Szene
Ein Weltmeister backt in Regensburg

Bruno D’Aria ist Pizzabäckerweltmeister. Eine seiner Kreationen gibt es heuer am „0941 Beach“. Er sagt: Teig brauche Liebe.

27.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Mario Geisenhanslüke

Achtung heiß: Bruno D’Aria holt seine „Pizza Innovativa“ aus dem Ofen, der 350 Grad Celsius heißt ist. Foto: Geisenhanslüke

Genau 54 Sekunden wird es dauern. Dann ist die weltmeisterliche Unterlage fertig. Bruno D’Aria nimmt den Teigklumpen und beginnt, ihn in einem Haufen Mehl zu kneten: erst mit je zwei Fingern, dann mit vier. Dann presst er den Teig, aus dem mittlerweile eine Scheibe geworden ist, mit beiden Handflächen fest auf die Arbeitfläche und lässt ihn kreisen. Dann nimmt der Pizzabäcker den Teigfladen in die Hand und schmeißt ihn von der linken in die rechte und wieder zurück. Zuletzt verteilt er fast schon liebevoll einen Löffel Tomatensoße.

Bruno D’Aria hat im vergangenen Jahr bei der Weltmeisterschaft der Pizzabäckervereinigung „Pizzaioli nel Mondo“ in Italien mit zwei Kreationen einen ersten und einen zweiten Platz belegt. Und in diesem Jahr wird er in der Küche der Regensburger Strandbar „0941 Beach“ stehen, die heuer in die zwölfte Saison geht und ab Sonntag wieder geöffnet ist.

Eine ganz spezielle Mütze

Nach der Tomatensoße folgt die erste Runde Zutaten. Bruno D’Aria blickt konzentriert unter seiner blauen Mütze hervor, die er rechts und links extra noch zusätzlich mit der italienischen Flagge hat besticken lassen. Die „Pizza Innovativa“, mit der er den zweiten Platz belegt hat, steht in diesem Jahr auch auf der Speisekarte des Beach-Clubs im Regensburger Osten. „Auf der Pizza ist drauf, was mir schmeckt, was ich kreiert habe“, erklärt der Weltmeister. Vor allem der Rindsschinken, die Büffelmozzarella, Ricotta und Pistazien würden seine Pizza ausmachen. Doch jetzt steckt er sie zunächst einmal in den 350 Grad Celsius heißen Ofen.

Ein Videointerview mit dem Pizzabäcker sehen Sie hier:

Der „0941 Beach“ ist ein Projekt des Gastronoms Peter Artmann. Vor zwölf Jahren sah er das Konzept in Hamburg und brachte es nach Regensburg in die Nähe des Hafens. „Anfangs war das ein sehr harter Kampf“, sagt er heute. „Vor zwölf Jahren war der Osten nicht so beliebt wie heute.“ Mittlerweile kommen an guten Tagen bis zu 400 Leute.

„Kompliziert wird es nur dann, wenn bei der Vorbereitung des Pizzateigs keine Liebe dabei ist. Das Herz muss dabei sein, sonst funktioniert es nicht.“Bruno D’Aria sagt

Die kleine Küche, die zwischen großen Containern versteckt liegt, wird sich Bruno D’Aria mit Sebastian Halama teilen. Für D’Aria ist es die erste komplette Saison in Artmanns Betrieb. Halama hingegen ist ein Mann der ersten Stunde. Wenn er nicht alles kocht, was nicht Pizza ist, stellt er die Soundtracks zusammen, die hier in den kommenden Monaten laufen sollen. Deep House werde hier gespielt, erklärt er, sicherlich kein Techno – „einfach Strandmucke“. Seine Hymne für die Bar in diesem Jahr trage den Titel „Beats on the beach“.

Bruno D’Aria und Sebastian Halama müssen es bis Ende August oder Anfang September nun miteinander aushalten. Bei Temperaturen, die dank Grill und Pizzaofen auf bis zu 45 Grad klettern, ist das nicht immer einfach. Doch beide verstehen sich gut. „Ist halt Schicksal“, sagt Halama und lacht. „Mit ihm zusammen zu arbeiten, ist überhaupt kein Problem“, sagt D’Aria. Die beiden seien wie ein altes Ehepaar, versucht Artmann einen Erklärungsversuch einer solchen Küchenbeziehung. Die beiden hätten Spaß miteinander, aber sie würden sich auch ärgern. Das gehöre in einer Küche dazu.

Immer wieder blickt der Pizzabäckerweltmeister durch den kleinen Schlitz des Ofens. Es ist ein schmaler Grat zwischen einem labbrigen Stück Teich, einer knusprigen Pizza und einem verkohlten Stück. Und was ist das schwierigste beim Pizzabacken? Bruno D’Aria sagt: „Kompliziert wird es nur dann, wenn bei der Vorbereitung des Pizzateigs keine Liebe dabei ist. Das Herz muss dabei sein, sonst funktioniert es nicht.“

„Umdrehen weiterschlafen!“

Ob der Pizzabäcker an einem Tag in der Küche des „0941 Beach“ steht oder nicht, entscheidet sich jeden Tag aufs Neue. Geöffnet ist von 11 Uhr bis 23 Uhr oder am Wochenende bis 24 Uhr – aber nur, wenn das Wetter mitspielt. Jeden Morgen um acht Uhr wird darüber entschieden. Eine Nachricht in die Whatsapp-Gruppe aller Beteiligten kann dann schon einmal lauten: „Umdrehen weiterschlafen!“ Dann wissen alle Bescheid. Gäste informieren Artmann und sein Team auch jeden Morgen über ihre Facebook-Seite, ob geöffnet ist oder nicht.

Die Pizza ist mittlerweile fertig. Extra für den Pressetermin hat der Pizzabäcker seine eigene Deko mitgebracht: ein Holzbrett samt einer Weinflasche und auch die Pokale dürfen natürlich nicht fehlen. Für einen Italiener ist eine Pizza eben deutlich mehr als ein Nahrungsmittel.

Sein Chef freut sich, dass er den Pizzabäcker für diese Saison einstellen konnte, denkt aber auch schon wieder an das nächste große Projekt. „Wir werden demnächst umziehen“, sagt er. Die Anlage des „0941 Beach“ soll rund 100 Meter weiter wandern und dabei ihr Aussehen komplett ändern. Denn Artmann arbeitet an einem Konzept „mit einer erhobenen Plattform, um das Hochwasser-Problem aus der Welt zu schaffen“. Doch noch läuft das Genehmigungsverfahren.

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