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Automobil-Profi startet neu durch

Frank Berger hatte schon immer Benzin im Blut. Nun verwirklicht sich der Spezialist für Klassiker in Nittenau einen Traum.

12.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:19 Uhr

Frank Berger hat die Motorhaube eines seiner Schätzchen (Jaguar C-Type, Baujahr 1953, einst eingesetzt bei einem Rennen von Le Mans) geöffnet. Der 50-Jährige liebt Sportwagen mit dem gewissen Etwas. Foto: Rieke

In Zeiten, da immer öfter für das komplett vernetzte Auto geworben wird,autonomes Fahrenin Sichtweite rückt und über dem Verbrennungsmotor das Sterbeglöckchen zu läuten scheint, hört es sich vermutlich etwas anachronistisch an, wenn jemand von reinrassigen Sportwagen träumt, die durchaus Oldtimer sein und nach Benzin riechen dürfen.

Frank Berger ist in gewisser Weise so ein Nostalgiker, wobei sein Blick nicht nur in die Vergangenheit gerichtet ist, im Gegenteil. Der 50-Jährige möchte sich in Nittenau eine neue Existenz aufbauen. Er blickt also konzentriert in die Zukunft.

Früher wurden hier Fiat verkauft

Der gebürtige Ingolstädter mit amerikanischen Wurzeln, hat sich vor wenigen Monaten im Amselweg ein Objekt gemietet, das vor vielen Jahren schon als Autohaus und Werkstatt diente. In den Räumlichkeiten, in denen einst „Fiat Pöllinger“ zuhause war, hat sich nun Berger eingerichtet. Die Wartung und Instandhaltung von Klassikern soll sich zu einem Standbein entwickeln; daneben kooperiert Berger mit dem britischen UnternehmenLynx, welches sich auf die Produktion alter Jaguar, wie den „XKSS“ spezialisiert hat. Berger ist künftig Repräsentant von Lynx für Deutschland und den Süden Europas. Damit nicht genug: Der Autoliebhaber arbeitet im Moment zusammen mit einem Designer daran, einen Porsche älteren Baujahrs zu veredeln und in einer limitierter Auflage auf den Markt zu bringen. Optisch soll das Fahrzeug den Charme haben, den nur Oldtimer verströmen; im Inneren aber soll moderne Technik die Freude am Fahren fördern. – Womit nicht die

Features gemeint sind, mit denen heute schon jeder Massenhersteller lockt. Berger will sich auf das „Wesentliche“ konzentrieren, Schnickschnack lehnt er ab.

Wie sich das erklärt? In seiner wechselvollen Karriere in der Welt des Autos hatte es Berger möglicherweise mit zu viel Luxus zu tun. Für Audi und Daimler, also sogenannte Premiummarken, war er lange als Gebrauchtwagenspezialist tätig; viele Jahre fungierte er als Verkaufsleiter internationaler Fabrikate. Sein Job brachte ungezählte Auslandsreisen mit sich, in die USA und nach England – wo Berger seine Liebe zu Oldtimern entdeckte.

Mit seinem Wechsel zurSportwagen-Manufaktur Wiesmannverknüpfte Berger große Hoffnungen. Dem westfälischen Unternehmer Wiesmann war es geglückt, mit handgefertigten Roadstern und Coupes, die mit BMW-Technik ausgestattet waren, einen festen Kundenkreis zu erobern und ein Stück deutsche Automobilgeschichte zu schreiben. In München eröffnete Wiesmann einen Flagship Store, den Berger neben seiner Funktion als direkter Stellvertreter von Friedhelm Wiesmann leitete. Berger setzte dafür viel Herzblut ein. Doch dann geriet der Kleinserienhersteller ins Trudeln. Berger macht den Wechsel in der Geschäftsführung 2012 dafür verantwortlich; 2014 ging es in die Insolvenz.

Zwar gab es zwischenzeitlich Versuche, ein Comeback zu feiern, doch Berger glaubt nicht, dass die neue Wiesmann GmbH Perspektiven hat. Angesichts der niedrigen Verkaufszahlen sei es auf längere Sicht unmöglich, genügend Gewinne zu erwirtschaften, um die Entwicklungskosten zu stemmen.

Lage „besser als Regensburg-Mitte“

Berger persönlich hatte seit seinem Aus bei Wiesmann viel Zeit, kritisch Bilanz zu ziehen, sich zu hinterfragen und neu zu orientieren. Herausgekommen ist der Wunsch, durch die Gründung einer Firma einen Neuanfang zu wagen, in dem er Außergewöhnliches bietet. Seine früheren Aufgaben hätten stets großen Einsatz gefordert, was der Gesundheit nicht zuträglich gewesen sei. Nun will er, gut erholt, seine Energie für sein eigenes „Ding“ einsetzen.

Mit der Immobilie am Amselweg in Nittenau glaubt Berger, einen Glücksgriff getan zu haben. Die Lage sei „besser als Regensburg-Mitte“, ist er überzeugt. Der Kunde, der ihn erreichen möchte und durch die wunderschöne Landschaft am Regen entlang anreist, komme gewiss entspannter an, als wenn ihn sein Weg durch viele Staus und Ampeln behindert werde.

Um seinen neuen Traum zu realisieren, hat Berger schon viel Geld in die Hand genommen. „Und ich werde noch mehr investieren müssen, bis die Firma so dasteht, wie ich mir das wünsche.“ Im Juli nahm ein Kfz-Meister seinen Job auf. Doch zur Not „kann ich auch selbst hinlangen“, sagt Berger. Auch als Schrauber hat der 50-Jährige in seinem früheren Leben Erfahrung gesammelt.

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