Wirtschaft
Klug: Die Mitarbeiter können aufatmen

Zwei Monate nach der Insolvenz kauft TGW Logistics aus Wels das Teunzer IT-Systemhaus auf. Alle 320 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

02.07.2014 | Stand 16.09.2023, 7:21 Uhr
Reinhold Willfurth

Die Geschäftsführer der TGW Logistic Group, Georg Kirchmayr (Mitte) und Dr. Harald Schröpf (links) mit Insolvenzverwalter Axel W. BierbachFoto: Willfurth

Viele hatten mit der Krones AG als neuen Eigentümer der Klug GmbH gerechnet, die Ende April Insolvenz angemeldet hatte. Doch nicht der Hersteller von Getränkeabfüllanlagen aus Neutraubling machte das Rennen, sondern ein anderer Global Player: Die TGW Logistics Group aus dem oberösterreichischen Wels hat zum 1. Juli die Klug GmbH, IT-Haus für firmeninterne Logistik, übernommen – rechtzeitig zum Beginn des formellen Insolvenzverfahrens, das sich, so Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach, noch mindestens zwei Jahre hinziehen werde.

Den Einstieg der österreichischen Intralogistiker bei der Oberpfälzer Firma nur zwei Monate nach dem Gang zum Insolvenzrichter wertete Bierbach als „gute Nachricht“. Das gebe den Beschäftigten bei Klug die nötige Arbeitsplatzsicherheit. Die Arbeitsverträge der 320 Mitarbeiter, darunter 60 Azubis, würden eins zu eins übernommen, versicherte TGW-Geschäftsführer Georg Kirchmayr.

Auch die Kunden, deren Projekte die Teunzer Logistiker nicht nur herstellen, sondern auch laufend betreuen, würden durch die rasche und reibungslose Lösung bei der Stange gehalten, sagte der Insolvenzverwalter. Der Gläubigerausschuss habe bereits grünes Licht für die Übernahme gegeben. „Besser kann es nicht laufen“, sagte der Nürnberger Anwalt bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in der Teunzer Firmenzentrale.

Rund 100 potenzielle Kaufinteressenten habe man angesprochen, sagte Bierbach beim Pressegespräch. „Mit dreien haben wir die Kaufverträge zu Ende verhandelt“. Der Insolvenzverwalter zeigte sich erleichtert, dass zum Schluss nur noch Firmen aus der Branche und nicht etwa ein Finanzinvestor um den Zuschlag rangen. Das beste Angebot sei schließlich von der österreichischen TGW gekommen. Die Neutraublinger Krones AG, seit 2013 Miteigentümer an der Klug GmbH, hatte das Nachsehen. Die Neutraublinger Unternehmensleitung habe sich sehr nobel verhalten, sagte Bierbach. „Krones hat uns nicht fallen gelassen, sondern mitgeholfen, dass es weitergeht“.

Und es ging weiter beim Teunzer IT-Dienstleister. In den vergangenen zwei Monaten habe es keinen Stillstand gegeben, sagte Axel Bierbach. Die Mitarbeiter hätten alle Aufträge abgearbeitet – dank des Insolvenzausfallgelds ohne Gehaltseinbußen. Jetzt, so TGW-Chef Kirchmayr, könnten die Klug-Mitarbeiter die „Sicherheit eines großen Familienunternehmens“ genießen. Um Ihre Jobs sollten sich die Klug-Leute lieber keine Sorgen machen, so Kirchmayr: „Wir sind ein sehr stark wachsendes Unternehmen“. Mit-Geschäftsführer Dr. Harald Schröpf, der aus der Oberpfalz stammt, beschrieb die TGW-Gruppe als einen der „Top Player der Branche“ mit „starkem sozialem Engagement“. Ralf Klausnitzer aus dem alten Management soll weiter in der Firmenspitze mitarbeiten. Auch den bisherigen Geschäftsführer Roman Sorgenfrei will man in der Firma halten.

Für die TGW-Manager ist die Klug GmbH keine unbekannte Größe. „Seit vielen Jahren“ (Georg Kirchmayr) liefert sie die Software für Großprojekte der Österreicher, die ihre Wurzeln im Maschinenbau haben. Umgekehrt trat die TGW als Zulieferer für Klug auf, wenn die Teunzer als Generalunternehmer engagiert wurden. Die Übernahme biete der TGW die Chance, „unsere Stärken wunderbar zu koppeln“, schwärmte Kirchmayr.

„Zu schnelles Wachstum“ und „hie und da mangelnde kaufmännische Kompetenz“ sind für Insolvenzverwalter Bierbach die Gründe für die Insolvenz im Frühjahr dieses Jahres. „Verluste wurden zu spät erkannt, und die Banken wollten kein neues Geld mehr geben“. Die Firmenleitung habe sich korrekt verhalten und die Insolvenz nicht verschleppt, lobte Bierbach. Für die Gläubiger rechnete er mit einer Rückzahlungsquote im „deutlichen zweistelligen Bereich“. Rund 20 Millionen Euro Schulden müssten abgearbeitet werden.