Handwerk
Ein Haindling-Stück, das keiner kennt

Hans-Jürgen Buchner hat einfach den richtigen Dreh. Was er anfasst, wird ein Erfolg. Auch an der Töpferscheibe.

30.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr

2,20 Meter hoch ist das schöne Stück aus der Werkstatt von Hans-Jürgen Buchner und seiner Frau Ulli. Hans Gablmeier ist stolz darauf.Foto: Wanner

Es gibt Regensburger, die haben CDs und Platten von Hans-Jürgen Buchner im Schrank. „Lang scho nimmer gseng“, „Paula“ und „du Depp“ kennt jeder. Musik von Haindling erwärmt Herz und Gemüt. Aber der Tonkünstler wärmt mit anderen Stücken den ganzen Menschen.

Beim Regensburger Cafétier Johann Gablmeier und seiner Frau Christa steht seit 40 Jahren ein Kachelofen aus Buchners Werkstatt in Haindling, einem Ortsteil von Geiselhöring. Das 2,20 Meter hohe Teil hat zweierlei Kacheln und in seinem Inneren einen sauberen und umweltfreundlichen Gasbrenner. Er ist einer von geschätzt 400 Kachelöfen, die der Niederbayer in seinem (anderen) Leben gemacht hat. 25 Jahre ging das so. Irgendwann hat er sein letztes Haferl gedreht und seine letzte Kachel gebrannt.

Das gute Stück in Gablmeiers Wohnzimmer und Küche zeigt die Vielseitigkeit des Musikers und Filmmusik-Komponisten. Hans-Jürgen Buchner feiert heuer sein 35. Bühnenjubiläum.Am 19. Juli ist er bei den Schlossfestspielen in Regensburg zu sehen.Haindling tritt zusammen mit den Münchner Symphonikern auf. „Erst kommt Carmina Burana und dann komm ich. Meine Lieder werden von Orchester und Chor intoniert und ich sing dazu. Im Gasteig haben wir das schon aufgeführt. Das klingt bombastisch“, sagt Haindling am Telefon. Haindling hebt ab und sagt einfach „Buchner“. „Sie haben Glück. Morgen bin ich in Linz, aber heit bin i no da.“ Seine Keramikwerkstatt steht noch heute im Telefonbuch. Ein Brennofen ist noch betriebsbereit.

Meisterprüfung mit 21

Vor 40 Jahren fuhr er selbst in einem alten Citroën am Prock-Haus in der Karthauser Straße vor, das ist die Straße, die Richtung Ganghofersiedlung plötzlich abbiegt und direkt zu den „zwei Türmerln“ des alten Karthäuserklosters führt. Haindling parkte vor dem Haus, das der alte Prock dort für sich und seine Tochter Christa gebaut hatte. Der Meister lud die Kacheln ab. Es waren braune glasierte Stücke mit Motiven, die an Ying und Yang erinnern. Für die Küche hatte Haindlings Ehefrau Ulli Böglmüller weiße Kacheln handbemalt. Sie gestaltete sie im Stil der Delfter Kacheln mit Bildern aus der Natur, asu dem Land- und Stadtleben. Besonders gefiel den beiden Gablmeiers die Kachel des City-Cafés. Dort hatte Haindlings Frau „Café Gablmeier“ in Spiegelschrift geschrieben.

Empfohlen wurden die beiden Keramikkünstler von Gerdi Harass-Neuking von Möbel Paulin in der gleichnamigen Passage, in der die Gabelmeiers seit 1972 ihr City-Café betrieben. Es hieß, Buchner gehe auf alle Kundenwünsche ein und entwerfe fantastische Motive.

Damals wechselte der Künstler vom Ton zu den Tönen. „Er hat seinerzeit gerade mit der Musik angefangen“, weiß der ehemalige Chef vom City-Café und liefert eine erstaunliche Erklärung. „Er hat mir erzählt, das er beim Töpfern gerne Musik hört. Aber die Musik aus dem Radio hat ihm nicht gefallen, da hat er sich seine eigene Musik gemacht.“ Wie nachzulesen ist, nahm Buchner Ende der 70er-Jahre mit einem Vierspur-Tonbandgerät ein paar eigene Nummern auf. 1982 wurde eine Plattenfirma auf Buchner aufmerksam. Es war die Hoch-Zeit der „Neuen Deutschen Welle“, alles, was deutschsprachig ist, ging weg wie warme Semmeln. Der Keramikmeister bekam einen Plattenvertrag.

Ein starkes Stück

Gablmeier glaubt, sein Kachelofen sei der einzige in Regensburg aus der Hand Haindlings. Hans-Jürgen Buchner aber sagt, es seien einige, die in der Domstadt stehen. Haindling hat seit frühester Kindheit Beziehungen zu Regensburg. Sein Vater, ein Tierarzt, stammte von da. Seine Mutter, eine Brandenburgerin, hat den Gründer der bayerischen Kultband am 27. Dezember 1944 in Bernau bei Berlin zur Welt gebracht. Aufgewachsen ist er bei seinen Großeltern in Regensburg, allerdings weder verwandt noch verschwägert mit dem bekannten Feinkostgeschäft „Buchner“ in der Maxstraße.

Dass nach so vielen Jahren nun ein ganz unbekanntes Stück von Haindling auftaucht, freut die Künstlerin Ulli Böglmüller-Buchner besonders. Als ihr ein Foto ihrer blauen Kacheln geschickt wird, freut sie sich unbandig. „Ich wundere mich über mich selbst, was ich alles gemacht hab und das mit viel Liebe … das sieht man den Bildern heute noch an.“ Sie fügt hinzu: In einem gewissen Alter macht es einen stolz, wenn man sieht, wie fleißig man war und wie die Menschen noch heute zufrieden sind.

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