Wildtierverbot
„Circus Henry“ droht ein Platzverbot

Über Pfingsten wollte der Zirkus in Burglengenfeld gastieren. Er darf nur bleiben, wenn die Wildtiere vorher verschwinden.

09.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:48 Uhr

Trotz Wildtierverbot hat der „Circus Henry“ auf dem Volksfestplatz am Sonntagabend seine Zelte aufgeschlagen – bis 18 Uhr müssen die nicht zulässigen Tiere weg sein. Foto: Baumgarten

Seit November gilt für den Volksfestplatz in Burglengenfeld ein Verbot für Zirkusse mit Wildtieren – jetzt muss es erstmals durchgesetzt werden. Am Montag, um 18 Uhr, läuft für den „Circus Henry“ die Frist aus: Bis dahin müssen die laut Stadtratsbeschluss nicht mehr zulässigen Tiere verschwinden. Das stellten Bürgermeister Thomas Gesche und Bauamtsleiter Gerhard Schneeberger vor Ort unmissverständlich klar. „Fakt ist: Wir haben da keinen Ermessensspielraum“, sagte das Stadtoberhaupt, „bis 18 Uhr müssen die Tiere weg sein.“

Direktor Georg Frank hatte wohl auf ein Einlenken gehofft – das wurde beim Gespräch im bereits aufgebauten Zirkuszelt klar. „Leben und leben lassen ist doch die Devise“, sagte der 69-Jährige. Der Burglengenfelder Bürgermeister verwies darauf, auch nur eine von 25 Stimmen zu haben, „Ausnahmen sind nicht möglich.“ Zumal, das betonte Schneeberger, der Zirkus gewusst habe, welche Tiere sie mitführen dürfen. „Uns vor vollendete Tatsachen zu stellen, das geht nicht.“ Derim November vom Stadtrat gefasste Beschluss müsse umgesetzt werden.

Kommt es zu einer Räumung?

Frank betonte dazu mehrfach, dass er keine Möglichkeit hat, die Tiere anderweitig unterzustellen. Er sei dazu „natürlich bereit“, wenn die Stadt ihm sage, wo er sie unterbringen könne. Notfalls müsse er sie eben an der Straße anbinden … Vorab hat die Stadt eine Zusage bekommen, dass es keine Probleme geben wird, warnte Schneeberger. Wohin die Tiere gebracht werden, „das ist letztlich ihr Problem“, ergänzte Bürgermeister Gesche dazu. Im Zweifel werde man dann die Polizei einschalten müssen.

„Ein Zirkus ohne Tiere, was ist das – Theater oder Varieté?“Direktor Georg Frank

Die Zirkusdirektor hatte bereits am Vormittag die MZ-Redaktion besucht: „Pferde oder Kamele sind doch keine Wildtiere“, erklärte er mit dem Verweis auf zahllose Reitsportvereine und sogar die Polizei, die selbst im Sommer mit berittenen Streifen unterwegs wäre. Als ihm der Vertrag vorgelesen wurde – nach eigenen Angaben kann er nicht lesen oder schreiben –, habe er an ein Missverständnis geglaubt. „Das muss ein Fehler sein, deshalb habe ich mir nichts gedacht“, sagte Frank. Er seinicht das erste Mal zu Gast in Burglengenfeld. Aber: „Ein Zirkus ohne Tiere, was ist das – Theater oder Varieté?“

Erklärung wurde unterschrieben

Wie die Stadt auf MZ-Nachfrage mitteilte, wurde der „Managerin“ Renate Schnabel schon bei der Bewerbung der Beschluss des Stadtrates erläutert. „Die habe ich schon entlassen“, entgegnete Frank im Gespräch. Ob er den Auszug aus dem Beschlussbuch per E-Mail erhalten hat, blieb offen. Eine vom 69-Jährigen persönlich unterschriebene Erklärung, keine Wildtiere mitzuführen, liegt der Verwaltung vor. Versucht der Zirkus also durch die Hintertüre das vom Stadtrat beschlossene Verbot zu umgehen?

Georg Frank sagt: „Natürlich nicht, aber ohne Tiere kann ich nicht arbeiten.“ Weshalb er am Montag selbst nochmals das Gespräch mit der Stadt suchte. Beim „Circus Henry“ kümmere sich die Familie persönlich „vorbildlich um die Tiere“, ohne fremde Kräfte. „Uns liegt das Wohl der Tiere sehr am Herzen“, betonte er mehrfach. Sicher gebe es „schwarze Schafe“ in der Branche; ein Blick in sein Tierbestandsbuch belegt ausnahmslos Prüfungen „o.B. – das heißt ohne Beanstandungen“, wie er sagte. „Was soll ich jetzt machen, wir leben von der Hand in den Mund“, betonte er.

Frank: Tiere haben viel Freilauf

Zumal die Tiere mit viel Freilauf und in bis zu 50 auf 40 Meter großen Gehegen gehalten würden. „Die bewegen sich frei bei uns“, sagte Georg Frank. In der siebten Generation werde der „Circus Henry“ als Familienbetrieb geführt, was die Reisegewerbekarte aus dem Jahr 1878 belege. Laut Frank wurde der Zirkus 1812 gegründet. Die Zelte seien bereits aufgebaut. „Und wir wollen nicht zum Sozialamt gehen müssen“, erklärt der 69-Jährige. Für Löwen und Elefanten seien die Verbote auch für ihn nachvollziehbar. Bei den vier Vorführungen am Pfingstwochenende hätten auch Pferde und Kamele in der Manege zu sehen gewesen. „Aber das sind doch keine Wildtiere“, erläuterte er noch einmal.

„Wir haben da keinen Ermessensspielraum; bis 18 Uhr müssen die Tiere weg sein.“Bürgermeister Thomas Gesche

In den Sozialen Netzwerken war bereits am Dienstag vergangene Woche intensiv darüber diskutiert worden, ob die Umsetzung des Stadtratsbeschlusses überprüft wird. „Die Pferde und Kamele, die der Zirkus offenbar hält, werden nach Angaben des Zirkusses nicht mit nach BUL gebracht“, hatte Pressesprecher Michael Hitzek dazu mitgeteilt. Angestoßen wurde die Diskussion durch einen Beitrag von Birgit Buckenleib, die in Burglengenfeld einen Gnadenhof betreibt. Sie postete auf Facebook am Montag, gegen 10.30 Uhr, zudem erste Bilder von sechs Kamelen, die auf dem Volksfestplatz stehen.

Sind die Tiere bis 18 Uhr nicht weg, wird die Stadt Burglengenfeld ein Platzverbot aussprechen – daran ließ Bürgermeister Thomas Gesche bei dem Gespräch mit Georg Frank keinen Zweifel aufkommen. „Das klappt nicht“, entgegnete der Direktor des „Circus Henry“ darauf. In der kurzen Zeit sei dies nicht möglich, erst müsse die Stadt sagen, wohin die Tiere sollen. „Reden wir morgen einfach nochmal“, ergänzte er hoffnungsvoll.

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