Bodybuilding
Abensberger betritt Bodybuilder-Bühne

Kevin Weichinger (22) trainiert seit seinem 16. Lebensjahr. Mit Muskeln und Grips macht der Zwei-Meter-Hüne seinen Weg.

24.04.2015 | Stand 16.09.2023, 7:06 Uhr
Kevin Weichinger will im Bodybuilding nach oben. −Foto: Fotos: privat

Flammend – nicht anders kann man es nennen, wenn Kevin Weichinger über seine große Leidenschaft, das Bodybuilding, spricht. Der 22-jährige Abensberger redet nicht dem Muskelwahn das Wort, sondern einem „gesunden Leben, ohne Alkohol, ohne Zigaretten, einem Leben mit viel Disziplin. Das mir ungeheuer viel Spaß macht.“ Seit sieben Jahren arbeitet der Elektroniker einer Regensburger Firma an seinem Körper, im Vorjahr machte er erste Schritte zu Bodybuilding-Wettkämpfen. Heuer startet der Zwei-Meter-Mann voll durch.

Seit 17 Wochen ist Weichinger in der Wettkampfphase. Die Tage sind akribisch eingeteilt. „Um vier Uhr früh stehe ich auf“, erzählt er. Das Frühstück besteht aus acht Eiklar und einem Ei, dazu wie zu jeder Mahlzeit 25 g ungekochter Reis. Kurz vor sechs beginnt der Babone mit der Arbeit in Regensburg. Die Brotzeit setzt sich aus 200 g Blumenkohl und 200 g Hähnchen zusammen, zu Mittag ersetzen 200 g Fisch das Huhn. Um 14.30 und 16 Uhr sind wieder 200 g Hähnchen nebst Beilagen die Hauptnahrung.

Drei Stunden Training am Tag

Dann geht’s ins Fitnessstudio, dem Babo Fit. Drei Stunden trainiert Weichinger. „Eineinhalb bis zwei Stunden mit Hanteln, danach steige ich 50 Minuten aufs Laufband oder den Crosstrainer.“ Daneben gibt er als Fitnesstrainer Stunden und steht als Ernährungscoach zur Verfügung. Gegen 21 Uhr kommt er nach Hause, lädt noch 250 g Spargel, 250 g Fisch und 100 g Süßkartoffeln auf. „Das geht seit Wochen so. Da lernst du dich und deine Grenzen kennen.“ Seine Mutter Brigitte Groß sagt: „Phasenweise ist er nicht ansprechbar.“ Samstags geht der 22-Jährige zum Schwimmen, um Kalorien zu verbrennen. „Sonntag ist Ruhetag.“

Bodybuilding, so der junge Mann, „fasziniert mich. Ich bin mit vollem Herzen dabei und mit großer Disziplin, sonst kannst du diesen Sport vergessen.“ Schon als Kind war Kevin sportlich unterwegs: Judo, Karate, Boxen, Thaiboxen – alles probierte er in einer Clique mit Freunden aus. „Mit 15 sind wir ins Fitnessstudio, auch wieder aus Spaß am gemeinsamen Training. Und natürlich, um die Mädels zu beeindrucken“, schmunzelt er.

„Wir hatten keine großartigen Pläne, wir hatten vor allem keine Ahnung von nix.“ Als Weichinger über die Mittlere Reife seine Berufsausbildung begann, rückte der Kraftsport in den Hintergrund. „Vor etwa zwei Jahren begann ich mich intensiv mit Bodybuilding zu befassen.“ Der Babone durchforstete das Internet, kaufte Bücher und richtete sein Leben nach gesunder Ernährung und konsequentem Training aus. Eiweiß, Aminosäuren und Vitaminpräparate gehören für ihn dazu – aber keine Anabolika: „Ich trete nächstes Jahr in einer Liga der Natural-Athleten an. Wir lehnen jegliche Substanzen ab.“ Schon jetzt unterzieht sich der 22-Jährige Dopingtests.

Nie zufrieden mit dem Körper

Im vergangenen Jahr fuhr Weichinger erstmals zu Wettkämpfen, als Zuschauer. „Ich war begeistern von den Leuten, auch wie sie miteinander umgehen.“ Vor allem gewann er den Eindruck: „Ich bin nicht so weit weg von denen.“ Der Abensberger holte sich einen Coach. Über den Winter baute er mit 5500 Kalorien am Tag aus Kartoffeln, Reis, Gemüse, Obst Fisch und Fleisch sowie Training mit schweren Hanteln Muskelmasse auf. „In der Wettkampfsaison geht’s darum, die Muskeln zu halten und jedes Fett zu eliminieren.“

Bei seinem Debüt verpasste Weichinger unter 13 Newcomern knapp das Finale der besten Fünf. „Aber die Veranstaltung war ein weiterer Motivationsschub.“ Mit der Bodybuilderin Yvonne van der Horst hat er zwischenzeitlich eine bekannte Dame der Szene als Betreuerin an der Seite, die sagt. „Dein Körper ist gut, ich werde ihn noch besser machen.“ Am 3. Mai tritt der Babone zur Süddeutschen Meisterschaft an. „Ich will mich für die nationale Entscheidung qualifizieren.“

Durch seine Größe von zwei Metern ist der 22-Jährige eine Ausnahmeerscheinung. „Die meisten Bodybuilder sind zwischen 1,75 und 1,80.“ Die Vorurteile gegenüber seiner Spezies sind ihm bekannt: viele Muskeln, wenig Grips. Weichinger lacht. „Ich mache neben meinem Beruf im Fernstudium den Elektrotechniker, habe die Scheine für den Fitnesstrainer abgelegt und ein Seminar als Ernährungscoach besucht. Ich glaube nicht, dass ich dumm bin.“ Deshalb träumt er auch nicht naiv von einer Profi-Laufbahn. „Natürlich würde ich zu einer Karriere im Stil eines Arnold Schwarzenegger nicht Nein sagen, aber das sind ganz andere Welten.“

Für Mädels, die er in den Anfängen beeindrucken wollte, hat er keine Zeit. Dabei kennt er eine Seite an sich, um die Frauen nur zu gut wissen: „Ich bin mit meinem Körper nie zufrieden.“