Konzert
Ein Abend mit Familie Schmidbauer

Auf seiner „Bei Mir“-Tour präsentiert der Liedermacher Werner Schmidbauer einen besonderen Bühnengast: seinen Sohn Valentin.

17.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr
Michael Scheiner

Werner Schmidbauer verbindet mit der Alten Mälze viele Erinnerungen, darum wollte er hier unbedingt auftreten. Foto: Michael Scheiner

„Den Song“, gibt Werner Schmidbauer mit verheißungsvoller Miene preis, habe er vorher nie öffentlich gespielt, „der existierte eigentlich nur in meinem Kopf“. Das Vorher bezieht der Liederschreiber auf die Zeit vor seiner Solotour, die im vergangenen Herbst gestartet ist und bis zum Frühjahr andauert. Es war die Zeit, als der Aiblinger mit seinem langjährigen Partner Martin Kälberer und dem sizilianischen Cantautore Pippo Pollina große Erfolge feierte, die mit einem ausverkauften Konzert in der Arena von Verona ihren Höhepunkt fand.

Danach nahm sich der bayerische Barde eine Auszeit, löste oder unterbrach die Partnerschaft mit Kälberer und kehrte nach einem Jahr zurück auf die Bühne. Mit dabei, mehrere akustische Gitarren, einige Mundharmonikas – „mein Orchester“ – und eine Auswahl „bekannter, alter und fast vergessener Lieder“, an die er sich bei der Recherche wieder erinnerte.

Die Alte Mälzerei gehörte für Schmidbauer als Wunschspielort unbedingt in den Tourplan, verbindet er doch jede Menge Erinnerungen an Auftritte, eine Liveaufnahme und „das tolle Team um Hans Krottenthaler“ damit. Vor voll besetzten Stuhlreihen – das Konzert war lange vorher ausverkauft – erzählt er kurz vor der Pause, wie ihm besagter Song nach einem Konzert mit Chuck Berry in der Olympiahalle 1980 durch den Kopf geschossen sei. In einem wilden Bluesritt, bei dem er sich auf der Harp begleitet, singt er, wie „ich Chuck in der Fußgängerzone begegnet bin“ und der ihn einlädt nach Amerika mitzukommen.

Dann wird er moralisch

Aber angesichts von „dirty Donald“ lehnt Schmidbauer lieber ab: „I bleib’ lieber da!“ Der launig-pointierte R&B-Song, der an die Anfangsjahre der Münchner Spider Murphy Gang erinnert, wo sich Schmidbauer damals ja bewegte, fällt hörbar aus dem musikalischen Rahmen, in welchem sich Schmidbauer heute bewegt.

Bewegt er sich im ersten Teil des Konzertes mit Liedern aus seinen Alben „Momentnsammler“ und „oiweiweida“ eher in Bereichen persönlicher Geschichten, Liebesliedern und Balladen, wird er in der zweiten Hälfte immer mal wieder allgemein gesellschaftlicher und moralisch deutlicher.

Aus dem Nichts tritt Valentin

Beim „Lied zum Mitjammern“ ergießt er mit lustvollem Sarkasmus Hohn und Spott über Bürger, die in ihrer Wohlstandsblase nichts besseres zu tun haben, als unablässig den Niedergang zu beschwören. „Mei geht’s uns heit wieda schlecht!“ singt das Publikum den Refrain voller Begeisterung mit.Schmidbauer ist reflektiert, kennt viele Zwischentöne, und nähert sich dennoch mit diesem Lied einem anderen Liedermacher-Original – Hans Söllner – an, der eher böse Attacken reitet.

Schon im nächsten Song, „Novembermeer“, schiebt er alles „grau und neblig(e)“ wieder beiseite und macht sich „auf`n Weg / auffa in de Sonna“. Dabei wird er von einer unsichtbaren Zweitstimme unterstützt. Die entpuppt sich dann als Valentin Schmidbauer. Der in Berlin lebende 29-jährige Sohn, ebenfalls ein Liedermacher, war bereits früher gelegentlich mit seinem berühmten Vater zu hören. Als besserer Instrumentalist von den beiden, präsentierte er sich vor dem durchweg sehr wohlwollenden Publikum mit zwei seiner eigenen Songs.

Auf des Vaters Spuren reißt der stimmlich mit einem leicht dunkleren Timbre ausgestattete Songschreiber persönlich schwierige Lebenssituationen an – und gelangt auch zu einer positiven, optimistischen Stimmung. Wobei er, auch das gehört dazu, deutlich poetischer bildhafter textet, als der eher prosaisch und gradlinig veranlagte Dad, mit dem er „eine Fetzngaudi und endlich wieder viel Zeit zum reden, quatschen und lachen“ hat. Ganz im Sinn „Lacha und lebm“, den der Vater neben „wo bleibt die Musik?“, „Des Leben“ und andere auch in seinem stimmigen Soloprogramm hat. Gemeinsam zogen die beiden am Schluss noch über die „Zeit der Deppen“ her – den Text aktualisiert und aufgemöbelt.

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