Verkehr
Auch die Bahnhofstraße wird Umweltzone

Das Areal in Regensburg, in das nur Autos mit grüner Plakette dürfen, steht jetzt fest. Für Busse sind Ausnahmen geplant.

07.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr

Symbolfoto: dpa

Die Luft in Regensburg ist schmutziger, als das Gesetz erlaubt. Regelmäßig überschreitet die Stadt Schadstoff-Grenzwerte. Die geplante Umweltzone soll dafür sorgen, dass das nicht mehr so häufig passiert. Jetzt steht fest: Nach der Einführung 2017 sollen vom Südufer der Donau bis zum Bahnhof nur Autos mit grüner Plakette in die Altstadt fahren dürfen. Die Stadt hat entschieden, dass zur Umweltzone auch Margaretenstraße, Albertstraße, Fritz-Fend-Straße und Bahnhofstraße gehören sollen. In der ersten schematischen Darstellung waren sie noch außerhalb des Areals, das für Fahrzeuge mit höherem Schadstoffausstoß tabu sein wird.

Umweltamtschef Rudolf Gruber zufolge hat es praktische Gründe, dass die Bahnhofsgegend nun Teil der Umweltzone werden soll. Damit sie in der gewünschten Größe eingeführt werden könne, müsse die Margaretenstraße dazugehören. Dies sei wegen der Einbahnstraßenregelung nur möglich, wenn die benachbarten Straßen ebenfalls mit hinzugenommen werden. Stadtsprecher Rolf Thym erläuterte dazu: „Es darf keine Zwangsdurchfahrt sein. Es muss eine gerade Ausfahrtmöglichkeit für jemanden, der nicht in die Umweltzone darf, geben.“

Im Osten rückt die Gebietsgrenze dagegen etwas weiter Richtung Stadtmitte als im ersten Schema eingezeichnet. So wird die Landshuter Straße stadteinwärts ab der Ecke Gabelsbergerstraße weiterhin für Autos ohne grüne Plakette erlaubt sein.

So soll die geplante Umweltzone aussehen.

Was den Zeitplan angeht, so haben sich Bezirksregierung und Stadt bislang nur auf das Jahr 2017 als geplanten Einführungstermin festgelegt. Die Stadt will der Regierung nächste Woche die erforderlichen Unterlagen schicken. Die Bezirksverwaltung wartet auch noch auf Dokumente vom Landesamt für Umwelt (LfU). Zum weiteren Vorgehen erklärt Regierungssprecher Markus Roth: „Dann wird das von uns geprüft. Dann wird ein Plan gefertigt und veröffentlicht.“ Vier Wochen haben die Bürger Zeit, um ihre Einwände vorzubringen. Wie lang es dauere, die Anregungen zu bearbeiten – der letzte Schritt vor dem Erlass der Umweltzone – könne er nicht einschätzen.

Der Wunsch: eine bessere Luft

Dass angesichts der Werte in der Domstadt Handlungsbedarf besteht, darauf habe auch die Staatsregierung immer wieder hingewiesen, sagt Umweltamtschef Gruber.Das Landesamt für Umwelt habe ihm auch in diesem Jahr signalisiert, dass der Stickstoffdioxid-Grenzwert wohl überschritten werde. „Hätten wir eine Umweltzone, wären wir da in einem anderen Bereich“, sagt Gruber. In der Feinstaub-Tabelle des LfU stehen dagegen 2016 keine Überschreitungen des Grenzwerts, 35 im Jahr sind erlaubt. Das kann sich laut Gruber allerdings schnell ändern. Er weist daraufhin, dass auch die anderen Großstädte in Bayern in dieser Statistik außergewöhnlich gut abgeschnitten hätten, was wohl am Wetter im Freistaat in diesem Jahr liege. Bei „Inversionswetterlagen“, wenn wärmere Luft über kälterer weiter unten liegt, kann Feinstaub schlecht abziehen.

Der TÜV hatte in seinem Gutachten zur Umweltzone bestätigt, dass sie zwar keine gewaltige, aber doch eine kleine Veränderung bewirken würde. Die Regierung hatte in diesem Zusammenhang 2015 darauf hingewiesen, dass solche kleinen Schritte notwendig seien. Eine Möglichkeit der Schadstoffreduzierung, die einen Riesenerfolg bringe, gebe es nämlich nicht.

Altstadt-Parkhäuser in der Zone

Den Umgriff der Umweltzone kritisierte aktuell Stadträtin Christa Meier (SPD). Im Umweltausschuss, der am Donnerstag dem Vorschlag der Verwaltung einstimmig zustimmte, fragte sie den zuständigen Bürgermeister Jürgen Huber: „Wie komme ich da ohne grüne Plakette zu irgendeinem Parkhaus?“ Sie selbst habe eine solchen Aufkleber, stellte sie klar. Dennoch findet sie: „Das kann doch nicht Sinn der Sache sein.“ Auch der Bahnhof sei für Fahrer von Autos ohne Öko-Abzeichen nicht mehr anfahrbar, um dort beispielsweise jemanden abzuholen. Beim Grünen-Politiker Huber stieß sie auf kein Verständnis. „Wir wollen, dass Druck entsteht“, sagte er. Tatsächlich wird, wer ein altstadtnahes Parkhaus außerhalb der Zone sucht, das bei den Arcaden oder das beim Castra-Regina-Center ansteuern müssen.

Huber erwähnte, dass es „für den einen oder anderen“ eine Ausnahmegenehmigung geben werde. In Einzelfällen will die Stadt laut Gruber diese Anwohnern, Lieferanten und Versorgern, die lebenswichtige Güter und Dienstleistungen transportieren, gewähren, außerdem Busunternehmen. Diese müssten dann nachweisen, warum sie die Öko-Auflagen nicht erfüllen können. Die Regensburger Verkehrsbetriebe (RVB) werden keine Ausnahmeerlaubnis brauchen. Sprecher Martin Gottschalk sagte: „Bis Ende des Jahres wird die Busflotte definitiv komplett umgerüstet sein.“ Der Regensburger Verkehrsverbund (RVV) dagegen, der für den Nahverkehr im Umland zuständig ist und für den überwiegend Privatunternehmer fahren, ist noch nicht so weit. Bislang haben 70 Prozent der Busse, die in seinem Auftrag unterwegs sind, eine grüne Plakette.

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