Stadtplanung
Bergham – der vergessene Stadtteil?

Karl-Heinz Stich wünscht sich, dass auch für „sein Dorf“ mehr getan wird. Der Bürgermeister sieht derzeit kaum Möglichkeiten.

23.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:24 Uhr
Stadtrat Karl-Heinz Stich vor der „Betz’n-Reim“, wo aus seiner Sicht besonders deutlich wird, wo die Defizite in Bergham liegen. −Foto: Rieke

Um in Sachen Städtebauförderung am Ball zu bleiben, hat der Stadtrat jedes Jahr den zuständigen Stellen mitzuteilen, welche Projekte er demnächst in Angriff nehmen will – und wo sich die Dinge eventuell verzögern. Dabei tauchen regelmäßig die Sanierungsgebiete in der Nittenauer Altstadt (unter anderem Am Anger und St.-Wolfgang-Straße) sowie der Ortskern von Fischbach auf.Stadtrat Karl-Heinz Stich (Freie Wähler) ist das auf Dauer etwas einseitigund eintönig. Auch in anderen Orts- respektive Stadtteilen gebe es nämlich Handlungsbedarf, zum Beispiel in Bergham, in dem er selbst zuhause ist.

Gehwege arg strapaziert

Um zu veranschaulichen, was er damit konkret meint, traf sich Stich mit dem MZ-Reporter an einem Eck, das in Stichs Augen eine besondere Schwachstelle darstellt: bei der im Volksmund „Betz’n-Reim“ genannten Kurve in der Berghamer Straße, wo es einst ein Café mit Bäckerei und ein Wirtshaus gab. Heute deuten darauf teils nur noch leere Schaufenster hin. Ansonsten ist selbst jetzt, obwohl überall noch Schneereste liegen, deutlich zu sehen, dass die Bürgersteige in den letzten Jahren doch arg strapaziert wurden und der öffentliche Raum vom motorisierten Verkehr total dominiert wird. Fußgänger müssen nicht nur in der Berghamer Straße sondern auch wenige Hundert Meter weiter, auf Höhe des Bergham Centers, höllisch aufpassen, um nicht unter die Räder zu kommen.

Laut Karl-Heinz Stich gab es vis-à-vis des ehemaligen Gasthauses an der „Betz’n-Reim“ einmal einen Baum; irgendwann wurde er gefällt und nicht mehr ersetzt. Auch eine Sitzbank soll es dort gestanden haben, wobei von einem „Ruheplätzchen“ an besagter Stelle vermutlich schon vor vielen Jahren keine Rede gewesen sein dürfte. Wie auch immer: Stich hat das Gefühl, dass Bergham generell, aber speziell an dieser Stelle, wieder aufgewertet werden sollte – wie es in Nittenau an zahlreichen anderen Örtlichkeiten bereits geschehen sei. Jüngstes Beispiel dafür: der Teil derRegentalstraße,an der sich das neue Fachmarktzentrum befindet. „Dort stehen jetzt genau so schöne Straßenlampen wie am Marktplatz.“

Bürgermeister Karl Bley hatte schon in der Sitzung, in der Stich auf die aus seiner Sicht einseitige Städtebauförderung verwies, darauf aufmerksam gemacht, dass die vom FW-Rat monierten Schwachpunkte größtenteils nichts mit Projekten zu tun hätten, die sich mit „Städtebauförderung“ verbinden ließen. Und ein „Sanierungsgebiet“ in klassischem Sinne existiere nun einmal in Bergham nicht; dazu fehle, vom alten Gymnasium in der Fischbacher Straße abgesehen, die historische Substanz. „Bergham ist quasi das neuere Nittenau“, erklärte Bley auf Nachfrage der MZ.

Karl-Heinz Stichs Position ist trotzdem keine Außenseitermeinung. Zu lange schon hält sich in der Stadt das Gerücht, dass es zwischen Nittenau und Berghamtraditionell eine gewisse Rivalitätgäbe – und „die Nittenauer“ sich zu wenig um Bergham kümmerten. Bauunternehmer Thomas Götzer, der vor rund 15 Jahren das „Bergham Center“ errichtet hat, würde das so nicht bestätigen. „Mir gegenüber hat sich die Verwaltung stets kooperativ gezeigt.“ Nur der Wunsch nach einer Fußgängerquerung sei nicht in Erfüllung gegangen, wobei Götzer heute spontan nicht mehr sagen kann, ob seine entsprechende Initiative seinerzeit von der Stadt oder dem Staatlichen Bauamt Amberg geblockt worden ist. Heute sei ihm das Thema ohnehin nicht mehr so wichtig, denn: „Die Leute haben sich mit den Gegebenheiten arrangiert.“

Andererseits wird auch am Bergham-Center deutlich, dass es offensichtlich strukturelle Mängel gibt. Ursprünglich als kleines Nahversorgungszentrum angelegt, haben sich dort längst der Metzger und dann der Bäcker sowie ein Kioskbetreiber verabschiedet. Die Ladenflächen werden heute von einer Praxis für Ergotherapie und einer Pizzeria genutzt. „Mit Gewerbe würde ich es heute nicht mehr probieren“, resümiert Thomas Götzer. Dazu seien in den letzten Jahren zu viele Supermärkte genehmigt worden.

Stich: Brückenbau als Chance

Unterdessen erklärt die Regierung der Oberpfalz, es sei grundsätzlich Sache der Kommune, ein Gebiet für die Städtebauförderung zu definieren. Laut Pressesprecher Markus Roth ist das Verfahren mit der Aufstellung eines Bebauungsplans vergleichbar. Allerdings könne die Auswahl nicht willkürlich erfolgen, sondern es müssten nachweislich „städtebauliche Missstände“, zum Beispiel in Form von Gewerbebrachflächen, vorliegen. Darüber hinaus könne die Kommune auch „Stadtumbaumaßnahmen“ durchführen, wofür als Grundlage ein Entwicklungskonzept existieren sollte, welches konkrete Maßnahmen benenne.

Unterm Strich dürfte dies Karl-Heinz Stich doch wieder zuversichtlicher stimmen. Und er wartet auch gleich mit einer Idee auf, die vielleicht einen Impuls geben könnte: Da derzeit mit der neuen Großen Regenbrücke, welche die direkte Verbindung zwischen Nittenau und Bergham darstellt, ja sowieso an einem wegweisenden Projekt intensiv gearbeitet werde, wäre es doch geschickt, den Blick auch auf die „Betz’n-Reim“ zu richten. „Dann ginge das in einem Aufwasch.“

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