Wirtschaft
Besuch beim „verborgenen Sieger“

Fotobücher sind mittlerweile das Kernprodukt der Digitalen Buchmanufaktur DiBuMa in Nittenau. Im Umland weiß das kaum jemand.

27.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Renate Ahrens

Interessiert verfolgten die Besucher den Weg eines Fotobuchs vom Empfang der Daten über das Drucken und Binden bis hin zur Verpackung, den Maria Schmidkonz (rechts) erklärte. Eine spezielle, patentierte Buchrückenbearbeitung sorgt für Haltbarkeit und gutes „Aufschlageverhalten.“ Foto: Ahrens

„Alle guten Worte dieser Welt stehen in Büchern“, so besagt ein chinesisches Sprichwort. Entscheidend bleibt natürlich der Inhalt eines Buches – nicht zu unterschätzen ist aber auch die äußere Hülle. Ein Buch zum ersten Mal in der Hand zu halten, es zu fühlen und zu riechen, es aufzuschlagen und über den Einband zu streichen, das ist für Lesebegeisterte etwas Besonderes.

Die Digitale Buchmanufaktur (DiBuMa) in Nittenau, ehemals Buchbinderei Schmidkonz GmbH, macht sich die Herstellung hochwertiger Bücher zur Aufgabe. Die hauseigenen, teils von Buchbindemeister und Firmengründer Peter Schmidkonz selbst konstruierten und patentierten Buchbindemaschinen wurden schon durch das Bayerische Innovationsförderprogramm (BayIP) ausgezeichnet. Als eine der ersten auf dem Markt stieg man 2003 mit vollautomatischen Prozessen in die Fotobuchherstellung ein – eine gute Entscheidung, denn inzwischen ist dies sogar das Kernprodukt der Firma, die heute von Geschäftsführer Daniel Schieb geleitet wird.

Der Dialog wird gefördert

Der Arbeitskreis „Schule-Wirtschaft Schwandorf“, bestehend aus Vertretern aller Schularten und Firmen aus dem Landkreis, war jetzt zu Gast bei DiBuMa. Etwa viermal im Jahr, so erklärte Schulamtsdirektorin Renate Vittori, würde der AK Betriebe besuchen, um den Dialog zwischen Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungssystemen zu fördern. Handwerksbetriebe würden genauso besichtigt werden wie große und kleinere Firmen. Einmal im Jahr sehe man sich einen „Hidden Champion“ an – einen „verborgenen Sieger“. Denn um diesen würde es sich bei der Buchmanufaktur handeln, so Vittori.

Die DiBuMa sei zwar durchaus in Nittenau bekannt, unter anderem auch als Arbeitgeber für 45 Mitarbeiter, doch im Umkreis kenne man dieses innovative Unternehmen kaum. „Es ist beeindruckend, wie Maschine, Mensch und Handwerk zusammenarbeiten. Die Liebe fürs Detail ist immer noch erkennbar“, erklärt die Schulamtsdirektorin beim Rundgang.

„Trotz der Automatisierung hat der Mensch hier große Bedeutung.“ Denn der Firmenname „Buchmanufaktur“ sei nicht zufällig gewählt. „Trotz Einsatz modernster Maschinen will man die Handarbeit in die moderne Zeit mitnehmen“, erklärt Schieb. Tradition trifft hier in den Hallen auf Technik. Beim Thema Veredelung oder Prägung etwa sei nämlich handwerkliches Geschick nötig. Wie „bestellt“ fertigt eine Mitarbeiterin einen Einband und klebt die „Bibliotheksecken“ an.

Wert legt man auch darauf, individuelle Kundenwünsche zu erfüllen. „Besondere Formate sind genauso möglich wie Handprägungen, Edeleinbände oder Einzelauflagen.“ Fast alle Produkte, wie Fotobücher, Kalender, Puzzles, Spiele oder Ordner sind personalisiert, das heißt, sie sind mit Kundenfotos individuell gestaltet.

„Der Fotobuch-Markt wächst, ein weiteres Wachstum wird vorhergesagt, gerade auch durch Verwendung von Smartphones und digitalen Kameras“, so Schieb. 2012 verschickte DiBuMa bereits das fünfmillionste Fotobuch. Zur Weihnachtszeit laufe die Produktion oft rund um die Uhr.

Interessiert verfolgten die Besucher die Ausführungen. Sehr ernst zu nehmen sei zum Beispiel der Datenschutz. „Es handelt sich schließlich um persönliche, sensible Daten“, erklärt Buchbindemeisterin Maria Schmidkonz, die Tochter des Firmengründers, heute Leiterin der Technik und der Kundenbetreuung.

Gibt‘s bald wieder einen Azubi?

An den Maschinen arbeiten vor allem Medientechniker, Drucker und Buchbinder. Zurzeit werde kein Auszubildender beschäftigt, erklärte Schieb, doch in naher Zukunft könne man sich vorstellen, hier wieder aktiv zu werden. Welches Anforderungsprofil denn die Bewerber haben müssten, wollten die Vertreter der Schulen beim Gedankenaustausch wissen. „Der Bildungsabschluss ist nachrangig“, versichert der Geschäftsführer. „Wir brauchen jemanden, der Herz hat und zu uns passt, der gut mit uns kommunizieren und zusammenarbeiten kann.“ Auch Vittori betonte: „Die Kompetenzen der Zukunft sind Flexibilität und Differenzierung.“

Gut konnte sich Rudolf Reger (Wirtschaftsförderung am Landratsamt) an frühere Zeiten erinnern. Peter Schmidkonz sei ein wahrer „Daniel Düsentrieb“. Noch heute restauriert der 73-Jährige wertvolle Bücher in seiner Handwerksbuchbinderei. Schon als Kind habe er, so erzählt Tochter Maria, aus Weckern Maschinen gebastelt oder mithilfe eines selbst gebauten Parabolspiegels Dampf erzeugt, um die Eisenbahn anzutreiben.

Bürgermeister Karl Bley ist stolz, dass er die Firma bei ihrem Erfolg ein Stück weit begleiten zu durfte. Sie sei ein „nicht unbedeutender Arbeitgeber“ in Nittenau. Er freue sich, wenn durch den Besuch des Arbeitskreises ein Bogen zu den Schulen gespannt werden könne. Schließlich sei die Firma ein Pionier. Vittori erinnerte an die Ziele, die an einem Dashboard für die Firmenmitarbeiter täglich zu sehen und zu erfüllen sind. „Das wäre auch was für das Schulamt, um das Klassenziel der Lehrer zu erreichen. Vielleicht gäbe es sogar hin und wieder Reklamationen.“

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