Stadtentwicklung
Fröschl will auf die Sprünge helfen

Der Unternehmer Wilfried Fröschl aus Walderbach ist neuer Betreiber des Modehauses am Regen in der Hauptstraße von Nittenau.

18.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:11 Uhr
Das „Modehaus am Regen“ heißt nun „Modehaus Nittenau“ und wird von Wilfried Fröschl betrieben. Der Unternehmer lässt sich leider nicht gerne fotografieren. Bei Stadt- oder Wirtshausbesuchen will er möglichst unerkannt bleiben. −Foto: Rieke

Er kam, sah und kritisierte. Wilfried Fröschl ist ein Unternehmer, der auf beachtliche Erfolge verweisen kann. Die selbst kreierten Werbeslogans seines Elektrofachmarkts in Regensburg („Erst mal sehen, was Fröschl hat ...“, „Sei kein Frosch, geh zu Fröschl!“) haben sich nicht nur vielen Regensburgern regelrecht ins Hirn gebrannt. Kürzlich hat Fröschl Nittenau als neues Betätigungsfeld entdeckt – und mit seinermassiven Kritik an der Parkplatzsituation beim „Stadtspaziergang“ für so manches Kopfschütteln gesorgt.Fröschl ist nämlich auch ein Mann der klaren Worte.

„Elektro Fröschl“ ist längst Geschichte, und mit seinen 70 Jahren dürfte sich der Namensgeber ruhigen Gewissens aufs Altenteil setzen. Doch das widerspricht seiner Natur, noch immer steht er, um in der Sprache seiner früheren Branche zu bleiben, unter Strom. „Ist es wirklich schön, länger als drei Wochen nichts zu tun?“, fragt Fröschl und setzt als Antwort ein „Nein“ voraus. Er persönlich hat eine besondere Abneigung gegen den Müßiggang. Zu rege ist der Geist, zu lebhaft die Fantasie.

„Das hat Nittenau nicht verdient“

Vor wenigen Monaten entschloss sich der Wahl-Walderbacher zu einem Engagement in Nittenau, und das hat, anders als bis in die 1990er-Jahre hinein, gar nichts mit Designerlampen und Steckdosen, DVD-Playern und Musikboxen zu tun – sondern mit Mode. Als er eher zufällig erfuhr, dass das Modehaus am Regen zum 31. Dezember schließt, war das für Fröschl ein Alarmsignal. In Nittenaus Zentrum gebe es, so sein Eindruck von regelmäßigen Visiten, lange Zeit schon viel zu viele Leerstände. Mit dem Wegfall des Modehauses würde ein Negativtrend manifestiert.

„Das darf nicht sein! Das hat eine Stadt wie Nittenau nicht verdient“, ist die Überzeugung Wilfried Fröschls. Kurzerhand bot er sich als neuer Betreiber an; die Einigung mit Franz Plonka, der das Modehaus nach dem Tod seines Bruders vor wenigen Jahren übernommen hatte (MZ berichtete), war schnell erzielt. Plonka fiel ein Stein vom Herzen, einen finanziell potenten Nachfolger gefunden zu haben, der an die Zukunft von Mode in Nittenau glaubt. Fröschl hat ein neues Spielfeld, auf dem er beweisen will, dass der Strukturwandel im Einzelhandel nicht zwangsläufig das Aus von Fachgeschäften in kleinen Innenstädten bedeuten muss.

In den letzten Tagen ist bereits viel geschehen. Die Herrenabteilung wurde geschlossen („Männer kaufen nichts, die würden auch mit 50 noch ihren Kommunionanzug tragen!“), der Name des Modehauses modifiziert („Modehaus Nittenau“), der Verkaufsraum umgestaltet. Fröschl setzt voll auf Damenbekleidung, für „normale und gehobene Ansprüche“. Das Sortiment alleine wird für den Erfolg jedoch nicht ausschlaggebend sein, weiß Fröschl. Er will deshalb mit alteingesessenen Einzelhändlern (beispielsweise dem Schuhhaus Weber) kooperieren und hofft auf Synergieeffekte.

Darüber hinaus hat sich Fröschl Nittenau durch die Brille des verwöhnten, man könnte auch sagen gehfaulen Konsumenten angeschaut. Ergebnis der Analyse: Es gebe zu wenig Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Geschäfte. Und die Beschilderung sowie Markierung der vorhandenen Stellflächen sei mangelhaft.

Mit dieser Einschätzung hielt Fröschl auch bei einem der jüngsten Stadtspaziergänge nicht hinterm Berg, die auf dem Weg zumIntegrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK)zurückgelegt wurden. Wie gesagt: Fröschl ist ein Mann klarer Worte, der Konfrontationen nicht scheut. Nachdem erste Voranfragen, anstelle eines älteren Gebäudes, das er kaufen würde, zusätzliche Parkplätze anzulegen, in der Verwaltung negativ beantwortet wurden, hofft Fröschl am vorhandenen Potenzial etwas ändern zu können. Fest im Blick hat er den Kirchplatz, ein Areal, das der Stadt gehört, derzeit aber ausschließlich von der Caritas-Sozialstation genutzt werden darf. Fröschl leuchtet dies nicht ein. Könnte man nicht wenigstens einen Teil des Areals für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen?

Fröschl bekam sofort Gegenwind. Andere Teilnehmer des Spaziergangs betonten, sie hielten die Situation am Kirchplatz so wie sie jetzt ist für goldrichtig. Fröschl wäre nicht Fröschl, wenn er gleich aufstecken würde. Für eine der nächsten Stadtratssitzungen hat er einen Antrag angekündigt, in dem er seine Kritik am Status quo begründen – und einen konkreten Vorschlag unterbreiten will. Denn eines ist für Fröschl gewiss: Nur von den Nittenauern wird das Modehaus nicht leben können. „Es muss Kaufkraft aus dem Umland angezogen werden.“

Gewachsene Strukturen...

Auf die Reaktion der Räte darf man gespannt sein. Bürgermeister Karl Bley beobachtet Fröschls Vorstoß mit gemischten Gefühlen. Zum einen spricht er von einem „Glücksfall“, wenn ein so renommierter Unternehmer neue Impulse setzt. „Darüber freuen wir uns.“ Andererseits dürfe Fröschl nicht vergessen, dass es in Nittenau gewachsene Strukturen gibt. Bestehendes zu verändern sei, wenn überhaupt, nur mit Vorsicht möglich. Speziell im Sanierungsgebiet müsse die Stadt immer auch die Städtebauförderung im Hinterkopf haben. Warte Fröschl aber mit einem durchdachten Konzept auf, so sei man grundsätzlich offen für einen Dialog.