Infrastruktur
Aufbruchsignal für die Donau-Moldau-Bahn

Bayern will bis 2025 eine schnellere Zugverbindung nach Prag. Bei Schwandorf wird auch der Bau einer neuen Kurve geprüft.

02.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:09 Uhr
Lange sechs Stunden braucht der Alex von München über Schwandorf nach Prag – wenn es zu keinen Verspätungen kommt. −Foto: MZ-Archiv/Willfurth

2015 ist das entscheidende Jahr für die Donau-Moldau-Bahn. Heuer muss das Vorhaben als international vordringliches Projekt in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, oder es kommt für sehr lange Zeit aufs Abstellgleis. Deshalb macht Bayern bei der Elektrifizierung und Beschleunigung der Bahnstrecke München-Prag gerade massiv Druck. Am Donnerstag kündigte der bayerischen Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) in Prag an, dass der Freistaat der Deutschen Bahn AG zusätzlich sechs Millionen Euro für die Vorplanung zur Verfügung stellt. Außerdem läuft bereits ein Antrag bei der EU auf eine 50-prozentige Förderung.

„In Berlin und bei der Deutschen Bahn geht uns das zu langsam“, begründete Herrmann diesen Schritt. Größere Schnelligkeit sei aber dringend geboten. Denn: „Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor einem Vierteljahrhundert konnten bisher nur kleine Maßnahmen realisiert werden.“

Tschechische Seite geht voran

Herrmann traf sich in Prag mit dem tschechischen Verkehrsminister Dan Tok, um zu erörtern, wie grenzüberschreitende Schienen- und Straßenverbindungen ausgebaut und ertüchtigt werden können. Auf beiden Seiten der Grenze sollen für die Zugstrecke München-Regensburg-Prag neue Machbarkeitsstudien erstellt werden. Tok stellte in Aussicht, dass auf tschechischer Seite zwischen Pilsen und Domazlice 2020 mit der Modernisierung begonnen werden soll. 2025 soll die Strecke in Betrieb gehen.

Herrmann wollte da nicht zurückstehen. Er betonte zwar, dass er „keine Befehlsgewalt über die Deutsche Bahn“ habe, aber er versicherte zugleich, dass die bayerische Staatsregierung alles tun werde, um ebenfalls bis 2025 fertig zu werden. Die Vorplanungen jedenfalls sollen bis 2017 abgeschlossen sein.

Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke stellt sich Herrmann gleichwohl nicht vor. Ihm ist vor allem wichtig, dass auch die Menschen in Ostbayern über Unterwegshaltestellen zusteigen und so von einer schnelleren Anbindung nach Tschechien profitieren können.

Bedient werden soll die Strecke von modernen tschechischen Pendolino-Zügen. Um zusätzlich Wartezeiten einzusparen, soll auch geprüft werden, ob südlich von Schwandorf eine neue Eisenbahnkurve gebaut werden soll, so dass Züge aus Richtung Regensburg direkt nach Furth im Wald weiterfahren können. Der bislang im Bahnhof Schwandorf notwendige Lokwechsel würde dann entfallen.

Hauptachsen parallel finanzieren

Herrmann machte zudem deutlich, dass Bayern beide Hauptachsen nach Tschechien im neuen Bundesverkehrswegeplan verankert wissen will – also auch die Strecke Nürnberg-Marktredwitz-Schirnding/Grenze. „Wir kämpfen dafür, dass beide Projekte parallel finanziert werden“, sagte Herrmann. Die Vorplanungen für den Abschnitt Hof-Marktredwitz-Schirnding/Grenze sollen schon in den nächsten Wochen präsentiert werden.

Doch noch rollen die Züge auf einem quälend langen und größtenteils eingleisigen Mittelstück in Ostbayern allenfalls als Blumenpflück-Express dahin. Dreimal muss auf dem Weg von München nach Prag die Lok gewechselt werden. Nun versucht sich der bayerische Innen- und Verkehrsminister Herrmann mit einem Signal des Aufbruchs. Doch in der Hand hat er die Verwirklichung gar nicht. Vielmehr richten sich nun alle Augen auf einen seiner Parteikollegen in Berlin. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt muss bei den ambitionierten Infrastrukturplänen mitspielen. Denn letztlich bestimmt und bezahlt der Bund. Und immerhin schlagen für eine Elektrifizierung und den Ausbei der Großteils eingleisigen Strecke mehrere hundert Millionen Euro zu Buche.