SSV Jahn
Jahn will „schwere Zeiten“ durchstehen

Der Neujahrsempfang wird von der Regensburger Spendenaffäre überschattet. Klubboss Hans Rothammer bezieht klar Stellung.

19.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:25 Uhr
Im Gespräch beim Neujahrsempfang (von links): Jahn-Vorstandsvorsitzender Hans Rothammer sowie Ratisbona-Chef Rudolf Schels und Netto-Geschäftsführer Claus Leitl −Foto: Scharf

Hans Rothammer wandte sich in seiner Ansprache persönlich an zwei Personen, die beim Neujahrsempfang des SSV Jahn nicht dabei sein konnten: an den Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden des Vereins Joachim Wolbergs und an den Klubmäzen Volker Tretzel. Beide waren einen Tag zuvor im Zuge der Regensburger Spendenaffäre verhaftet worden. „Wir wünschen euch, dass ihr durch diese schweren Stunden gut durchkommt und das alles zum Guten kommt“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Drittligisten.

Knapp 300 Gäste, zu einem Großteil Sponsoren des Vereins, waren am Donnerstagabend in die Continental-Arena gekommen. Die Atmosphäre bei den Neujahrsempfängen des Vereins war auch in den vergangenen Jahren stets von aktuellen Ereignissen beeinflusst worden. 2015 drückte die sportliche Misere die Stimmung, 2016 hob der sportliche Aufschwung und die Freude über das neu eröffnete Stadion diese. Am Donnerstag stand der Empfang nun aber ganz besonders im Schlaglicht einer Meldung. „Es geht mir unglaublich nahe und ich bin sehr betroffen“, sagte Rothammer. Er machte kein Hehl daraus, dass seine Ansprache „noch vor 48 Stunden“ ganz anders konzipiert gewesen sei, „doch die Ereignisse der letzten Tage haben natürlich Wellen geschlagen“.

„Wäre der Jahn nicht mehr da“

Eines betonte Rothammer mehrfach: der Jahn sei Wolbergs und Tretzel zu Dank verpflichtet. Beide hätten in den vergangenen Jahren „auf unterschiedliche Art und Weise“ viel für den Klub geleistet. Ohne die finanzielle Unterstützung von Volker Tretzel „wäre der Jahn nicht mehr da“, sagte Rothammer. Und auch ohne das Wirken von Oberbürgermeister Wolbergs sowie dessen Vorgänger Hans Schaidinger gäbe es den Klub nicht mehr. Zu den laufenden Untersuchungen gegen Wolbergs und Tretzel wollte sich Rothammer nicht äußern, er bestätigte allerdings, dass die Ermittler am Donnerstag auch beim SSV Jahn vorstellig geworden seien: sowohl in der Geschäftsstelle des Vereins als auch bei ihm in seiner Kanzlei.

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Es habe aber keine Hausdurchsuchungen gegeben, sagte Rothammer, vielmehr hätten der Klub und er selbst sofort kooperiert und alle angeforderten Unterlagen herausgegeben. Im Hinblick auf die Zukunft sagte Rothammer, dass es nun eine große Herausforderung sei, „den Jahn aus dieser schweren Zeit herauszubringen“.

Die Gäste lauschten den Worten von Rothammer gebannt. Nach den Ansprachen bildeten sich an den Stehtischen kleine Gruppen, an denen bei einem Imbiss natürlich auch viel über die Spendenaffäre diskutiert wurde. Unter den Gästen waren Spitzenvertreter der Stadtverwaltung. Manfred Koller, Chef der Regensburger Stadtwerke, sagte unserem Medienhaus, dass er nicht an negative Folgen für den Klub durch die Spendenaffäre glaube: „Denn beim Jahn wird professionell gearbeitet. Da ist er besser denn je aufgestellt.“ Auch Karl Eckert, städtischer Personal- und Verwaltungsreferent, befürchtet nicht, dass sich nun etwa Sponsoren abwenden könnten: „Nein, denn ich habe, seit ich mit dem Thema näher befasst bin, verfolgen können, dass der Jahn sehr seriös arbeitet.“

Die Sponsoren selbst gaben ein klares Bekenntnis pro Jahn ab. „Wir werden unsere Unterstützung aufrecht erhalten. Unser Engagement ist auch nicht von einem Ereignis abhängig, das auf politischer Ebene passiert und meiner Meinung nach nichts mit dem Jahn zu tun hat“, sagte Georg Martin, Marketing Director von Jahn-Sponsor Dallmeier Electronic, der zudem im Aufsichtsrat des Vereins sitzt.

„Beim Jahn wird sauber gearbeitet“

Rudolf Schels, der mit seiner Firma Ratisbona ebenfalls Unterstützer des Jahn ist, zeigte sich ebenso zuversichtlich, dass die Sponsoren bei der Stange bleiben: „Ich kann mir auch nichts anderes vorstellen. Schließlich bin ich fest davon überzeugt, dass beim Jahn unter der Führung von Hans Rothammer transparent, sauber und den Gesetzen entsprechend gearbeitet wurde.“ Dass der Jahn „jetzt etwas ins Gerede kommt“ lasse sich aber wohl nicht ganz vermeiden.

Davon, dass der Jahn weiter vor einer guten Zukunft steht, ist auch der Regensburger Musikproduzent Günther Behrle überzeugt: „Beim Jahn geht’s immer korrekt zu“, meinte er: „Darum glaube ich nicht, dass die Sache negative Folgen hat.“

Fest zusammenstehen – diese Botschaft wurde von den Jahn-Verantwortlichen beim Neujahrsempfang verbreitet und von den Gästen offensichtlich auch aufgenommen. Darüber hinaus wurde unter anderem mit Videoeinspielungen noch einmal an den großen Höhepunkt des vergangenen Jahres, den Aufstieg in die 3. Liga, erinnert. Er kriege bei der Erinnerung an die Relegationsspiele immer noch Gänsehaut, sagte Jahn-Geschäftsführer Christian Keller bei seiner Ansprache, der den Anwesenden zudem ans Herz legte, dem Jahn treuzubleiben. Das lohne sich, „denn wir sind ein professioneller und verlässlicher Partner“.

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