Literatur
Das Geheimnis des Dr. Alexander Ried

Mörderischer Zeitvertreib mit Sarah Kobler: Ein 34-jähriger CSU-Kreisrat aus Oberviechtach veröffentlicht den ersten Krimi.

10.12.2016 | Stand 16.09.2023, 6:36 Uhr
Dr. Alexander Ried schreibt seine Romane auf dem Tablet, gerne auch mal in den Bereitschaftsstunden während seiner Notarztschichten. −Foto: Ralf Gohlke

Kennen Sie Sarah Kobler? Die Frau ist attraktiv, tough, jung und trotzdem beruflich schon erfolgreich. Kaffee trinkt sie literweise, und wenn sie mal nicht weiter weiß, verlässt sie sich auf ihre Intuition und das Wissen, dass Dienstvorschriften dazu da sind, um sie listig auszuhebeln. Noch nie gehört? Dann wird es Zeit für eine neue Bekanntschaft.

Sarah Kobler ist Kommissarin im Morddezernat – und gleichzeitig die Heldin im neuesten Buch von Dr. Alexander Ried. Der Oberviechtacher ist Facharzt für Allgemein-, Palliativ- und Notfallmedizin und Naturheilverfahren, sitzt für die CSU im Stadt- und Kreisrat und wurde Anfang des vergangenen Jahres als Ortsvorsitzender der Jungen Union Region Oberviechtach im Amt bestätigt. Jetzt ist der Vater dreier Kinder im Vorschulalter unter die Krimi-Autoren gegangen.

Es geht um geheime Seilschaften

Dabei ist „Geheimnis“, der Kriminalroman um eben jene Sarah Kobler, nicht einmal sein erstes Buch. Im Jahr 2012 hat der heute 34-Jährige seinen Roman „Tödliches Spiel“ veröffentlicht; zwei Jahre später folgte „Wenn Vertrauen verdirbt“, ein düsterer Großstadt-Thriller um ein geheimes Frauen-Netzwerk. In diesem Jahr also der Sarah-Kobler-Krimi, dem weitere folgen sollen. Auch hier geht es um geheime Seilschaften – diesmal zwischen Politik, internationalen Waffenhändlern und – man höre und staune – hochrangigen Publizisten. Ein Enthüllungsjournalist wird ermordet aufgefunden, und gemeinsam mit dem Leser folgt Sarah Kobler seinen Recherchen durch ein wahres Labyrinth von Verflechtungen, in dem einiges nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei einem Mord wird es nicht bleiben – und am Ende der temporeichen Geschichte steht auch die Erkenntnis, dass manchmal etwas faul ist hinter der bürgerlichen Fassade.

Dr. Alexander Ried, erzählt er, ist als Leser zum Schreiber geworden. Wenn er zu Hausbesuchen unterwegs ist, sind oft nur die Sprecher von Hörbüchern seine Begleiter. Und in seiner Freizeit hat er schon immer gerne zum Buch gegriffen. Belletristik und vielleicht noch historische Darstellungen interessieren den 34-Jährigen – doch Vorsicht: Es geht nicht in erster Linie um das Gute, Schöne und Wahre, sondern um Unterhaltung. Wenn man den Oberviechtacher nach geschätzten Autoren fragt, nennt er Krimis von Nele Neuhaus, aber auch Joanne K. Rowlings „Harry Potter“-Reihe. Und Schreiben ist für Alexander Ried nicht das existenzielle Muss, sondern einfach ein interessantes Hobby: „Es ist ein Zeitvertreib“, sagt er selber, „wenn ich sehe, es ist eine Lücke da, dann setze ich mich schon gerne einmal ans Tablet. Ich mache es, weil es Spaß macht und entspannt.“

Zeitvertreib? Und das bei einem Menschen, von dem man landläufig annimmt, dass sein Tag eigentlich 36 Stunden haben müsste? Ganz so ist es natürlich nicht, wehrt der Mediziner ab und nennt ein Beispiel: Wenn er mal wieder eine seiner vielen Notarzt-Schichten abreißt, dann heißt das nicht, dass er 24 Stunden nur auf Achse wäre. Als Notarzt kommt Alexander Ried im Schnitt vielleicht auf eine Handvoll Einsätze pro Schicht. Der Rest ist Bereitschaft, Warten – oder eben Schreiben. Seit der 34-Jährige nicht mehr auf seine Facharztprüfung büffeln muss, steht das Zeitfenster sogar noch weiter offen.

Ein Autor, der nicht lange fackelt

Alexander Ried ist ein fleißiger Autor, der wie seine Sarah Kobler nicht lange fackelt. Die Idee zu seinem Berlin-Krimi hatte der Oberviechtacher im vergangenen Jahr bei einer Fortbildung in Bad Wörishofen. Die Geschichte, erzählt er, war in fünf Tagen ausgedacht; die Rohfassung entstand „in vier, fünf Monaten“, so der 34-Jährige. Dann folgte allerdings eine ebenso lange Phase des Korrigierens – die Pflicht nach der Kür.

Verlegt hat Alexander Ried seinen ersten Krimi bei „Books on Demand“ in Norderstedt – wo praktisch jeder ein Druckwerk in Auftrag geben kann. Aber das hängt nach seinen Worten einfach mit der attraktiveren Preisgestaltung zusammen. Ums Geldverdienen geht es dem Oberviechtacher ohnehin nicht – wenn nach Abzug der Druckkosten und der Aufwendungen für Cover oder Lektorat eine „schwarze Null“ übrigbleibt, ist der 34-Jährige schon zufrieden. Und sollte der Absatz nicht so laufen wie erhofft, bleibt der Autor halt auf einem kleinen Minus sitzen. „Selbst wenn es so wäre – das sind keine Ausgaben im vierstelligen Bereich“, sagt der Mediziner.

Doch es sieht nicht so aus, als würde Alexander Rieds „Geheimnis“ ein Ladenhüter. Bei der Buchhandlung Forstner in Oberviechtach liegt der Krimi gleich neben der Kasse und ist natürlich über den Buch- und Versandhandel erhältlich. Auch wenn es den Krimi auch als als E-Book gibt – am Ende wollte der Autor schon ein echtes Buch herausbringen, das man in Händen halten, ins Regal stellen – und verschenken kann. „Die Resonanz bisher war durchwegs positiv“, sagt Oberviechtacher – auch wenn die ein oder andere Szene drastisch und nichts für schwache Nerven sein mag.

Ein Krimi aus der „Fernsehwelt“

Seine nächsten Ideen hat Alexander Ried im übrigen schon in der Schublade. Er arbeite an einem „Jugendbuch über Geister und Dämonen“, verrät der 34-Jährige der MZ. Und auch einen neuen Sarah-Kobler-Krimi soll es geben, wohl diesmal nicht aus der politischen Sphäre, sondern angesiedelt in der „Fernsehwelt“.

Vielleicht taucht ja dann neben der fiktiven Kommissarin auch wieder eine zweite Bekannte auf. Für den Faktencheck, und das ist kein Geheimnis, war in Rieds neuestem Krimi Tina Schmidt zuständig. Die gibt es wirklich, und sie arbeitet als Hauptkommissarin bei der Polizei.