Menschen
Ein Clubchef im Scheinwerferlicht

2015 hat Peter Artmann in Regensburg das Beats eröffnet. Jetzt spricht er über seine verschobene Hochzeit und eine neue Bar.

21.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:40 Uhr
Peter Artmann im „Beats“ am Petersweg: Die LED-Decke freut ihn auch nach einem Jahr noch. −Foto: altrofoto.de

Peter Artmann ist erst um 6 Uhr ins Bett gekommen, deshalb verschiebt er das Interview auf Mittag. Die Betriebswirtschaftler haben in seinem Club den Semesterstart begossen. Kurz nach 12 Uhr eilt der 37-Jährige herbei und sperrt die Metalltüre des „Beats“ auf. Zweimal röhrt sein Handy noch eine Rockmelodie, dann erzählt er gut gelaunt – ein unkomplizierter, in sich ruhender Gesprächspartner.

Herr Artmann, 2016 sind Sie in der Party-Gesellschaft angekommen. Sie haben das Herzl auf der Dult eröffnet, das Beats läuft gut und Kneitinger hat Sie als Werbebotschafter gewählt.

Ja, weil wir vom 0941 Beach an der Donau bis zum Dult-Stadl mehrere Generationen ansprechen. Zum Strand kommen Schüler genauso wie der 91-jährige Herr Richter vom Maschinenbau-Unternehmen Tusch & Richter.

Die Werbung zeigt Sie auf dem Motorrad.

Das ist meine Night Rod, eine Harley Davidson, aber das sage ich ungern, denn in Deutschland wird einem nichts gegönnt. Lassen Sie die Marke lieber weg. Die Fotos haben wir im August gemacht. Wenig später bekomme ich eine SMS von einem Bekannten: „Jetzt muss ich dich jeden Tag anschauen.“ Eins der Plakate hing gegenüber seiner Arbeitsstelle.

Was fasziniert Sie am Motorradfahren?

Die Freiheit und die Ruhe. Ich habe kein Ziel. Ich kann super nachdenken, weil ich ganz bei mir selbst bin.

Ihre Lieblingsstrecken?

Ich steige auf und fahre Richtung Sonne, nach Weltenburg, nach Straubing oder zum Frauenhäusl.

Das Herzl hat bei der Dult 2016 erstmals geöffnet. Wie viel haben Sie investiert?

Einen sechsstelligen Betrag. Aber wenn man es nicht ausprobiert, kommt man nicht weiter. Selbstständigkeit ist nicht einfach, du musst so vieles beachten. Neu sind zum Beispiel die Stundenprotokolle für Mitarbeiter, die Schwarzarbeit verhindern sollen. Wieder ein Mehraufwand. Ich bin vor 16 Jahren in die Gastronomie eingestiegen. Damals war es einfacher.

Sie haben ein Gefühl für die Szene und für vielversprechende Standorte. Den Strand in der Bruderwöhrdstraße haben Sie vor elf Jahren aufgeschüttet, als der Osten noch als unwirtliches Industrierevier galt.

Wir wollten so nah wie möglich an der Altstadt sein, die Flächen sollten donaunah, Parkplätze vorhanden sein. Mit Google Maps fanden wir den Uferstreifen. Wir hatten den Hamburger City Beach gesehen. Das war neu. Weil die Industrie scharf darauf war, haben wir das Inventar günstig bekommen.

Bleibt der sommerliche Strand? Die Stadt plant dort einen Hochwasserschutz.

Es wird immer einen Beach geben, aber vielleicht müssen wir ihn nach Osten verschieben.

Wie hat sich das Nachtleben gewandelt?

Wenig. Statt Wodka Red Bull ist Gin im Kommen. Das Vorglühen hat es früher nicht gegeben. Man ist nicht angetrunken weggegangen. Auf den Straßen hat man nur die Punks mit Bierflaschen gesehen. Mittlerweile machen das alle. Schrecklich.

Im Gewölbe des Peterswegparkhauses konzentriert sich das Nachtleben. Wie viele Tausend Regensburger feiern am Wochenende in den vier Clubs?

Wir sind froh, dass das Eck so beliebt ist. Eine Zahl nenne ich nicht.

Die Lage rund um die Discos hat sich entschärft. Anwohner klagen nur noch selten.

Die Situation für die Nachbarn in der Obermünsterstraße hat sich immens verbessert, weil dieParkhaus-Discosweiter weg liegen als die Vorgängerlokale. Die Gäste bewegen sich eher Richtung Bahnhof und seit 2015 gibt es einen Taxistand am Petersweg.

Die Altstadtbewohner im Allgemeinen beschweren sich aber nach wie vor über Gegröle und Betrunkene, die sich übergeben.

Wir sind eine Studentenstadt, das Welterbe ist stark frequentiert. Rücksicht auf die Anwohner spielt eine wichtige Rolle, aber wenn ich ins Zentrum ziehe und alles vor der Tür habe, kann ich keine Ruhe wie im Wald erwarten. Seitdem Wirte, Anwohner und Polizei im Bündnis „Fair feiern“ kooperieren, hat sich die Lage entspannt. Anfangs gab es heftige Debatten mit den Nachbarn. Einige Konflikte werden aber immer hochkochen.

Wegen der Herzl-Eröffnung haben Sie Ihre Hochzeit verschoben.

Das holen wir nach.

Wann fühlen Sie sich lebendig?

Ich sehe es gerne, wenn etwas wächst. Das erfüllt mich. Ich erinnere mich an das tolle Gefühl, als ich nach langer Verzögerung die Disco eröffnet und zum ersten Mal die LED-Decke eingeschaltet habe.

Hat das Leben einen Sinn?

Ja (lacht). Für mich ist Stillstand unerträglich. Ich arbeite an mir, versuche, in Bewegung zu bleiben. Ich bin aber auch zufrieden mit dem, was ich habe, wie sich alles entwickelt hat. Das macht das Leben lebenswert.

Wo feiern Sie selbst?

Alle drei Monate ziehe ich mit Freunden zu den anderen Gastronomen, um rauszukommen. Das ist amüsant. Ich betrachte Regensburg als einzigartige Feierlocation. Klasse zum Ausgehen, alles liegt zentral, wir haben Spitzengastronomen. Ich möchte in keiner anderen Stadt leben.

Im Club wird Chartmusik aufgelegt, was hören Sie privat?

Rock. AC/DC, Guns N’ Roses. Wenn ich auf Ibiza bin, höre ich House, Rhythm and Blues.

Zukunftspläne?

Die 0941 Bar, die ich bis zum letzten Jahr am Domplatz betrieben habe, werde ich 2017 wiedereröffnen – an einem neuen Standort im Welterbe. Das Genehmigungsverfahren läuft.

Hier gibt es noch einmal Bilder von der Eröffnung des Beats zu sehen:

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

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