Rückschlag
Schmack Biogas: 50 Jobs fallen weg

Die Viessmann-Gruppe trennt sich im Geschäft mit dem Biogas vom Anlagenbau. Betroffen sind rund 50 Mitarbeiter in Schwandorf.

03.05.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr

Dunkle Wolken über Schmack Biogas: 50 Beschäftigte müssen gehen. Foto: Dietmar Zwick

Die schlechte Nachricht verkündeten am Mittwoch Geschäftsführer der Schmack Biogas GmbH und der Viessmann-Gruppe im Rahmen einer Betriebsversammlung: Am Standort Schwandorf sollen 50 Arbeitsplätze abgebaut werden, weil das Neugeschäft mit Biogas-Anlagen in Deutschland praktisch zum Erliegen gekommen ist. Die Viessmann-Gruppe, zu der seit 2010 auch die Schmack Biogas GmbH gehört, „wird sich künftig auf die Wartung und Optimierung von bestehenden Anlagen konzentrieren. Zugleich zieht sich das Unternehmen aus dem Geschäft der Planung und Erstellung neuer Biogas-Anlagen zurück“, heißt es in einer aktuellen Presseerklärung.

Mit dem Stellenabbau reagiert die Viessmann-Gruppe nach eigenen Angaben auf die „insgesamt schwache Entwicklung der Biogas-Branche“. In Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Markt der Branche, würden „aufgrund der politischen Rahmenbedingungen seit mehreren Jahren kaum mehr neue Anlagen gebaut“, so die Mitteilung. Das Ausland könne diese Entwicklung „bei weitem nicht kompensieren“. Erst im März dieses Jahres hatte Schmack Biogas nach Angaben auf der Unternehmens-Homepage den zweiten Auftrag für eine Biomethan-Anlage in Nordfrankreich an Land gezogen.

Weiter führen wird die Schmack Biogas GmbH am Standort Schwandorf mit rund 100 Mitarbeitern ihr Servicegeschäft, das laut Mitteilung der Viessmann-Gruppe „angesichts eines Gesamtbestands von rund 8000 Anlagen allein in Deutschland weiter interessant“ sei. „Repowering“ nennt sich das Geschäftsfeld, mit dem die Viessmann-Gruppe weiter punkten will. „Service und Wartung sind sehr wichtig bei solchen Anlagen. Die Technik hat sich weiter entwickelt. Und bei geringeren Einspeisevergütungen ist es umso wichtiger, die Effizienz der bestehenden Anlagen zu optimieren“, erläuterte Albrecht v. Truchseß, Leiter Unternehmenskommunikation bei Viessman, auf Anfrage unseres Medienhauses. Auch am gemeinsamen Betrieb der Biogasanlagen zusammen mit dem Bayernwerk soll festgehalten werden.

Bleiben soll nach seinen Worten auch die eigenständige MicrobEnergy GmbH, für die in Schwandorf etwa 20 Spezialisten daran arbeiten, biologische Systeme – sprich: Mikroben – für die Methanisierung von Wind- oder Solarstrom zu optimieren. Die Entwicklung von „Power to gas“, das Erdgasnetz als Stromspeicher, ist die Vorstellung, die das Unternehmen unter dem Dach der Viessmann-Gruppe antreibt.

Für die 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus der Schmack Biogas GmbH ausscheiden sollen, bemüht sich die Viessmann-Gruppe nach eigenen Angaben um „sozialverträgliche Lösungen“. Laut Unternehmenssprecher v. Truchseß sollen den betroffenen Mitarbeitern teilweise auch Arbeitsplätze in anderen Konzerngesellschaften angeboten werden. Die Mehrzahl der Betroffenen dürfte allerdings eher im regionalen Arbeitsmarkt eine Chance sehen.

Der Rückzug der Schmack Biogas GmbH aus dem Anlagenbau markiert den vorläufigen Endpunkt einer Entwicklung, die mit der Aufnahme der Geschäftstätigkeit durch Ulrich Schmack 1995 ihren Anfang genommen hatte. Dank dem boomenden Markt bei den Biogasanlagen wuchs das Unternehmen schnell. Man siedelte von Burglengenfeld nach Schwandorf um. 2006 folgte der Börsengang, firmierte das Unternehmen als Schmack Biogas AG. Nur drei Jahre später, im Oktober 2009, musste die Aktiengesellschaft jedoch Konkurs anmelden – „zu schnell gewachsen“, urteilte ein Sanierer. Knapp 300 Mitarbeiter waren zuletzt am Hauptsitz Schwandorf beschäftigt.

Ein Jahr später, 2010, konnte die Geschäftstätigkeit der Schmack Biogas GmbH unter dem Dach der Viessmann-Gruppe wieder aufgenommen werden. Doch die Nachfrage entwickelte sich nicht im Gleichklang mit den hohen Erwartungen. Laut Viessmann-Sprecher v. Truchseß war auf dem Markt für neue Biogasanlagen schon im Jahr 2012 nur noch wenig Bewegung – ein Trend, der sich mit der Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014 noch einmal verschärfte. Damals wurde die Einspeisevergütung für Biogasanlagen um fünf Prozent gekappt – angesichts der erforderlichen Investitionen scheuten nun viele Landwirte und andere Interessenten das Risiko.

Immerhin ein Trost für die ausscheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Viele von ihnen werden wohl kaum Probleme haben, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Denn bei den Betroffenen handelt es sich laut v. Truchseß „teilweise um hoch qualifizierte Ingenieure“.

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