Fasching
Faschingsumzüge: Schnaps ist kein Tabu

Den Umgang mit Hochprozentigem regeln die Veranstalter der Gaudiwürmer unterschiedlich. Nur in Barbing gelten strenge Regeln.

24.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr
Der schnapshaltige Patronengürtel hat für die Veranstalter von Gaudiwürmern keinen Vorbildcharakter. Für ein komplettes Schnapsverbot bei Umzügen sprechen sich aber die wenigsten aus −Foto: MZ-Archivfoto: altrofoto.de

Ein Schnaps zum Aufwärmen, Bier auf dem Faschingswagen, danach mehr Schnaps in der Bar – das Klischee, dass Alkohol und Faschingszüge untrennbar sind, ist unausrottbar, trifft aber nur zum Teil zu. Umstritten ist vor allem Hochprozentiges. Fünf schwäbische Orte haben in diesem Jahr die Konsequenz gezogen und branntweinhaltige Getränke – Schnaps, Likör und Co. – beim Faschingsumzug verboten. Sie dürfen weder von Faschingswagen ausgeschenkt noch von Läden verkauft werden. Auch sogenannte Alcopops zählen zum Getränke-Tabu.

Alkohol ist natürlich auch bei den Gaudiwürmern ein Thema, die sich vom heutigen Samstag bis Dienstag durch zehn Orte im Landkreis winden.Der Umgang mit Schnaps und Co. fällt im Regensburger Land recht unterschiedlich aus, wie Nachfragen unseres Medienhauses ergaben.

12,5 Prozent sind die Grenze

Die strengste Regelung hat die Gemeinde Barbing. Sie ist den schwäbischen Kommunen um mehr als eine Pappnasenlänge voraus. In der Stadtrandgemeinde ist schon seit etlichen Jahren bei allen öffentlichen Festen der Ausschank von Getränken mit mehr als 12,5 Prozent Alkohol untersagt. Das gilt auch für den traditionsreichen Gaudiwurm am Faschingsdienstag in Sarching. Hochprozentiges gibt es dort nur abends in den Wirtshäusern, weil es sich dann um normalen Gaststättenbetrieb handelt.

Während des Zugs in Sarching sind nach Angaben von Verwaltungsleiter Thomas Geser vier Ordner unterwegs. Sollte es tatsächlich Probleme mit Schnapskonsum geben, würden sie die Polizei informieren, die dann einschreiten könne. Nach Gesers Erfahrung funktioniert das Konzept gut. In den vergangenen Jahren seien schwer alkoholisierte Menschen beim Faschingszug in Sarching kein Thema gewesen.

In den Regenstaufer Faschingszug-Orten Diesenbach und Steinsberg haben die Veranstalter nach Angaben der Marktverwaltung nur den Ausschank von Bier und alkoholfreien Getränken beantragt. „Das ist richtig“, sagt Jörg Gabes, Präsident von Lari-Fari Diesenbach. Es gelte aber nur für die Wirte. Gabes wendet sich gegen Verbote in Sachen Alkohol in Faschingszügen. „Das muss doch jeder erwachsene Mensch selbst entscheiden können, was er trinkt.“ Vorschriften seien hier völlig fehl am Platz. Natürlich komme es vereinzelt vor, dass jemand zu viel Alkohol tankt. Tatsache sei aber, dass solche Vorfälle sehr selten seien. Gabes: „Das ist bei jedem Zeltfest oder beim Oktoberfest ein größeres Problem als bei einem Faschingszug.“

Anders sieht es für den Lari-Fari-Präsidenten beim Jugendschutz aus. „Da sind wir ganz streng.“ Dass Jugendliche ihren eigenen Vorrat im Rucksack mitbringen, sei natürlich nie auszuschließen, in Diesenbach sei das bisher kein Thema gewesen.

Ähnlich argumentiert Manuel Hagen, der lange Jahre beim Köferinger Faschingskomitee die Umzüge mitorganisiert hat. Es gebe kein ausdrückliches Verbot und es habe bisher auch keine Probleme gegeben. Beim Faschingszug in Köfering seien 30 Ordner im Einsatz, die ein Auge darauf hätten, dass der Jugendschutz eingehalten wird, und bei Bedarf einschreiten würden. „Und an der Bar wird bei uns sehr streng kontrolliert.“

Kein Alkohol für Teilnehmer

Auch in Beratzhausen gibt es nach Angaben von Alfred Braun, der bei der Marktverwaltung für den Faschingszug zuständig ist, „kein dezidiertes Verbot“ für Schnaps. Der Markt weise bei den Vorbesprechungen aber alle Leiter von Gruppen und Faschingswagen darauf hin, dass die Teilnehmer während des Umzugs keinen Alkohol trinken sollen. Bisher habe dieses Konzept gut funktioniert. Das habe auch der Leiter der Polizeiinspektion Nittendorf, Jakob Schels, bei einer Vorbesprechung bestätigt. Und solange es keinen Anlass gebe, werde man daran auch nichts ändern, sagt Braun.

Ein Blick auf die Polizeibilanz zum Faschingsendspurt im vergangenen Jahr bestätigt die Gegner von Schnapsverboten weitgehend.Es gab demnach im Landkreis keine Fälle von exzessivem Alkoholmissbrauch. Der einzige Vorfall war eine Schlägerei in Hemau mit mehreren Beteiligten kurz nach dem Ende des Faschingszugs. Der genaue Anlass war laut Polizei nicht bekannt, allerdings habe Alkohol eine nicht unerhebliche Rolle gespielt.

Historisch gesehen gehören Fasching und Alkohol übrigens durchaus zusammen. „Die Fastnacht war von Beginn an ein Trinkgelage“, sagt Daniela Sandner, wissenschaftliche Leiterin des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen. Kurz vor Beginn der Fastenzeit hätten die Katholiken im Mittelalter alle noch übrigen Vorratsreste verbraucht und dabei Festmähler mit reichlich Alkohol abgehalten.

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