Porträt
Das tägliche Brot ist ihre Leidenschaft

Schon zu Gründungszeiten versorgte die Bäckerei Jobst die Konradsiedler. Heute wird sie in der dritten Generation geführt.

21.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:34 Uhr
Daniel Steffen
Michaela und Karl Jobst führen die Bäckerei Jobst seit den 90er-Jahren. Karl Jobsts Großvater hatte den Betrieb 1935 gegründet. −Foto: Daniel Steffen

Das gute alte Bauernbrot und frische Brezen sind den Kunden immer noch am liebsten, sagt Bäckermeister Karl Jobst. Seit 22 Jahren führt er den Familienbetrieb an der Danziger Freiheit, vor über 40 Jahren schob er seine erste Nachtschicht als Bäcker. „Da muss man schon zuverlässig sein und mit einem anderen Tagesablauf zurechtkommen“, sagt er. Damals wie heute stehen die Bäcker um ein Uhr nachts auf, damit um 5.30 Uhr die Backwaren für die ersten morgendlichen Kunden frisch duften.

Eine lebenslange Bäcker-Erfahrung spricht aus ihm: Kaum war seine Schulzeit vorbei, arbeitete er im elterlichen Betrieb mit. „Die Frage stellte sich gar nicht. Man wächst in die Aufgabe hinein“, sagt Karl Jobst. Sein Großvater Engelbert hatte den Betrieb im Jahr 1935 gegründet – in einer Zeit, in der die einstige Schottenheimsiedlung gerade erst entstanden war. „Schon damals war die Danziger Freiheit der zentrale Treffpunkt der Siedler“, sagt Karl Jobst. Von seinen Großeltern weiß er, dass es dort auch noch einen Metzger, einen Milchladen und einen Tante-Emma-Laden gegeben hat. „Die Leute konnten sich voll und ganz mit Lebensmitteln eindecken.“ Schließlich war der Weg in die Stadt eine gefühlte „Weltreise“.#

Nur ein Knopfdruck bis zum Brot

Schön, dass immerhin das „täglich Brot“ in der Nähe war. „Damals gab es überall Bäckereien – und jede hatte seinen festen Kundenstamm“, sagt Karl Jobst. Brot diente nicht dem Genuss, sondern als Grundnahrungsmittel. Die Öfen wurden noch mit Kohle geheizt.

Viel hat sich seitdem verändert. Doch nicht alles zum Positiven, sagt Karl Jobst. „Heute gehen viele Leute in den Discounter und drücken ihr Knöpfchen. Wie beim Zigarettenautomaten. Vielleicht glauben sie irgendwann, dass das Brot aus dem Automaten kommt.“ Ja, natürlich mache einem die Billig-Konkurrenz aus dem Discounter zu schaffen. „Da knabbern wir Bäcker alle dran.“

Und trotzdem: Für seinen Teil kann sich Jobst über viele treue Kunden freuen. „Das haben wir zum Beispiel vor zwei Jahren gemerkt. Damals brannte uns die Backstube nieder und wir mussten unseren Betrieb für drei Monate schließen. Viele Kunden waren sehr traurig und konnten die Wiedereröffnung kaum erwarten.“ Diese wurde im großen Rahmen gefeiert, sogar OB Joachim Wolbergs schaute beim Tag der offenen Tür vorbei. Wie es ist, eine Breze selbst zu backen, daran konnten sich die Gäste probieren. Auch schauten sie sich im rundum erneuerten Bäckereibetrieb um. Inklusive der drei neuen Öfen und der Innenausstattung musste die Familie Jobst rund eine Million Euro für die unvermeidbare Sanierung berappen.

Langsam tritt er auf die Bremse

Jetzt, mit 57 Jahren, möchte Jobst allmählich kürzertreten. Ein harter Job wie der des Bäckers zehrt schließlich irgendwann an den Kräften. Zwölf Stunden tägliche Arbeit – und dies sechsmal in der Woche – ist er seit Jahrzehnten gewohnt. Auch seine Frau Michaela kennt das. Als „Mädchen für alles“ arbeitet sie mit in der Backstube, nimmt Büroaufgaben wahr und kümmert sich um den Verkauf.

Die drei Töchter indes wollen nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten: Während die beiden älteren als Feinmechatronikerin beziehungsweise als Veranstaltungskauffrau beschäftigt sind, macht die jüngste gerade ihr Abitur. „Ein paar Jahre machen wir noch weiter. Die Frage, wer den Laden einmal übernimmt, klären wir gerade“, sagt Karl Jobst.

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