Bahnverkehr
Mit WLAN nach Prag und München

Als erster Regionalzug in Bayern bietet der „Alex“ ab 2017 freies Internet an. Das ist aber nicht die einzige Verbesserung.

03.08.2016 | Stand 16.09.2023, 6:44 Uhr
Reinhold Willfurth
Die Alex-Züge aus Prag gelten als notorisch unpünktlich. Das soll sich mit dem neuen Vertrag ändern. −Foto: Dietmar Zwick

Die meisten Fahrgäste im „Alex“ nehmen es gelassen hin, dass sie in Wagen durch die Landschaft kutschiert werden, die zum Teil noch in volkseigenen Betrieben der verblichenen DDR gebaut wurden. Was bleibt ihnen auch übrig? Der „Alex“ ist die einzige Bahn-Fernverbindung der Region nach München und Prag, auch wenn er als Regionalzug firmiert und deshalb unter Beobachtung der staatseigenen Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) steht. Die BEG hat jetzt einen neuen Verkehrsvertrag mit dem Alex-Eigentümer Länderbahn abgeschlossen. Der Vertrag gilt bis Ende 2022 und schließt einige Verbesserungen für die Reisegäste ein.

Intercity-Waggons aus Italien

Eine davon ist der Eintausch altersschwacher Waggons durch Wagen im „Intercity“-Standard, wie die BEG mitteilt. Zum Einsatz kommen auf Nachfrage der MZ „deutlich jüngere“ klimatisierte IC-Wagen aus dem Bestand von „Trenitalia“, die sogar auf süditalienisches Klima ausgelegt seien. Die italienische Staatsbahn ist der Mutterkonzern der Länderbahn.

Nicht nur die jüngere Generation dürfte die Nachricht elektrisieren, dass Fahrgäste im „Alex“ nicht mehr auf Fernsehserien, Whatsapp-Nachrichten und die Teilnahme an sozialen Netzwerken verzichten muss: Vermutlich als erste Regionalbahn im Freistaat wird die Länderbahn in den Alex-Zügen kostenloses WLAN anbieten. Die in den Waggons installierten Router sind auf alle Eventualitäten vorbereitet. Laut BEG verfügen sie über mehrere SIM-Karten, sodass vor allem im grenzüberschreitenden Verkehr Versorgungslücken einzelner Anbieter aufgefangen werden.

Was denken die Bürger über WLAN im Zug? „Mittelbayerische am Mittag“ hat nachgefragt:

Das WLAN-Angebot soll außerdem mit einem digitalen Fahrgast-Portal verknüpft werden. Dem können die Fahrgäste Infos über die Fahrt, dem Zug und den Fahrplan entnehmen. Sogar Tipps für Tourismusziele entlang der Strecke sollen in dem Portal angeboten werden. Alle Fahrzeuge erhalten außerdem zwei LED-Displays und mindestens zwei Flachbildschirme, auf denen neben einer Haltestellen-„Perlenschnur“ Ankunfts- und Abfahrtszeiten sowie Anschluss-Infos für Schiene und Bus „in Echtzeit“ angezeigt werden sollen.

Auch der Zeittakt der „Alex-Züge“ wird verdichtet: Ab Dezember 2017 rollt der erste Zug schon täglich um vier Uhr ab Schwandorf nach München. Abends fährt der letzte Zug erst um 22.44 Uhr und damit eine Stunde später von München nach Schwandorf ab. Beide Züge halten auch in Maxhütte-Haidhof und Regenstauf.

Von München via Schwandorf in Richtung Weiden und Hof verbessert sich das Angebot zusätzlich. Nach Weiden wird es künftig neun statt bisher sechs Direktverbindungen je Werktag geben. In Richtung Furth im Wald-Prag wird das Angebot von derzeit vier auf künftig sieben Zugpaare pro Tag ausgebaut. Allerdings bleiben die Reisezeiten auf den „Alex“-Strecken unverändert. Nur zwischen München und Regensburg sind die Reisenden künftig fünf Minuten schneller unterwegs.

Härtere Strafen für Unpünktlichkeit

Das Warten auf eineschnelle Verbindung nach Pragdauert also weiter an. Nur die Naabtalstrecke nährt derzeit die Hoffnung auf schnelleres und komfortableres Reisen. Die Bremse hat der Entwurf für den neuen Bundesverkehrswegeplan gelöst, in dem der Elektrifizierung der Trasse hohe Priorität eingeräumt wird. Die Bahn hat bereits die Einrichtung einer Intercity-Strecke von München über die Oberpfalz und Berlin nach Rostock-Warnemünde angekündigt. Sorgen bereiten aber die neue Rolle der Naabtaltrasse als internationale Güterzugstrecke, auf der nach einer Prognosebis zu 80 Güterzüge pro Tag durch das Naabtal fahren werden.

Großen Wert legt die BEG auf Sauberkeit und Serviceorientierung. Dazu gehört auch die Pünktlichkeit – ein Wert, der beim „Alex“ immer wieder für Ärger sorgt, besonders auf der Verbindung von und nach Prag. Verbesserungen erhofft sich die Eisenbahnbehörde von einem neuen Verfahren: Im Rahmen eines Minutenverfahrens wird zukünftig die Höhe der Verspätung berücksichtigt. Ist der Zug z. B. 15 Minuten später dran, wird das höher geahndet als eine Verspätung von sechs Minuten. Zusätzlich werden bereits Verspätungen von mehr als drei Minuten statt bisher erst über sechs Minuten als unpünktlich gewertet. „Diese Neuerungen erhöhen den Anreiz für die Verkehrsunternehmen, Verspätungen bei jeder Verspätungshöhe abzubauen“, lässt die BEG auf Nachfrage mitteilen. Wie hoch die „Entgeltminderungen“ bei Verspätungen ausfallen können, beantwortet die Behörde mit Verweis auf „Betriebsgeheimnisse“ nicht.