Europameisterschaft
„Mission Böhmisch“ holt EM-Titel

Bei der ersten Teilnahme an einem großen Wettbewerb holten sich die Musiker um Daniel Käsbauer den Titel in der Höchststufe.

26.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:31 Uhr

Nach so einem Erfolg, wie dem fast unerwarteten Gewinn eines Europameister-Titels dürfen dem „Chef“, Daniel Käsbauer (oben, dritter von rechts) auch schon mal ein Paar Hörner ins Bild gehalten werden. Foto: Patrick Oroudji

„Bläser-Performance der Superlative“ titelte unser Medienhaus den Bericht zurKonzertveranstaltungmit drei Kapellen im November 2016 in der Schwarzachtalhalle aufgrund der enormen Qualität, die seinerzeit auf die Bühne gebracht worden war. Initiator war der gebürtige Seebarner Daniel Käsbauer, der bei dieser Gelegenheit das noch relativ junge Orchester „Mission Böhmisch ...“ der Öffentlichkeit präsentierte. Welch enormes Können wirklich in den Musikern steckt, stellten sie jetzt Mitte des Monats bei der 18. Europameisterschaft der Böhmischen und Mährischen Blasmusik in Bamberg eindrucksvoll unter Beweis. Sie errangen in der Höchststufe den Titel des Europameisters.

Ein Auf und Ab der Gefühle

„Wenn ich jetzt darüber rede, kriege ich schon wieder Gänsehaut“, sagte Daniel Käsbauer im Gespräch mit unserem Reporter. So emotional war es für ihn und die Musiker von „Mission Böhmisch“, aus der Hand der Bayerischen Staatsministerin Melanie Huml die Trophäe überreicht zu bekommen. In der Höchststufe anzutreten sei die einzige Möglichkeit zur Teilnahme gewesen, weil das Reglement es so fordere, wenn auch professionelle Musiker dem Orchester angehören.

„Selbst als feststand, dass die Konkurrenz aus Österreich und Hessen auf den Plätzen zwei und drei gelandet war, blieb noch ein Rest Ungewissheit, weil wir mindestens 92 Punkte erreichen mussten“, schildert er das Auf und Ab der Gefühle bei der Siegerehrung. Und dann die Erleichterung: Käsbauer und sein Orchester hatten die Titel mit einem bis dato unerreichten Ergebnis von 95,83 von 100 Punkten erspielt.

Erreicht hatte dies das Stammorchester, wie es, bis auf wenige Ausnahmen, auch in Neunburg vertreten gewesen war. Daniel Käsebauer stellte auch dessen Besonderheit heraus, die Zusammensetzung nicht nur aus professionellen Musikern, sondern ebenso aus ambitionierten Laien und Musikstudenten.

Begonnen hatte alles im November 2013, als Daniel Käsbauer und einige enge Musikerfreunde die Ambition hatten, Egerländer Blasmusik nicht nur unterhaltend zu spielen, sondern konzertant darzubieten. Zu schade sei es, die böhmische Blasmusik nur als Hintergrundmusik abzutun.

Da die Musiker schon in Klassik, Jazz und Volksmusik in vielen verschiedenen Facetten unterwegs waren, ihnen aber ein Mosaiksteinchen, nämlich böhmische Blasmusik auf hohem Niveau fehlte, entstand vorerst ein Projekt „Böhmisch“. „Niemand ahnte damals, was aus dieser Idee bei Bier und Wein noch werden würde, da alle zeitlich sehr eingespannt waren“, schildert der Dirigent. Letztlich habe er sich entschlossen, das Projekt weiter zu verfolgen und auszubauen. Er holte weitere Musikanten und Freunde dazu. Nach mehrmaligen Zusammenkünften erfolgte die Wandlung vom unverbindlichem Projekt zur festen Kapelle im Egerländer Stil.

Käsbauer, in der Blasmusikszene bisher schon weit umhergekommen und in zahlreichen Orchestern und Formationen als Aushilfe aktiv, lernte seinerzeit Peter Jungkunst aus Bamberg kennen. Jungkunst, Schlagzeuger der Don Bosco Musikanten Bamberg, war es, der ihm die Teilnahme an der von ihnen ausgerichteten Europameisterschaft nahe legte. „Ich habe das meinen Musikern gegenüber demokratisch zur Abstimmung gestellt,“ erklärte Käsbauer, doch die waren sich einig: „Wir machen mit!“ Nun mussten die Wertungstücke aus einem Pool an Stücken, die je nach Leistungsstufe einen entsprechenden Schwierigkeitsgrad aufwiesen, ausgesucht werden. Fünf davon kamen ins Wertungsprogramm, darunter auch ein Marsch und ein Walzer.

Musik machen mit Spaß und Herz

„Die Proben waren echt anstrengend, da die Stücke aufgrund der Höchststufe natürlich extrem schwer komponiert sind“, erklärte Käsbauer, „Da ist jeder ein stückweit an seine Grenzen gestoßen!“ Die Gefahr sei gewesen, dass es zu steril klinge, weil sich jeder nur auf die Notenwerte konzentrieren würde, ergänzte Käsbauer. „Das ist wie mit dem Salz in der Suppe.“

Gut vorbereitet fuhren die Musiker schließlich nach Bamberg. Mit dabei eine stattliche Anzahl von Familienangehörigen, Freunden, Partnern und Fans. „Die haben uns prima unterstützt!“, merkte Käsbauer dankend an. „Schon beim Einspielen im Probenraum der Bamberger Symphoniker habe ich gemerkt, die Musiker sind heiß darauf zu spielen und ich gab ihnen noch mit: Spielt nicht mit angezogener Handbremse!“

Und so kam es, dass bei der Preisverleihung das unmöglich Geglaubte plötzlich Wirklichkeit wurde: Die „Mission Böhmisch“ aus Neunburg wurde Europameister in der Höchststufe. „Man muss sich das vorstellen wie beim Fußball, man bekommt die Trophäe in die Hand gedrückt, reckt sie in die Höhe und die Mannschaft brüllt aus Freude los.“, erklärte Käsbauer sichtlich überwältigt. „Das war das Beste, was ich mit meinen 27 Jahren je erlebt habe.“, sagte er. Der Schlüssel zum Erfolg sei wohl gewesen, Spaß auf der Bühne zu haben und mit Herz Musik zu machen.

Mehr Nachrichten aus dem Raum Neunburg lesen Sie hier.