Esskultur
Gibt es bald nur noch Einheitsbrei?

Immer mehr Restaurantketten siedeln sich in Regensburg an. Gastronomen beklagen die hohen Pacht- und Mietpreise in der Stadt.

10.03.2017 | Stand 16.09.2023, 6:30 Uhr
Katharina Eichinger
Die Münchner Burgerkette „Burger House“ kommt in die Regensburger Altstadt. −Foto: Symbolfoto: Fotolia

In der Regensburger Gastroszene tut sich etwas. Gleich mehrere Restaurantketten verschlägt es in die Stadt: Am 23. März öffnet das Sausalitos erneut seine Türen in der Gesandtenstraße, Dean and David nimmt eine zweite Filiale am Kornmarkt in Betrieb, die Münchner Kette Burger House beerbt das Rive Droite und Vapiano möchte es noch in diesem Jahr erneut in Regensburg probieren. Sausalitos und Vapiano gab es bereits in Regensburg – allerdings nur für ein kurzes Gastspiel.

„Eine Stadt in der Größe von Regensburg braucht einen attraktiven Mix aus individueller, inhabergeführter Gastronomie und großen Ketten“, sagt Juliane von Roenne-Styra, Pressesprecherin der Stadt. Die Stadt akquiriere keine Gastronomieketten, sagt von Roenne-Styra. Wer seine Gewerbeflächen anmiete, entscheide der Hauseigentümer selbst. Die Wirtschaftsförderung begleite aber interessierte Gastronomen bei der Standortsuche oder bei der Ansiedlung.

Welterbestatus zieht an

Was denken Regensburger über die zunehmende Ansiedlung von Restaurantketten? Wir haben im Video nachgefragt:

„Solange die Leute in die Ketten rennen, wird sich der Trend nicht umkehren.“Muk Röhrl, Betreiber der Gaststätten Röhrl und Brandl Bräu

Doch nicht nur Lage und Publikum ziehen Ketten nach Regensburg. Die Burgerkette „Hans im Glück“ hatte sich 2014 bewusst wegen des Welterbestatusses für die Stadt entschieden. Auch Vapiano will 2017 den Neustart wagen. Wo genau, ist unklar. „Derzeit befinden wir uns in Verhandlungen mit zwei sehr interessanten Objekten. Wir wollen noch in diesem Jahr in Regensburg eröffnen“, sagt Werner Engels, der bei Vapiano für Immobilien zuständig ist.

Auf Facebook verunglimpfte ein Nutzer ein Obertraublinger Restaurant.Lesen Sie mehr.

Diese Ansiedlung der Ketten in der Altstadt sei der Lauf der Zeit, sagt Michael Scharff vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (BHG) und Betreiber der Hubertushöhe. Er ist sich sicher, dass der Markt sich verändern wird. Die, die die Weichen noch nicht gestellt haben, werden diesen Wandel nicht überleben. „Die Individualität wird wohl ein bisschen drunter leiden“, sagt Scharff über die vermehrte Präsenz der Ketten in Regensburg, doch: „Nicht jede Kette ist an jedem x-beliebigen Standort erfolgreich.“

Ketten profitieren von Bekanntheit

Miete und Pacht in Regensburg sind hoch. Ketten können sie sich eher leisten als ein Einzelkämpfer, der gerade starte, sagt Scharff. Auch Claudio Alexe, Betreiber des Hemingways, sieht das Problem beim Preis. Wer eine Gastronomie eröffnet, müsse Werbung für sein Restaurant machen. Eine Kette profitiere schon im Vorfeld von ihrem hohen Bekanntheitsgrad. Muk Röhrl, Betreiber der Gaststätten Röhrl und Brandl Bräu, bedauert, dass die Individualität in Regensburg verloren geht. Auch er findet die Pachtpreise problematisch, sieht aber auch die Bürger in der Verantwortung. „Solange die Leute in die Ketten rennen, wird sich der Trend nicht umkehren.“

Bürger und Hausbesitzer müssen aktiv werden, meint unsere Autorin Katharina Eichinger:

Eine pragmatische Sichtweise auf die Thematik hat Ingo Saar von Faszination Altstadt. „Ich denke, diese Systemgastronomen decken eine gewisse Nachfrage ab.“ Er glaubt aber auch, dass Regensburger ihren Stammlokalen treu bleiben. Denn gute Gastrokonzepte behaupten sich. Da gebe es viele, die die Konkurrenz der Systemgastronomen nicht zu fürchten brauchen.

Restaurants im MZ-Gebiet finden Sie auf unserer Karte:

Altstadt-Kümmerer Alfred Helbrich setzt nach wie vor auf Individualgastronomie. „In Regensburg haben wir einen klaren Wunsch und Anspruch, möglichst inhabergeführte und authentische Restaurants zu haben“, sagt er. Trotzdem schließen die Hausbesitzer die Verträge mit den Gastronomen ab. Und die Eigentümer wollen Sicherheit bei Verträgen, die lange laufen. „Der Markt regelt diese Dinge schon“, sagt Helbrich.

Dass die Ketten die kleineren Gastronomien verdrängen, glaubt Röhrl nicht, denn: „Es gibt immer wieder Individualisten mit einem guten Konzept, die Lust darauf haben.“ Auch Scharff vom Hotel- und Gaststättenverband blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Zeit entwickelt sich immer weiter. Was gut ist, wird überleben.“

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