Kriminalität
Tote Prostituierte: Kripo ermittelt

Die 33-jährige Frau wurde in einer Wohnung im Regensburger Osten gefunden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus.

30.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr

In diesem Haus in der Landshuter Straße wurde die Tote gefunden. Foto: Micha Matthes

Eine tote Frau ist in der Nacht zum Mittwoch in einer Prostituierten-Wohnung im Kasernenviertel gefunden worden. Die 33-Jährige mit rumänischer Staatsangehörigkeit hat nach ersten Erkenntnissen der Polizei als Prostituierte gearbeitet. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen eines Tötungsdelikts.

Der Fund wurde der Polizei kurz nach drei Uhr morgens gemeldet. Von wem, dazu gab Polizeisprecher Albert Brück gestern vor dem Hintergrund, dass es noch keinen Tatverdächtigen gibt, keine Auskunft. Zur möglichen Todesursache sagte er am Nachmittag nur: „Wir gehen von einem gewaltsamen Tod aus.“

Mehrere Prostituiertenwohnungen

Der Tatort liegt in einem Wohn- und Geschäftshaus in der Landshuter Straße, an der Abzweigung zur Alemannenstraße. „Es ist der Polizei durchaus bekannt, dass es in dem Haus mehrere Wohnungen gibt, die zur Prostitution genutzt werden“, sagte Brück. „Modellwohnungen“ nennen sie die Behörden. Die Wohnung, in der die Tote gefunden wurde, liegt dem Polizeipräsidium Oberpfalz direkt gegenüber.

Am Mittwochnachmittag war die Eingangstür mit Pressspanplatten vernagelt. Ein Polizeisiegel schützte vor unbefugtem Zutritt. Ein Nachbar, die Mitarbeiterin eines Geschäfts im Erdgeschoss und die Mitarbeiterin von der benachbarten Tankstelle nebenan: Alle sagten, sie wüssten, dass in dem Haus regelmäßig Freier ein- und ausgehen.

Die Frau habe immer wieder in der Tankstelle Kaffee und Zigaretten gekauft, sagte die Mitarbeiterin der Tankstelle. „So etwas darf einfach nicht passieren. Die Mädchen machen doch nur ihren Job und der ist hart genug“, sagte ein Nachbar, der seit 1. Juni in einem Apartment direkt über dem Fundort wohnt und die 33-Jährige nach eigenen Angaben gut gekannt hat. Sie sei sehr hübsch und unglaublich höflich gewesen, erzählte er. „Ich hab in der Nacht leider nichts gehört, sonst wäre ich sofort da gewesen und hätte geholfen.“

Als die Angestellte aus dem Geschäft im Erdgeschoss am Mittwochmorgen die Spurensicherer der Kripo sah, war sie erst einmal perplex. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, sagt sie. „Leider ist die Polizei öfter mal im Haus. Aber es ist hier noch nie so etwas Schlimmes passiert.“ Der Eingang zu den Wohnungen im ersten Stock befindet sich auf der nördlichen Hausseite – zur Landshuter Straße hin. „Wir kriegen das immer gar nicht so mit – nachts schon gar nicht. Und wir sehen diese Mädchen so auch eigentlich nicht.“

Wie das Polizeipräsidium mitteilte, haben noch in der Nacht Ermittler der Kripo, Spezialisten der Spurensicherung und ein Rechtsmediziner mit der Spurensicherung am Tatort sowie Befragungen und Vernehmungen begonnen. Auch ein 3-D-Scanner des Bayerischen Landeskriminalamts soll eingesetzt werden. „Das Gerät kann einen Tatort bildlich konservieren“, gab Brück Auskunft. Die Kripo hat zudem eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Leiche wurde am Nachmittag in Erlangen rechtsmedizinisch untersucht.

Die Ermittler hoffen auf Hinweise

Die Ermittler hoffen auf sachdienliche Hinweise. Relevant sind laut Polizeisprecher Brück insbesondere „alle Wahrnehmungen am Dienstagabend bis in die Nachtstunden“ im Umfeld des Tatorts. Passanten und Anwohner, die Angaben zu Personen und auch zu Fahrzeugen machen können, sollen sich dringend bei der Kripo unter der Telefonnummer (09 41) 5 06 28 88 melden. „Auch Wahrnehmungen, die persönlich als unwichtig eingestuft wurden, können wichtige Bausteine in der Ermittlungsarbeit darstellen“, betonte Brück.

Polizeipräsidium und Stadt arbeiten derzeit an einer Umsetzung des neuen Prostituiertenschutzgesetzes. Es trat zum 1. Juli in Kraft und verpflichtet die Prostituierten unter anderem, sich persönlich bei der zuständigen Behörde anzumelden. Polizeisprecher Brück sagte gestern: „Es ist mit Sicherheit so, dass die Frauen, die dem Gewerbe nachgehen, besonderen Gefahren ausgesetzt sind.“

2010 bekam in Regensburg ein Freier eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Mord an einer 35 Jahre alten Sexarbeiterin 1990 in Reinhausen. 2005 verurteilte das Schwurgericht den „Rosenmörder“ zu lebenslanger Haft. Er hatte 2004 seine Geliebte, eine 41 Jahre alte Prostituierte, in ihrem Apartment in Regensburg erdrosselt und das Totenbett mit Rosen geschmückt.

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Ende Mai und Anfang Juni waren in Nürnberg zwei Prostituierte worden. Den mutmaßlichen Täter, einen 21-Jährigen Nürnberger,hatte die Polizei eine Woche nach dem zweiten Mord gefasst.

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