Tradition
Der Schmauskeller schließt seine Pforten

Die bischöfliche Administration plant eine neue Bebauung. Stammgast Hans Hoffritz spricht von „Schlag in die Magengrube“.

18.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr
Norbert Lösch

Die Stühle sind schon hochgeklappt: Auch der Biergarten im Hof ist jetzt Geschichte. Foto: Hoffritz

In diesen Tagen geht eine lange gastronomische Tradition im Stadtsüden zu Ende: Die Gaststätte „Schmauskeller“ in der Bischof-Wittmann-Straße schloss am Dienstag für immer ihre Pforten. Wirtin Christa Lerach sperrt nach dem Betriebsurlaub gar nicht mehr auf. Der Hausherr, die Bischöfliche Administration, hat ihr längst gekündigt und plant auf dem Wirtshaus-Areal eine neue Bebauung (die MZ berichtete).

„Wo sollen die Kumpfmühler hin?“

Mit Wehmut blickten nicht nur die Stammgäste am letzten Abend auf das Ende ihres Treffpunkts. „Wo sollen denn die ,alten Kumpfmühler’ zum Essen und zum Ratsch zukünftig zusammenkommen? Wo soll der seit fast 40 Jahren dort beheimatete Schützenverein hin, der im Kellergewölbe seinen Schießstand hat?“, fragt sich etwa auch MZ-Leser Hans Hoffritz. Er schrieb unserer Zeitung einen Brief zur Schließung des Schmauskellers. Die sei für ihn „wie ein Schlag in die Magengrube. Handelt es sich doch um den letzten noch vorhandenen Nachfolger von drei ehemaligen Bierkellern in der Bischof-Wittmann-Straße, ein freundliches, urgemütliches, bayerisches Wirtshaus mit bayerischem, bezahlbarem Essen und mit einem kleinen, netten Biergarten“.

2013 habe die Brauerei Bischofshof die Wirtin noch besonders geehrt und ihr für 25 Jahre Treue gedankt – „und jetzt wurde gekündigt, weil der Besitzer, das Ordinariat, alles abreißen will“. Nicht nur er, sondern viele alteingesessene Kumpfmühler fänden das sehr schade, denn: „Kirche undWirtshausgehören doch traditionsgemäß irgendwie zusammen in Bayern. Und nun das!“

Der von Hoffritz erwartete „Aufschrei“ des Geschichts- und Kulturvereins von Kumpfmühl blieb ebenso aus wie der Versuch, an die soziale Verantwortung der Pfarrei St. Wolfgang und des Bischöflichen Stuhls als Besitzer der Immobilie zu appellieren. Der ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und veröffentlicht als solche regelmäßig auch seine Bilanzen. Der jüngsten ist zu entnehmen, dass der Bischöfliche Stuhl Ende 2015 über Grundstücks- und Immobilienwerte in einer Größenordnung von rund 26 Millionen Euro verfügte.

Bistumssprecher Clemens Neck zufolge sind die Pläne für den Neubau auf dem Wirtshaus-Areal noch immer nicht so weit gediehen, dass man sie der Öffentlichkeit präsentieren könnte. Nach wie vor stimme man sich mit den städtischen Baubehörden über Voraussetzungen und Möglichkeiten der Bebauung ab. Sehr konkret sei aber mittlerweile die Überlegung, den bisher auf der anderen Straßenseite gelegenen Kindergarten von St. Wolfgang „herüberzuholen“ und in die neuen Gebäude zu integrieren.

Die Kirche baut Wohnungen

„Was letztlich realisiert wird, steht noch nicht fest“, sagte Neck am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion. Denn neben diversen kirchlichen Dienststellen seien etwa auch die Pfarrei St. Wolfgang und Nachbarn wie der genossenschaftliche Wolfgangsbauverein in die Überlegungen einzubeziehen. Neck: „Wichtig ist allen Beteiligten, dass dort eine gute Lösung entsteht. Das wird kein Schuss aus der Hüfte.“

Bei allem Verständnis für Stimmen, die den Wegfall der Gastronomie-Institution bedauern, betont der Bistumssprecher, dass die Kirche mit dem Neubau von Wohnungen und der angedachten neuen Kindertagesstätte ihrer sozialen Verantwortung sehr wohl gerecht werde.

Auch das City-Café ist Geschichte. Lesen sie hier einen Artikelvon Helmut Wanner: