Konzert
Die Liebe, wie sie kommt und wieder geht

Anna Maria Sturm ließ im Oberpfälzer Künstlerhaus ihr Publikum mit der Uraufführung ihres Projekts „Love & Lost“ mitfiebern.

17.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Josef Schaller
Anna Maria Sturm begeisterte am Donnerstagabend im Oberpfälzer Künstlerhaus ihr Publikum. −Foto: Schaller

Klassik, Jazz und Country: Passt das zusammen? Ja, es passt! 60 Besucher waren bei einem Liederabend der in Schwandorf aufgewachsenen und in Berlin lebenden Schauspielerin und Sängerin Anna Maria Sturm im Oberpfälzer Künstlerhaus sehr beeindruckt. In einer Uraufführung brachte sie Werke aus Schumanns Zyklus „Frauenliebe und Leben“ und Songs der legendären „Queen of Country“ Patsy Cline zusammen.

Anna Maria Sturm hat mit viel Fingerspitzengefühl die richtige Dosierung der einzelnen Genres gewählt und dadurch ihr aktuelles Projekt „Love & Lost“ perfekt und eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Zu hören gab es eine musikalische Betrachtungsweise einer Liebesbeziehung mit all ihren Höhen und Tiefen, ihren Momenten des Glücks und ihren Schattenseiten, bis in den Tod hinein. Sängerin und Musiker verstanden es bestens, diese Augenblicke mit viel Gefühl umzusetzen und zum Ausdruck zu bringen.

Auf den tiefen Klängen des Cello schwebend, ist die weiche Stimme von Anna Maria Sturm, die es dem Publikum gleich tut und mit geschlossenen Augen vor dem Gesangsmikro steht, auf der Suche nach sich selbst und läuft ziellos durch die Nacht – „Crazy“, weil sie sich verliebt hat. Jazz-Pianist Uri Gincel und die Cellistin Boram Lie begleiteten sie sanft bei ihren Träumereien während ihrer Romanze.

Doch die Liebe hält nicht. Sie geht dem Ende zu. Piano und Cello folgen dem immer trauriger werdenden Gesang mit schwermütigen, ja sogar wütenden Tonfolgen. „Es hat den ersten Schmerz getan, der traf. Sie zieht sich in ihr Inneres still zurück. Dort hat sie ihn noch, und ihr verlorenes Glück. Sie möchte nicht mehr leben, möchte augenblicks verderben.“

Die Künstler haben mit ihrer ausdrucksstarken und gefühlsintensiven Darbietung im Dachgeschoss der „Kebbel-Villa“ stark beeindruckt. Jeder schien ergriffen zu sein vom wunderbaren Gesang und der sehr emotionalen Musik, die jeden mitnahmen und einen Teil der Geschichte werden ließen, so als wäre man selbst Hauptdarsteller der Story.

Anna Maria Sturm war es wichtig, ihr neues Projekt „Love & Lost“ im Oberpfälzer Künstlerhaus uraufzuführen, wie sie bei einem Gespräch mit unserem Medienhaus betonte. Hier habe alles angefangen. Noch als Schülerin habe sie hier ihr erstes Theaterstück öffentlich aufgeführt: „Sommernachtstraum“ von Shakespeare. Damals habe sie sich entschlossen, Schauspielerin zu werden. Außerdem komme sie immer wieder gerne hierher zurück. „Die Heimat kann man nicht vergessen“, sagt sie. Und manchmal brauche man auch ein wenig Entschleunigung. Die finde sie hier in der Oberpfalz zu Genüge.

Musik sei schon immer eine große Leidenschaft von ihr gewesen, betont die Künstlerin. Auf der Schauspielschule in München hat sie schließlich den Jazz-Saxophonisten Wanja Slavin kennengelernt. 2014 hat sie eine eigene Band („Anna Maria Sturm Quintett“) gegründet. Wanja Slavin ist Teil davon. Weniger als ein Jahr später wurde bereits ihr Debut-Album „Tales Of Woe“ aufgenommen – Songs aus den 20er bis 50er Jahren des „Great American Songbook“ und Chansons von Serge Gainsbourg, allesamt Lieblingslieder der Schauspielerin.

„Musik ist eine schöne Abwechslung zum Schauspielen“, sagt sie. Außerdem müsse man sich in diesem Metier immer verändern und in neue Rollen schlüpfen. Das sei auch der Grund gewesen, warum sie nach mehreren „Polizeiruf 110“-Rollen und einer Hauptrolle beim Tatort dem Krimi erstmal den Rücken gekehrt und sich als Schauspielerin mit „Beste Chance“ (Heimat-Triologie) und „Heiraten ist nichts für Feiglinge“ (Komödie) anderweitig orientiert habe.

Es stehen schon weitere Projekte auf dem Programm: Im Sommer soll die Platte zu „Love & Lost“ erscheinen. Mit der Regisseurin Susanne Kennedy will Anna Maria Sturm ein Stück auf der Berliner Volksbühne aufführen. Ein Kinofilm über den Widerstand zur geplanten Wiederaufarbeitungsanlage ist ebenfalls in Planung. Zum Teil soll der Streifen sogar hier gedreht werden. Ihr wichtigstes Vorhaben sei aber erst mal, ihr Kind gesund zur Welt zu bringen, wie die Wahl-Berlinerin erwartungsvoll erwähnte.

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