Astronomie
Erste Supernova im Mittelalter entdeckt

Ein Mönch und ein chinesischer Astronom entdeckten die erste Supernova. Heute helfen Instrumente bei der Beobachtung.

19.01.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr

Beim Krebsnebel handelt es sich um die Überreste einer im Mittelalter beobachteten Supernova. Foto: NASA

Das Mittelalter gilt oft als „dunkle“ Zeit, in der Rückständigkeit und Leere in der wissenschaftlichen Forschung herrschten. Doch auch in diesen angeblich so düsteren Zeiten gab es Menschen, die sich für die Phänomene, die sich Nacht für Nacht über unseren Köpfen abspielen, interessierten. Eines der ganz großen Ereignisse, die sich im Mittelalter am Himmel abspielten: die Supernova von 1054.

Einem Mönch in Flandern fiel am 11. April 1054 eine helle Scheibe am Nachmittag auf. Dies war die erste überlieferte Beobachtung einer Supernova-Explosion. Am 4. Juli 1054 entdeckte ein chinesischer Hofastronom diesen Stern, der auch tagsüber neben der Sonne sichtbar war. Die Übereste dieser Sternenexplosion sind heute als Krebsnebel bekannt und ein Muss für jeden Himmelsbeobachter – natürlich auch für die Mitglieder der Sternwarte, die ihrem Hobby Astronomie frönen.

Nur das Auge als Instrument

Doch auch schon in frühen Zeiten spielte die Himmelsbeobachtung eine Rolle. Bereits Karl der Große förderte die Astronomie und legte fest, dass alle größeren Kirchenschulen ihre Lehrlinge auch astronomisch bilden mussten. Dabei mussten sie allerdings auf modernen Luxus verzichten: Das Teleskop wurde erst in der frühen Neuzeit erfunden. Dies bedeutet, dass man sich bei der Himmelsbeobachtung ganz auf das bloße Auge verlassen musste.

Um dennoch den Himmel durchmustern zu können, nutzte man einige Hilfsmittel. Bereits in der Antike kannte man das sogenannte Astrolabium. Dies ist ein Gerät, mit dessen Hilfe man anhand der Positionen der Sonne, beziehungsweise der Sterne am Nachthimmel das aktuelle Datum und die aktuelle Uhrzeit ablesen kann. Dieses System funktioniert auch anders herum: Wenn man die Zeit weiß, die gerade herrscht, lassen sich die Positionen bestimmter Sterne ablesen.

Ein weiteres Mittel zur Himmelsbeobachtung waren Vorläufer der noch heute genutzten Sternkarten. Hierbei werden zwei Scheiben übereinandergelegt. Auf der unten befindlichen Scheibe werden dann die Sterne des Nachthimmels eingetragen. Später im europäischen Mittelalter kamen dann auch komplexere Geräte wieder in Gebrauch, wie die in der islamischen Welt bereits viel früher genutzte Armillarsphäre.

Mit Hilfe dieser Instrumente lassen sich Winkelmessungen durchführen. Dadurch kann man einerseits die Bewegungen der Planeten nachmessen, andererseits waren solche Gerätschaften vor allem in der Schifffahrt relevant, da sich anhand der Stellung der Sterne am Nachthimmel die eigene Position feststellen lässt. Ihre Bedeutung für die Seefahrt lässt sich bis heute in der Nationalflagge Portugals nachweisen, in der eine Armillarsphäre abgebildet ist.

Die Wende kam spät

In deutlich größerem Ausmaß wurden die oben genannten Geräte vor allem im Orient betrieben, der in naturwissenschaftlicher Hinsicht den Europäern weit voraus war. So wurden auf der arabischen Halbinsel bereits im Hochmittelalter Sternkataloge erstellt, die teilweise bis heute in Gebrauch sind.

Trotz dieser Gerätschaften darf allerdings die Bedeutung der Astronomie nicht überschätzt werden. Nur ein sehr geringer Teil der mittelalterlichen Bevölkerung kam in den Genuss von Bildung, und ein noch geringerer Teil hatte Kenntnisse von naturwissenschaftlichen Methoden. Somit ist ein Großteil des antiken Wissens vor allem über die arabische Welt überliefert und konserviert worden. Erst mit der kopernikanischen Wende und der Erfindung des Teleskops 1608 rückten die Geschehnisse am Nachthimmel wieder stärker ins Blickfeld der Menschen. Erst mit Tycho Brahe und dem in Regensburg gestorbenen Johannes Kepler wurden systematische Himmelsbeobachtungen durchgeführt, aus denen sich Gesetzmäßigkeiten ableiten ließen. Während im Mittelalter der Himmel vor allem genutzt wurde, um aus ihm die Zukunft abzuleiten und sich auf hoher See zurechtzufinden, rückte er in der Neuzeit als eigenständiges Forschungsobjekt in das Sichtfeld der Wissenschaft.