Infrastruktur
Tram-Bündnis sucht Öffentlichkeit

Mit einer Infobroschüre wenden sich die Initiatoren an die Regensburger. Es sollen Vorurteile ausgeräumt werden.

19.07.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr
Daniel Geradtz

Der Dachauplatz könnte in ein paar Jahren zur Haltestelle von zwei Tram-Linien werden. Animation: HP Zierer

Die Wiederaufnahme eines Straßenbahn-Betriebs – dafür macht sich das „Bündnis für einen hochwertigen ÖPNV im Raum Regensburg“ seit einiger Zeit stark. Das Bündnis besteht aus mehr als 20 Vereinen, Verbänden und Unternehmen. Nun haben die Verantwortlichen den nächsten Schritt unternommen, um die Regensburger über ihr Anliegen zur informieren: Sie haben die Broschüre „Eine Tram für Regensburg“ herausgebracht, die sie in den nächsten Tagen in der Stadt verteilen.

Prof. Dipl. Ing. Walter Weber, Koordinator des Bündnisses, erklärt im Gespräch mit unserem Medienhaus die Hintergründe der Aktion: „Unser Beweggrund ist, dass wir die Bevölkerung und die Politiker informieren wollen. Wir wollen auch das Gutachten unterstützen.“ Damit meint Weber das Gutachten, mit dem derzeit die Machbarkeit einer Tram geprüft wird. Nachdem dem Stadtrat zu Beginn des Jahres ein Zwischenbericht präsentiert wurde, wird bis zum Herbst ein Abschlussbericht erwartet. Vorgestellt wurden Kalkulationen für die Inbetriebnahme eines Schnellbus- und eines Tramsystems.

Zwei Varianten werden diskutiert

Während der Schnellbus zwischen 227,5 und 312,5 Millionen koste, müssten für die Tram zwischen 303,5 und 456,5 Millionen Euro investiert werden. Diese Kosten beinhalten Ausgaben für die Infrastruktur, die Fahrzeuge und den notwendigen Betriebshof.

Die nun veröffentlichte Broschüre biete laut Weber Informationen, die der Bevölkerung bereits bekannt sein dürften: Knapp werden die wichtigsten Fragen beantwortet. Zu sehen ist aber auch ein Plan des möglichen Kernnetzes. Es besteht aus zwei Linien, die zwischen Wutzlhofen und dem Klinikum beziehungsweise der Nordgaustraße und Burgweinting pendeln.

Auch eine mögliche dritte Linie, sie soll später als Ausbaustufe folgen, ist angedacht. Sie soll in Ost-West-Richtung zwischen dem Donaupark und der Irler Höhe verlaufen. Außerdem greift der Autor das vom Stadtrat beschlossene „Leitbild Energie und Klima der Stadt Regensburg“ auf, das sich unter anderem für einen höherwertigen, effektiven und attraktiven ÖPNV ausspricht.“

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Was der Initiative in die Karten spielen könnte, ist das von der Staatsregierung unlängst beschlossene Maßnahmenpaket für eine bessere Luftqualität in den Städten. Darin sind einige Bereiche festgelegt, an denen in Zukunft gearbeitet werden soll. Dazu zählen die zügige Verbesserung der Flotten, die Förderung innovativer Antriebe und der Elektromobilität, Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV, des Radverkehrs und zur Unterstützung nachhaltiger Mobilitätskonzepte.

Stickoxidwerte müssen geringer werden

Weber begrüßt den Beschluss des Kabinetts: Die Staatsregierung habe erkannt, dass der Verkehr reduziert werden müsse, um Stickoxidwerte zu reduzieren. Das sei auch in Regensburg dringend nötig.

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Durch diese neuen Impulse könnte nicht nur das Image der Tram als sauberes Verkehrsmittel verfestigt werden, sondern gleichzeitig durch weitere Fördermöglichkeiten durch den Freistaat auch der wirtschaftliche Aufwand für die Kommune reduziert werden.

Frank Steinwede, Betriebsleiter der Regensburger Verkehrsbetriebe, bezeichnet die Tram als „sauberes Verkehrsmittel“. Das Lärmaufkommen könne stark reduziert werden und auch in ihrer Optik werde sie akzeptiert. Doch er merkt ebenfalls an, dass nach dem Beschluss auch die Anschaffung neuer Dieselfahrzeuge gefördert werde. Er betont, dass die von der Stadt beauftragte Untersuchung ergebnisoffen geführt werde. „Es wird sauber bearbeitet, ob ein Bus in einer separaten Trasse oder eine Tram die bessere Wahl ist.“

Außerdem nennt er die große Zustimmung vieler Regensburger eine „gute politische Situation“. Durch die jüngsten Entwicklungen werde das Projekt in der Öffentlichkeit einen weiteren Schub erhalten. In der Broschüre nennt Steinwede eine moderne Tram eine Jahrhundertchance für Regensburg.

Für Weber wird den Tram-Gegnern durch die neuen Fördermöglichkeiten der Wind aus den Segeln genommen. „Die Überlegungen einer Tram in Regensburg sind in der Vergangenheit an den Kosten gescheitert. Das dürfte nun nicht mehr der Fall sein.“ Doch die Stadt-Umland-Bahn Erlangen habe gezeigt, dass es auch schon zuvor möglich gewesen sei, eine breite Förderung zu erhalten. „Sie wird zu 90 Prozent vom Freistaat gefördert“, sagt er.

Unterstützung für Aktion

Gerade bei Fragen zur Finanzierung wären viele Bürger nicht auf dem Stand der Dinge. „Einige Menschen sind auch skeptisch, weil sie denken, die Bahn würde durch die Altstadt fahren.“ Er sagt, dass die Zustimmung zu einer möglichen Tram stark vom jeweiligen Wissensstand abhänge. Deswegen sei die Broschüre wertvoll.

Mitglieder des Bündnisses verteilen sie am Donnerstag am Dachauplatz, am Gutenbergplatz und am Haidplatz. Am Samstag wollen sie auf einigen Wochenmärkten vertreten sein. Die Initiative hat auch 50 Plakate produzieren lassen. Einige der 5000 gedruckten Broschüren können Interessierte im RVV-Kundenzentrum abholen. Dazu Frank Seinwede: „Wir unterstützen die Aktion auf jeden Fall.“

Nach einer Sommerpause wird das Bündnis mit einer Veranstaltungsreihe im Evangelischen Bildungswerk seine Bemühungen fortsetzen. Außerdem seien Gespräche mit den Vorsitzenden der CSU- und der SPD-Stadtratsfraktion Dr. Josef Zimmermann und Dr. Klaus Rappert geplant.

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