Verkehrssicherheit
Vorausschauendes Fahren trainieren

Der ADAC investiert in ein modernes Fahrsicherheitszentrum. Am Montag erfolgt auf dem Gelände bei Rosenhof der Spatenstich.

27.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr
Das neue Fahrsicherheitszentrum, das bei Rosenhof entsteht, wird für fast alle Schulungsbereiche geeignet sein. −Foto: Fotos: Strasser

„Das passiert mir nicht, ich fahre doch vorsichtig.“ Ein Satz, der sich in der Unfallstatistik leider nicht widerspiegelt. Nach den vorläufigen Meldungen der Polizei ereigneten sich im Juni 2016 auf Bayerns Straßen 33 528 Unfälle. Zwar 2,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, nach Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik gingen Unfälle mit Personenschaden aber um 8,2 Prozent zurück, die Zahl der Verunglückten sank im Vergleich zum Juni 2015 um 9,3 Prozent.

Dabei ist Sicherheit durchaus trainierbar: Seit über 30 Jahren legt der ADAC den Fokus auf ein individuelles und nachhaltiges Fahrsicherheitstraining und hat mit dieser aktiven Verkehrssicherheitsarbeit nicht unerheblichen Anteil am Trend zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr. 55 Fahrsicherheitsstandorte gibt es im gesamten Bundesgebiet, in Südbayern sind es derzeit sechs Standorte, die mit Fahrtrainings für Pkw-, Motorrad- und Nutzfahrzeug-Fahrer den Bogen zur Fahrsicherheit spannen.

Für fast alle Schulungsbereiche

Mit dabei ist Regensburg, dessen Fahrsicherheitsplatz im Regensburger Norden als dienstältester Standort jetzt auf ganz neue Füße gestellt wird. In der Spange der BAB bei Rosenhof und der B8 wird eine moderne Anlage für die Fahrsicherheit entstehen, die nahezu alle Schulungsbereiche abdeckt. Seit etwa neun Jahren ist der ADAC auf der Suche, 21 mögliche Standorte wurden geprüft. Kriterien waren dabei die schnelle Erreichbarkeit in der Nähe einer Fernstraße, eine Gesamtfläche von etwa vier Hektar, möglichst ebene Fläche, Versorgungsleitungen in der Nähe und genügend Abstand zu Wohnbebauung.

Fündig wurde man – nicht zuletzt mit Hilfe der Regierung der Oberpfalz, der Empfehlungen mit einflossen – mit dem Areal bei Rosenhof. Nach dem „grünen Licht“ durch die Gemeinde Mintraching in der Junisitzung des Gemeinderats gibt der ADAC jetzt ordentlich Gas. Bereits am Montag werden um elf Uhr der Vorsitzende des ADAC Südbayern, August Markl, und Landrätin Tanja Schweiger zusammen mit Verbandsvertretern und dem zweiten Bürgermeister von Mintraching, Armin Schneider, den Spatenstich vornehmen. 3,7 Hektar umfasst der gesamte Bereich der Fahrsicherheitsanlage, Platz für vier Pisten, auf denen je 12 Teilnehmer pro Tag in die Fahrsicherheit eintauchen können. Ein modernes und ansprechendes Gebäude mit Seminarräumen, Betriebskantine, Mitarbeiterbüro und einem Multifunktionsraum, in dem bis zu 70 Personen geschult werden können, schließen sich an. 27 Arbeitsplätze werden am Ende vom ADAC geschaffen. „Wir haben hier den idealen Standort gefunden“, freut sich der ADAC-Geschäftsführer der Fahrsicherheitszentren in Südbayern, Walter Ittlinger. Der gebürtige Regensburger schwärmt von einer Anlage, die zum einen technische Maßstäbe setzt – die Rede ist von Gleitflächen, Drucklufthindernissen und einer hydraulischen Dynamikplatte – und zum anderen auch den architektonischen Ansprüchen genügt. „Ich vergleiche das gerne mit dem neuen Jahnstadion, das in der Region gut ankommt und wirklich sehr ansprechend ist. Wir können bei der Optik aber durchaus mithalten.“ Dennoch: Der Fokus gehe in erster Linie auf die Bedürfnisse der Teilnehmer und der Fahrsicherheit, betont Ittlinger. Dafür gibt der ADAC viel Geld aus. 7,3 Millionen wird das Projekt kosten. Im Laufe des Jahres 2017 soll die Anlage in Betrieb gehen, so Pressesprecherin Kerstin Koch. „Wenn alles gut geht, können die ersten Fahrer am Ende des Sommers des nächsten Jahres Erfahrungen für den täglichen Straßenverkehr sammeln, können sich Auto-, Lkw- oder Motorradfahrer für eine angemessene und vorausschauende Fahrweise sensibilisieren lassen.“

Ab 15 Jahren darf geübt werden

Und noch ein Novum wird es geben: „Nach Kempten und Augsburg öffnen wir zugleich den dritten Verkehrsübungsplatz in Bayern“, sagt Kerstin Koch. An bestimmten Tagen haben künftige Verkehrsteilnehmer ab 15 Jahren die Gelegenheit, sich legal und sicher auf die Führerscheinprüfung vorzubereiten.

Viel Raum in der Planung und Realisierung nehmen die schalltechnische Untersuchung sowie die geotechnischen und umwelttechnischen Bereiche ein. „Wichtig war die Entfernung zur Wohnbebauung“, erklärt Ittlinger. „Nach Rosenhof und Wolfskofen sind es mindestens 550 Meter, genügend Abstand, damit wir niemanden stören“, sagt der Geschäftsführer, der sich über ein besonderes Schmankerl freut: Auf Antrag des Automobilclubs vergab der Gemeinderat den Namen „ADAC-Straße“.

Vieles wird neu und zielsetzend in der Fahrsicherheit sein. Was bleibt, ist die bisherige Anlage auf dem Vogelberg bei Haslbach. „Das ist für uns ein wertvoller Standort für ganz spezielle Trainings“, sagt Ittlinger und spricht etwa von „Offroad“-Schulungen, die dort angeboten werden können.