Experten-Tipp
Vorsicht, wenn die Leiste zwickt!

Leistenbeschwerden können viele Ursachen haben. Nur mit der richtigen Diagnose ist eine erfolgreiche Therapie bei diesem Krankheitsbild möglich.

11.09.2012 | Stand 16.09.2023, 7:25 Uhr
Christoph Renz

Auch Fußball-Profis wie Arjen Robben sind anfällig für Leistenbeschwerden. Foto: dpa

Viele Sportler kennen das Problem mit der Leiste. Leistenbeschwerden sind eine der häufigsten Beschwerdebilder im Sportbereich. Männer sind acht- bis neunmal häufiger betroffen als Frauen. Oft denkt man bei Leistenbeschwerden sofort an einen Leistenbruch oder an die sogenannte weiche Leiste. Dies ist aber nicht immer der Fall. Häufig verbirgt sich die Ursache an anderer Stelle.

Dass die Leiste leicht Probleme macht, hat mit dem Leistenkanal zu tun. Der vier bis fünf Zentimeter lange, schräg verlaufende Spalt am unteren Ende der Bauchwand stellt eine natürliche Schwachstelle dar, durch die sich Gewebe aus dem Bauchraum nach außen unter der Haut vorstülpen kann. Manchmal ist sogar etwas Darm oder – in den seltenen Fällen, in denen Frauen betroffen sind – ein Teil des Eierstocks mit dabei. Leistenbrüche sind die häufigsten äußeren Eingeweidebrüche. Wie aber schon erwähnt, sind nicht nur Leistenbrüche oder die weiche Leiste die Grundlage der Beschwerden. Viele Strukturen in der näheren Umgebung können Schmerzen im Leistengebiet auslösen.

Hierzu zählen Erkrankungen des Hüftgelenks (zum Beispiel Hüftarthrose, Hüftkopfnekrose, Impingement), Steinleiden im Nieren- und Harnleitersystem, Lymphkontenschwellungen, Krampfadern und Aussackungen von Schlagadern im Leistenbereich. Des Weiteren kann der Grund für Leistenschmerzen in einer Entzündung oder Instabilität am Schambein liegen. Bei Frauen sind die Endometriose oder Eierstockzysten eine der möglichen Ursachen und bei Männern Hoden-/Nebenhodenleiden oder Prostataerkrankungen. Auch können Muskeln Leistenbeschwerden auslösen. Zu den am häufigsten betroffenen Muskeln zählen die Adduktoren (M. adductor longus, M. gracilis), die Hüftbeuger (M. iliopsoas, M. rectus femoris, M. sartorius), Bauchmuskulatur (M. rectus abdominis) und Muskeln an der Lendenwirbelsäule (M. quadratus lumborum). Eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis iliopectinea) findet man auch in manchen Fällen vor. Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule (Engpasssyndrome von Nerven, Nervenwurzelreizungen, Wirbelarthrosen, Bandscheibenvorfälle) und des Kreuzbeines (ISG-Blockaden) gehören ebenfalls zu den Ursachen für Schmerzen im Leistenbereich.

Bei Laufsportlern kann der Ursprung der Beschwerden im Foramen obturatum (knöcherne Öffnung zwischen Schambein und vom Sitzbein) liegen. Durch diese Öffnung verlaufen Nerven, Venen und Arterien, die die Beine versorgen.

Je nach Krankheitsbild spielen innerhalb der Traditionellen Chinesischen Medizin die Meridiane Blase, Niere, Leber, Gallenblase, Milz und Magen eine bedeutende Rolle. Da Leistenbeschwerden eine Großanzahl an möglichen Ursachen haben kann, ist eine genaue und differenzierte Diagnostik von Bedeutung. Nur mit der richtigen Diagnose ist eine erfolgreiche Therapie bei diesem oft langwierigen Krankheitsbild möglich.