Stadtrat
Dem Friedwald steht nichts mehr im Weg

Die Nittenauer Stadträte genehmigten den Plan. Einwände von zwei Anwohnern wurden als „sachlich nicht begründbar“ eingestuft.

25.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:01 Uhr
Ähnlich wie in diesem Friedwald auf der Insel Rügen sollen bald auch in Stefling biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden. −Foto: Stefan Sauer/dpa

Das in den Anfängen hitzig diskutierte Projekt„Naturfriedhof Schlosswald Regental“hat in der Stadtratssitzung am Dienstag einen für die Planer positiven Abschluss gefunden. Vorgesehen ist ein Friedhof, der in einem Waldstück auf der Erhöhung „Birkenberg“ in Stefling angelegt werden soll. Die Idee hinter dem Naturfriedhof ist es, eine neue Bestattungskultur zu etablieren. So wird bei der Beisetzung eine biologisch abbaubare Urne vor einem zuvor ausgewählten Baum vergraben. Pflege und Gestaltung des Grabes sind dabei nicht von Nöten. Dies wird vollkommen der Natur überlassen.

Treibende Kräfte sind der Waldbesitzer Carl Graf von Drechsel und Jürgen Kölbl, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. Für Marc Penz, der mit Jürgen Kölbl den Naturfriedhof Schlosswald Regental in Stefling umsetzt, macht dieser eine neue Art der Bestattung möglich: „In den vergangenen Jahren haben sich die Bestattungswünsche immer mehr gewandelt. Die Menschen suchen nach neuen Wegen, mit dem Tod umzugehen.“ Der geplante Naturfriedhof biete die Möglichkeit, sich in der Natur, in der man sich gerne aufhält, bestatten zu lassen.

Ferdinand Graf von Drechsel als Pächter des Grundstücks sagt, er habe von der Mehrheit der Menschen aus der Region positives Feedback erhalten: „Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Wandel und wird immer mobiler. Damit wächst vor allem bei Menschen zwischen 30 und 50 Jahren zusehends das Bedürfnis nach dauerhaften Grabstätten in der Heimat.“ Der 20 Hektar große Naturfriedhof in Stefling komme diesen Wünschen entgegen. Außerdem sei es ihm und der Betreibergesellschaft um Jürgen Kölbl ein Anliegen, den Wald zu erhalten. Die Idee für solch eine Form der Bestattung ist nicht neu: Über 400 vergleichbare Ruhestätten sind in ganz Deutschland vorhanden. Doch in Nittenau und Stefling löste das Vorhaben Kritik und Debatten aus. Viele fürchteten laut Penz, dass ihre Grundstücke in Mitleidenschaft gezogen werden.Ende des Jahres 2014 hatten sich 343 Bürger auf Initiative von Elisabeth Stangl (BundNaturschutz-Ortsgruppe) per Unterschrift gegen die neue Form der Bestattung ausgesprochen.„Wir bräuchten diesen Friedhof wirklich nicht“, sagt Stangl zur MZ.Die Städte Schwandorf und Regensburg würden zwar auch einen Friedwald bauen, allerdings auf dem Friedhof. „Das ist ein Ort der Verabschiedung, das wäre bei uns in Nittenau sicher auch möglich am städtischen Friedhof. Man sollte der Natur einfach ihre Ruhe lassen“, sagt die Naturschützerin.

Auch der Bund Naturschutz machte deshalb zu den öffentlich ausgelegten Plänen noch Einwendungen und gab zu bedenken, dass das Areal wegen seiner Topographie für einen Naturfriedhof ungeeignet sei. Die ursprünglich elf Einwendungen bei der ersten öffentlichen Auslegung im vergangen Jahr waren nun bei der zweiten Auslegung Anfang dieses Jahres auf sechs Einwendungen geschrumpft. Unter anderem äußerten noch zwei Anwohner Bedenken. Diese hatte man jedoch als „sachlich nicht begründbar eingestuft“, äußerte sich der Nittenauer Bauamtsleiter Josef Fellner auf Nachfrage der Mittelbayerischen Zeitung zu dem Thema.

Dipl.-Ingenieurin Claudia Scharnagl vom Planungsbüro U.T.E. Ingenieur GmbH erläuterte in der jüngsten Stadtratssitzung die Aufarbeitung der vorgebrachten Einwendungen. Die Änderung des Flächennutzungsplans und die Satzung für den Bebauungsplan, der in der Fassung vom 24. Februar 2015 Gültigkeit hat, wurden mit drei Gegenstimmen beschlossen. Damit steht der Eröffnung des Naturfriedhofes, im Frühjahr 2015 nichts mehr im Weg.