Gesellschaft
Wenn viel los ist: Leinenpflicht

Einige haben Angst – aber Hundehalter fühlen sich gegängelt. Nun kommt ein Kompromiss an der Regensburger Schillerwiese.

03.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr

Eine „Bitte“, die Hunde anzuleinen, gilt derzeit an der Schillerwiese. Die Stadt will die Streitfrage nun endgültig regeln.

In einem Punkt waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung zum Thema „Anleinpflicht“ für Hunde am Donauufer am Mittwoch einig: Sie sei deutlich positiver verlaufen alsdie erste Diskussion. Dabei ging es auch in dieser Runde heftig hin und her, doch die meisten ließen sich gegenseitig ausreden und keiner brüllte, wie es im September passiert war. Diesmal wurden die Argumente ruhiger ausgetauscht: „Ich habe Angst vor Hunden“, hieß es von der einen Seite. Die andere beklagte, sich gemaßregelt zu fühlen, wenn der Hund an die Leine soll oder muss.

Die Debatte am Mittwoch, zu der das Stadtgartenamt eingeladen hatte, brachte die Positionen in einer Frage auf den Tisch, die viele in der ganzen Stadt bewegt: „Wo müssen Hunde an die Leine?“ Die Stadt beantwortet sie derzeit so: Generell dürfen Hunde im größten Teil des Stadtgebiets frei laufen, in öffentlichen Parks und auf Kinderspielplätzen müssen sie an die Leine. Die darf höchstens 1,50 Meter lang sein. Zwei Ausnahmen gibt es, die Freilaufzonen im Park Neuprüll und im Ziegetsdorfer Park.

Bei viel Verkehr – an die Leine

Was die Schillerwiese angeht, so hatte die Stadt im Sommer angekündigt, die Freilauf-Frage dort definitiv regeln zu wollen. Das Gartenamt erreichte eine Protestwelle. Der Tenor vieler Hundebesitzer lautet: Damit würde einer der aus ihrer Sicht wenigen grünen Flecke, an denen sie ihre Lieblinge von der Leine lassen dürfen, wegfallen. Derzeit heißt es auf Schildern am Donauufer: „Bei viel Publikumsverkehr an den Kiesbuchten bitten wir Sie darum, Ihre Hunde an die Leine zu nehmen.“

Wir haben vor einigen Wochen Regensburger nach ihrer Meinung zur Anleinpflicht gefragt:

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Von einer Leinenpflicht würden sich manche Hundehalter sehr gegängelt fühlen. „Ich möchte nicht jeden Tag ins Auto steigen und aufs Land fahren, damit mein Hund Strecke machen kann“, sagte eine Frau in der Debatte. „Machen Sie eine Badebucht zum Hundestrand“, schlug sie vor. Als Sprecher der Hundehalter saß Christoph Buchner am Moderatorentisch, neben Gartenamtsleiter Hans Dietrich Krätschell und Dr. Josef Paukner von der Donau-Naab-Regen-Allianz. Buchner beklagte: „Bei allen, die diesen Bereich nutzen, ist mittlerweile eine gegenseitige Aggression aufgebaut worden.“ Buchner kritisierte, dass Hundebesitzer von Joggern oder Spaziergängern „gemaßregelt“ würden, obwohl diese von deren Hunden in keiner Weise bedrängt worden seien. Er formulierte eine „zeitabhängige Regelung“ als Kompromissvorschlag, die das Anleingebot etwa auf die Badesaison beschränkt oder bestimmte Tageszeiten. Nachdem auch über rücksichtslose Fahrradfahrer und Müll geklagt wurde, brachte Paukner als mögliche Lösung einen „Appell, der sich nicht nur an die Hundehalter richtet“, ins Spiel.

„Das ist auch meine Stadt“

Menschen, die Angst vor Hunden haben, wünschen sich mehr als Appelle.Die 73-jährige Hannelore Lehner, die jeden Tag zehn Kilometer am Donauufer spazieren geht – ohne Hund – sagte: „Verdammt nochmal, ich kann mich doch nicht dafür entschuldigen, dass ich an der Donau gehe. Das ist auch mein Platz und meine Stadt.“ Seit sie einige Male im vollen Lauf angesprungen worden sei, fürchte sie sich. Ähnlich äußerte sich eine Mutter von zwei kleinen Kindern. „Meine Kinder haben Angst und da bin ich nicht die einzige.“ Sie wünschte sich eine „kleine Zone“ mit Leinenpflicht.

Gartenamtschef Krätschell sagte am Schluss zu: „Ich setze mich dafür ein, dass wir kein generelles Leinengebot an der Stelle bekommen.“ Sowohl mit einer zeitlichen Einschränkung des Freilaufverbots als auch mit einer Badebucht für freilaufende Hunde – und zwei anderen Buchten, in denen Leinenpflicht herrscht – könne er sich anfreunden. Entscheiden muss der Stadtrat.

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