GESUNDHEIT
Ein lang gehegter Wunsch wird wahr

Mutiges Projekt in Fronberg: Hebamme Christine Wild will in ihrem neuen Gesundheitszentrum Frauen in den Mittelpunkt rücken.

25.03.2015 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
Nach zwei Jahren Planungsphase wird es ernst: Der Bauausschuss hat für Christine Wilds Projekt grünes Licht gegeben. Mit dem neuen Hebammenzentrum in Fronberg kann sie sich einen Traum erfüllen. −Foto: Lorenz

Christine Wild ist seit 1976 Hebamme und hat in dieser Zeit ungefähr 3500 Babys auf die Welt geholfen. Jetzt ist die 57-Jährige dabei, ein eigenes „Baby“ zu entbinden: In Fronberg möchte sie sich in der Maximilianstraße, südlich des Oberpfälzer Künstlerhauses, mit dem Bau eines Hebammenzentrums einen langgehegten Wunsch erfüllen. Wenn alles nach Plan läuft, kann es im Dezember 2015 seine Pforten öffnen.

Der Bauausschuss der Stadt Schwandorf hat dem Projekt kürzlich grünes Licht erteilt. Bei der Abstimmung waren die Mitglieder einhellig der Meinung, dass man über Wilds Pläne glücklich sein könne. Schließlich gibt es im ganzen Land immer weniger Hebammen, weil viele von ihnen mit argen finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Da sind zum Beispiel die hohen Haftpflichtprämien in der Geburtshilfe, die vielen freiberuflichen Hebammen die Luft abdrücken. Etwa 5000 Euro pro Jahr waren zuletzt fällig – für viele Hebammen in Deutschland bedeutete dies das finanzielle Aus.

„Man muss dafür brennen“

Christine Wild will sich von diesen schlechten Rahmenbedingungen nicht ausbremsen lassen. Dafür liebt sie ihren Job zu sehr. „Der Hebammenberuf rechnet sich nur mit großem Engagement und viel Arbeit. Man muss dafür brennen, eine Leidenschaft haben“, sagt sie. Wenn sie grob überschlägt, wie viele Stunden sie in den vergangenen Jahren pro Woche gearbeitet hat, kommt sie schnell auf die Zahl 70. Ohne echte Begeisterung für ihre Arbeit wäre das langfristig kaum durchzuhalten. Diese Begeisterung steckt sie jetzt ganz in ihr Projekt. Rund zwei Jahre lang hat sie sich Gedanken gemacht, wie es sich am besten realisieren lässt. Bei der Grundstückssuche wurde sie schließlich in Fronberg fündig. „Das liegt stadtnah, man ist aber auch schön in der Natur und kann deshalb zum Beispiel auch Kurse im Freien abhalten“, sagt Wild.

Geburtsvorbereitungskurse für Schwangere oder Rückbildungsgymnastik nach der Entbindung – wer den Begriff Hebammenzentrum hört, denkt zu allererst an solche Angebote. Wild will ihr Projekt auf eine viel breitere Basis stellen. Deshalb spricht sie selbst auch lieber von einem „Gesundheitszentrum“, in dem sie mit ihrem Wissen Frauen weiterhelfen möchte.

Viele Weiterbildungen

In den vergangenen Jahren hat sich Wild in vielen Bereichen weitergebildet. So ist sie zum Beispiel Therapeutin im Bereich traditionelle chinesische Medizin, Beckenboden-Trainerin, Qi-Gong-Lehrerin, Atem-Therapeutin und verfügt außerdem über ein A-Diplom im Bereich Akupunktur. Um ihr Profil abzurunden, absolviert Wild gerade ein Fernstudium im Bereich Gesundheitspädagogik.

Im Mittelpunkt des neuen Hebammenzentrums steht das Thema, das Wild seit vielen Jahren besonders am Herzen liegt: die Prävention – oder wie sie selbst es formuliert: „Was kann man dafür tun, dass in der Schwangerschaft alles in den richtigen Bahnen läuft?“ Deshalb bezeichnet sich Wild als „absolute Verfechterin von Bewegung“. Die ist auch nach der Geburt wichtig. Wer eine Nachsorge-Hebamme sucht, ist deshalb bei Christine Wild ebenfalls an der richtigen Adresse. Ihr liegt sehr viel daran, frisch gebackenen Eltern beim Übergang ins Familienleben das nötige Wissen zu vermitteln. Dazu gehört zum Beispiel, das Stillen zu unterstützen. Dabei legt Wild aber auch viel Wert darauf, dass ihre Tipps zur jeweiligen Familie passen. „Den Eltern muss es dabei gut gehen“, sagt sie.

Buntes Programm geplant

Möglich gemacht werden solche geselligen Runden durch den Gastronomiebereich, den das Hebammenzentrum beherbergt. Rund 80 Quadratmeter groß ist das zentrale Café im Erdgeschoss. Wer hier einkehrt, bekommt zum Beispiel Snacks aus der regionalen und saisonalen Küche serviert. Für Taufen, Kindergeburtstage oder kleinere Hochzeitsfeiern kann man das Café mieten. Auch wenn die Frauen bei Wilds neuem Zentrum im Mittelpunkt stehen: Ihre Familien gehören ebenso dazu. Die Hebamme hofft deshalb, dass sich auch werdende oder frisch gebackene Väter ins Café wagen.

Vernetzt mit den Kollegen

Auf Wild und ihr Team kommt in den nächsten Monaten viel Arbeit zu, schließlich gilt es, einen großen Traum zu verwirklichen. Deshalb hat sie sich seit Herbst 2014 aus der Geburtshilfestation am Schwandorfer Sankt-Barbara-Krankenhaus zurückgezogen. Weiter aktiv bleiben will sie dafür wie gewohnt in der Nabburger Hebammenpraxis. Mit den Kolleginnen dort wird sie in Zukunft das Team der „Landkreishebammen“ bilden.

Freizeit bleibt bei so viel Arbeit kaum. „Wenn ich nicht arbeite, gehe ich gern auf Fortbildungen“, sagt Wild. Sie liebt ihren Beruf. Der hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön verändert. Aber immerhin eine Sache sei gleich geblieben, sagt sie schmunzelnd: „Die Kinder kommen heute immer noch durch das Becken zur Welt.“