Städtebau
Fischbach steht am Scheideweg

Einiges schien sich im „gallischen Dorf“ zum Besseren zu wenden – doch es gibt Rückschläge. Zuletzt den Verlust der Bank.

07.10.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Mit „Anno Domini“ hat sich im alten Schlosshof in Fischbach ein Geschäft für antike Landhausmöbel sowie Wohn- und Geschenkartikel etabliert. Nicht nur die Betreiber fragen sich, was daraus wird, wenn die Idee der „öffentlichen Nutzung“ des ehemaligen Ökonomiehofs konkrete Formen annimmt. −Foto: Rieke

Fischbach ist attraktiv, Fischbach hat Zukunft! Das war zuletzt immer die Botschaft der Stadtspitze. Tatsächlich wurde in den letzten Monaten die Ausweisung eines neuen, kleinen Baugebiets sowie eines Gewerbegebiets vorangetrieben, die Chancen, den katholischen Kindergarten erweitern zu dürfen, waren noch nie so groß wie jetzt – und als Bürgermeister Karl Bley denKauf des Ökonomiehofs perfekt machte, schien ein starkes, wegweisendes Zeichen gesetzt worden zu sein: „Wir kümmern uns um die historische Substanz und versuchen, sie einer neuen Nutzung zuzuführen!“

„So arg ist es nicht. Die Kirche ist nicht eingestürzt, es gibt weiter Gottesdienste. Und die Schule steht auch noch, es wird weiter unterrichtet.“Bürgermeister Bley

Die Werbung für den kleinen Ort mit seinen rund 650 Einwohnern, der wegen seines herkulischen Kampfes für den Fortbestand der eigenen Grundschule gerne auch als gallisches Dorf bezeichnet wird, trug Früchte. Zumindest sind in der Stadtverwaltung für die Parzellen, die am Lohbügler Weg ausgewiesen werden sollen, schon etliche Anfragen aufgelaufen – und mit den Einnahmen würde die Stadt auch ihrem Ziel näher kommen, den Kauf des Ökonomiehofs zu refinanzieren und Rücklagen für die sukzessive Restaurierung zu bilden.

Schmerzliche Verluste

Doch all die Bestrebungen, Fischbach voran zu bringen, wurden auch von Rückschlägen überschattet. Die Pfarrei hat rund ein Jahr nach dem völlig überraschenden Tod von Pater Stanislaw Warszewski ihre Eigenständigkeit verloren (Bildung einer Gemeinschaft mit der Stadtpfarrei Mariä Geburt); mit Oskar Duschinger wurde im Juli der letzte eigene Rektor für die Dorfschule nach Maxhütte verabschiedet; seitdem laufen auch diesbezüglich die Fäden in Nittenau zusammen. Und mit der Ankündigung der Raiffeisenbank Schwandorf-Nittenau, die Filiale Fischbach zum 31. Dezember für immer zu schließen, wurde die Infrastruktur des Ortsteils empfindlich geschwächt.

„Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass es in Fischbach eine Schule gibt.“Bürgermeister Bley

Abgesehen davon ist völlig unklar, was aus dem Gebäude, welches der „Raiba“ gehört, werden wird. Ein weiterer Leerstand wäre gerade an dieser Stelle, unweit des maroden Schreinerhauses, ein fatales Signal. Umso lieber hören die Fischbacher vermutlich folgende Aussage von Bankenvorstandsmitglied Thomas Stalla: „Wir sammeln Anfragen. Und solche gibt es bereits. Wir tun alles, dass das Objekt weiter genutzt wird. Das ist auch in unserem Interesse.“

Angesichts der strukturellen Schwächung ist es kein Wunder, dass „Fischbach“ auch in derFragestunde der Senioren beim Bürgermeister (siehe MZ vom Mittwoch) ein Thema war– gerade auch in Verbindung mit dem Verlust der Bankfiliale. „Könnte die Bank nicht wenigstens einen Tag in der Woche öffnen?“, schlug Resi Frirnberger vor. Leider habe er darauf keinen Einfluss, entgegnete Bley. Er habe sich bemüht, aber eine Absage bekommen sowie die Auskunft, die Fischbacher würden ihre Geldgeschäfte sowieso bevorzugt in den Filialen in Nittenau, Schwandorf und im „Globus“ erledigen. Im Gespräch mit der MZ ergänzt Vorstandsmitglied Stalla: „Die Transaktionen sind zuletzt um 30 Prozent zurückgegangen.“ Ein eigener Zahlungsautomat sei daher nicht zu rechtfertigen, wenn man bedenke, dass der Unterhalt im Jahr einen fünfstelligen Betrag koste.

Was wird aus „Anno Domini“?

Wenigstens in Sachen „Ökonomiehof“ ist die Stadt einen Schritt vorwärts gekommen. Im Stadtrat wurde jüngst durch einen Beschluss bekräftigt, das Objekt „so weit wie möglich“ für eine öffentliche Nutzung vorzubereiten. Wenn das gelingt, winken aus einem speziellen Städtebauprogramm für den Kauf (der Ende 2015 fix gemacht wurde) bis zu 70 Prozent Förderung. „Diese Chance sollten wir nicht verpassen“, sagte Geschäftsleiter Jakob Rester, ohne zu konkretisieren, was mit „öffentlicher Nutzung“ gemeint sei. Bürgermeister Bley will erst den Sanierungsbedarf abgeklärt wissen, „denn danach richten sich die Möglichkeiten“.

Insbesondere die Betreiber des „Anno Domini“ (Antikmöbel, Wohnartikel und Gartendeko), welches in einem Teil des Ensembles untergebracht ist, werden die Entwicklung genau verfolgen. Mit viel Zeit- und Kraftaufwand haben sie als Mieter die Innen- und Außenanlagen des Gutshofs zu einem Schmuckstück gemacht – und würden gerne bleiben.

Mehr Nachrichten aus Nittenau lesen Sie hier: