Projekt
Ein Buch über Gefallene der Weltkriege

Der Schwandorfer Michael Fleischmann schreibt an einem „Werk gegen das Vergessen“ und gibt Einblicke in die Heimatgeschichte.

21.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:21 Uhr

Michael Fleischmann sucht noch nach alten Fotos aus der Zeit der beiden Weltkriege. Foto: Lorenz

Der Tod seines Großvaters im Jahr 2005 war für Michael Fleischmann aus Klardorf ein trauriger Moment – aber gleichzeitig auch der Startschuss für ein ganz besonderes Projekt. Als sich der heute 29-Jährige damals die alten Fotoalben seines Opas anschaute, merkte er schnell, dass er kaum etwas über dessen Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg wusste. Fleischmann, der seinen Lebensunterhalt als Personalfachkaufmann verdient, begann, intensiv nachzuforschen.

Herausgekommen ist nach mittlerweile jahrelanger akribischer Arbeit ein zweibändiges Buch mit dem Titel „Ich hatt‘ einen Kameraden“. In einigen Monaten soll es erscheinen und auf insgesamt rund 600 Seiten das Leben der Menschen in Schwandorf und all seinen Ortsteilen in der Zeit von 1914 bis 1946 nachzeichnen. Ganz klar im Mittelpunkt stehen die Gefallenen, Vermissten und Opfer des Nationalsozialismus.

Viele dramatische Details

Doch sein Buch ist weit mehr als eine Auflistung von Todesopfern. An vielen Stellen erfährt der Leser bedrückende Einzelheiten über die Menschen, die damals ihr Leben lassen mussten. Ein Beispiel ist die Geschichte von Georg Rothauscher aus Bubach. Als Matrosen-Gefreiter befand er sich im Juli 1943 in der Karibik, und zwar auf dem U-Boot U159. Südlich von San Domingo wurde das Schiff von Wasserbomben der US-Navy getroffen und versenkt. Zusammen mit 52 Kameraden kam der junge Bubacher auf grausame Art ums Leben – mit gerade einmal 19 Jahren.

Alte Feldpostbriefe ausgewertet

Im Moment ist Fleischmann dabei, seine Texte zu überarbeiten und Korrektur zu lesen. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Buch spätestens 2019 erscheinen und damit 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs. „Ich werde es zum Selbstkostenpreis abgeben, denn ich möchte keinen Gewinn machen“, betont Fleischmann.

Projekt ist auf der Zielgeraden

Es ist nicht sein erstes historisches Projekt: Bereits 2014 hat sich Fleischmann in Schwandorf um die Ausstellung „100 Jahre Erster Weltkrieg“ gekümmert. Dass er so viel Zeit in sein Buch stecken würde, hatte Fleischmann anfangs nicht gedacht. Doch nun ist er auf der Zielgeraden. Trotzdem würde er sich über weiteres Material freuen.

Sein Buchprojekt jetzt fertigzustellen und nicht erst in ein paar Jahren, ist Fleischmann ein großes Anliegen – schließlich werden die Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs von Tag zu Tag weniger. „Immer weniger Schwandorfer können uns von den Strapazen des Polen- und Frankreichfeldzugs oder dem Grauen im Ostfeldzug berichten und dadurch mahnen“, sagt er. Sein Projekt sei deshalb ein „Werk gegen das Vergessen und eine Mahnung für den Frieden“.

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