Wirtschaft
Wachstum, made in Wackersdorf

Weil in Schwandorf ein Grundstück für die Ausbaupläne fehlte, zog der Baumaschinenhändler Kiesel in die Industriegemeinde um.

11.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:43 Uhr
Auf dem Gelände Wackersdorf präsentiert Kiesel-Vertriebsleiter Michael Braun ständig zwischen zehn und 25 Baumaschinen. −Foto: Heinzl

Nach dem Mercedes-Autohaus Widmannist jetzt ein weiterer Fahrzeughändler von Schwandorf nach Wackersdorf umgezogen: Bereits im Juli hat sich der Baumaschinenhandel Kiesel auf einem Grundstück an der Glück-Auf-Straße einquartiert. Anfang des nächsten Jahres ist die offizielle Eröffnung geplant, doch schon jetzt läuft das Geschäft – und wie.

Seit 16 Jahren ist Michael Braun (48) als Vertriebs- und Niederlassungsleiter für Baumaschinen tätig – zunächst für die Reif Baumaschinen mit Hauptsitz in Ansbach, später, nach der Übernahme, unter dem größeren Dach der Kiesel Gruppe. Das Unternehmen ist Deutschlands zweitgrößter Baumaschinenhändler – ein Verbund mit 34 Standorten und über 800 Mitarbeitern vor allem in Deutschland. Vetrieben und repariert werden insbesondere Hitachi-Baufahrzeuge, aber auch Fuchs-Umschlagbagger und Maschinen der Marke Giant.

„Wir sind wie ein Autohaus. Wir verkaufen und reparieren Baumaschinen“, beschreibt Michael Braun den Unternehmenszweck. Damit sind in Wackersdorf zurzeit 16 Mitarbeiter beschäftigt; aber eigentlich ist ein Großteil von ihnen meist auf Achse – vom Bayerwald bis hinauf nach Tirschenreuth reicht das Einzugsgebiet, dann wieder die gesamte Oberpfalz hinab und bis nach Eichstätt. Fast alle Reparaturen erfolgen vor Ort, denn es macht wenig Sinn, einen Bagger mit technischen Problemen mit einem Schwertransporter kilometerweit durch die Gegend zu kutschieren. Fünf fahrbare Werkstätten stehen für den Service vor Ort zur Verfügung.

Das Geschäft brummt

Das Geschäft brummt, denn die Baukonjunktur bricht zurzeit alle Rekorde. Und so peilt Michael Braun nicht nur die Zehn-Millionen-Grenze beim Umsatz, sondern auch einen Ausbau der Mitarbeiterzahlen an. 20 könnten es schon sein, sagt er, aber es ist nicht ganz einfach in diesen Tagen, geeignetes Personal zu finden. Bei Kiesel in Wackersdorf wird deshalb auch ausgebildet – mit dem Ziel, die jungen Leute zu übernehmen. Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre zum „Mechatroniker für Land- und Baumaschinen“, wie der Ausbildungsgang auf Neudeutsch heißt. Die Kiesel-Gruppe unterhält dafür sogar eine eigene Akademie.

Eine Sorge wenigstens ist der Niederlassungsleiter inzwischen losgeworden: In Wackersdorf ist endlich genügend Platz. Das neue, rund 6000 Quadratmeter große Grundstück liegt direkt am Zubringer Industriestraße. Hier können zwischen zehn und 25 Baumaschinen vor Ort präsentiert werden. Die Werkstätten sind großzügig, die Regallager ebenfalls. Die Kiesel-Niederlassung hat sich langfristig eingemietet. Doch Braun will das in Privatbesitz befindliche Areal möglichst bald selbst erwerben.

Angefangen hat die Geschichte der Baumaschinen-Niederlassung im Mai 2005 in Schwandorf, auf einem 1800 Quadratmeter großen Grundstück an der Industriestraße. Schon nach zwei Jahren war eine Vergrößerung auf 3000 Quadratmeter fällig; doch damit war das Ende der Fahnenstange noch immer nicht erreicht. Am 1. Januar 2012 übernahm die Kiesel Gruppe den Geschäftsbetrieb. Wenig später hat Michael Braun bei der Stadt Schwandorf telefonisch nach einem sechs- bis 7000 Quadratmeter großen Industriegelände nachgefragt. „Wir sind einfach aus allen Nähten geplatzt“, erinnert sich der Niederlassungsleiter.

Doch staunend musste der Unternehmer zur Kenntnis nehmen, dass Schwandorf für die Ausbaupläne eine schlechte Adresse war. Es gab mehrere Gespräche mit der Stadtverwaltung, „doch es ist nicht ein einziges Angebot gekommen, nicht für einen Quadratmeter“, sagt Braun. Der Vertriebsleiter hatte sich nach eigenen Worten selber nach möglichen Flächen umgesehen und unter anderem das Interkommunale Gewerbegebiet oder ein Areal in der Nähe der Verbandskläranlage ins Gespräch gebracht. Doch offenbar waren hier keine Flächen verfügbar. Irgendwann zog Michael Braun den Schlussstrich: „Das Ganze hat sich ein Jahr hingezogen. Am Ende habe ich mir gesagt: Ich brauche Schwandorf nicht“.

30 Prozent mehr Kundenfrequenz

Als Glücksfall erwies sich schließlich, dass in Wackersdorf ein geeignetes Areal zur Verfügung stand. Ganz früher war hier die Firma Seebauer Melkmaschinen ansässig, erzählt der Vertriebsleiter, dann kam die BayWa und später verschiedene Lkw-Werkstätten. Einen fünfstelligen Betrag hat die Kiesel Gruppe in die Hand genommen, um auf dem Gelände die nötige Infrastruktur zu schaffen. Doch längst beginnt sich die Investition auszuzahlen. „Der Standort hier ist günstiger. Die Verkehrsanbindung ist optimal. Selbst die Kundenfrequenz hat sich um 30 Prozent erhöht“, schwärmt der Vertriebsleiter. Und das, obwohl ein Großteil des Geschäfts auf langjährigen Kontakten mit Stammkunden beruht, die einen 150 000-Euro-Bagger schon mal am Telefon und per Handschlag ordern.

Michael Braun fühlt sich in Wackersdorf „bestens aufgehoben“, findet es „schade, dass ich das nicht eher gemacht habe“. Nach seinen Worten liegt das auch daran, dass hier Wirtschaft einfach Chefsache ist. Der Vertriebsleiter sagt es so: „Wenn ich ein Problem habe, dann gibt es da eine Telefonnummer. Und dann ist das Problem nicht mehr mein Problem.“