den Schritt machen, hier können wir den Sprung schaffen ins Hilfesystem für Drogenabhängige“, so Unglaub weiter. Vor allem die Behandlung psychischer Erkrankungen ist bei Suchtkranken enorm wichtig, auch sie soll hier in die Wege geleitet werden. Der Kontaktladen ist der erste Schritt zur Hilfe.

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Spritzentausch als Prävention

Dazu gehören auch Treffen wie das an jedem Donnerstag um 16 Uhr. Der sogenannte Spritzentausch mag auf den ersten Blick wie eine Förderung des so schädlichen Heroinmissbrauchs wirken, ist allerdings in Zusammenarbeit mit der AIDS-Beratungsstelle eine unverzichtbare Maßnahme für die Gesundheit der Betroffenen. Eine Maßnahme, die getroffen werden muss, bevor man im Kontaktladen an nächste Schritte denkt.

So sein wie sie sind, das dürfen sie hier – vorerst. Im Kontaktladen sollen die täglich mehr als 20 Besucher eine sinnvolle Beschäftigung finden. Das ist nicht nur Kicker spielen oder Stricken. „Hier können sie kochen, den Laden mitgestalten, im Garten helfen. Alles Tätigkeiten, die den Menschen einen Alltag, eine Aufgabe geben“, erzählt Maria Heilmeier, die Leiterin des Kontaktladens. Auch wichtige Telefonate können von hier erledigt werden.

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